Hans-Watzlik-Straße

Lage im Stadtplan

Empfehlung der Kommission:

Kontextualisierung. Am 28.11.2019 durch den Stadtrat bestätigt (BSV/19/03745-1).

Erläuterung: In den Augen der Kommissionsmitglieder soll auf die problematischen Aspekte in der Biographie Hans Watzliks hingewiesen werden. Die Kommission schlug deshalb ein Ergänzungsschild mit folgendem Text vor:
Diese Straße ist nach dem sudetendeutschen Heimatdichter Hans Watzlik (1879-1948) benannt. Unbeachtet bei der Benennung 1960 blieb, dass er Mitglied der NSDAP war und sich mit einem Teil seiner Werke propagandistisch in den Dienst des nationalsozialistischen Regimes stellte.                         Stand 2019

Kurzbiographie: Hans Watzlik (1879-1948)
Geb. am 16.12.1879 in Unterhaid (Österreich-Ungarn, heute Dolní Dvořiště), gest. am 24.11.1948 in Tremmelhausen bei Regensburg. Kindheit in Böhmen. Ab 1899 Lehrer in Andreasberg im Böhmerwald. Ab 1921 erfolgreich als freier Schriftsteller. Zahlreiche Ehrungen (z.B. 1931 Tschechoslowakischer Staatspreis für deutsche Literatur, 1939 Eichendorff-Preis und Goethe-Medaille, 1940 Hans-Schemm-Preis, 1941 Adalbert-Stifter-Preis, 1942 Literaturpreis der Gauhauptstadt Linz). Seit 1938 (offenbar rückdatiert von 1939) NSDAP-Mitglied. Als Sympathisant der nationalsozialistischen Bewegung Verfasser zahlreicher Werke mit deutlicher völkisch-nationalistischer Prägung. 1946, nach Entnazifizierung, Ausweisung aus Tschechien nach verbüßter dreizehnmonatiger Haftstraße. Nach seinem Tod 1948 Auszeichnung durch die Stadt Regensburg mit einem Ehrengrab.

Schon früh erlangte Watzlik als Regional- und Heimatschriftsteller einige Bekanntheit, z.B. durch die Romane Der Alp (1914), Phönix (1916) und O Böhmen! (1917), die vor allem das Leben im Böhmerwald schildern, zum Teil aber auch antitschechische Ressentiments beinhalten. Die ausgeprägte volkstumsbezogene Heimat-Thematik in Watzliks Werken machte deren Instrumentalisierung im Sinne der NS-Ideologie naheliegend.

Den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich und die Annexion des Sudetenlandes hatte Watzlik begrüßt. Offenbar bereitwillig stellte er sich mit einem Teil seiner Werke in den Dienst der nationalsozialistischen Propaganda. Er publizierte häufig im Völkischen Beobachter und gab die völkische Zeitschrift Der Ackermann aus Böhmen heraus. Sein Werk, in dem er bewusst nationalistische und rassische Themen aufgriff, wurde wiederholt durch (von NS-zugehörigen Institutionen ausgelobte) hochdotierte Literaturpreise ausgezeichnet und auf offizielle Empfehlungslisten gesetzt. Dies, zusammen mit Vortrags- und Lesereisen, sicherte ihm ein sehr gutes Auskommen in der NS-Zeit.

Nach dem Krieg wurden zahlreiche seiner Werke als „eindeutig nationalsozialistisch“ eingestuft und z.T. verboten. Berüchtigt sind etwa Beiträge aus der Gedichtsammlung …ackert tiefer ins umstrittne Land oder in Sudetendeutschen Reden und Aufrufe. Hier finden sich, wie beispielsweise auch im Jugendbuch Roswitha Oder die Flucht aus Böhmen, unzweideutige Verherrlichungen der Person Adolf Hitlers.

Benennungsjahr: 1960

Literatur- und Quellenauswahl:

  • Bald, Albrecht: „Braun schimmert die Grenze und treu steht die Mark“. Der NS-Gau Bayerische Ostmark/Bayreuth: Grenzgau, Grenzlandideologie, wirtschaftliche Problemregion (Bayreuther Rekonstruktionen 2), Bayreuth 2014, S. 211-214.
  • Baur, Uwe: Die institutionellen Einbindungen Hans Watzliks während der Zeit des Nationalsozialismus, in: Koschmal, Walter/Maidl, Václav (Hrsg.): Hans Watzlik – ein Nazidichter?, Wuppertal 2006, S. 21-37.
  • Becher, Peter: Hans Watzlik 1933-1945. Zur Rezeption eines Sudetendeutschen Schriftstellers, in: Koschmal, Walter/Maidl, Václav (Hrsg.): Hans Watzlik – ein Nazidichter?, Wuppertal 2006, S. 57-74.
  • Koschmal, Walter: Der umstrittene Böhmerwald-Schriftsteller Hans Watzlik (1879-1948), in: Lappersdorf - Marktgemeinde zwischen Stadt und Land, Regensburg 2012, S. 158-163.
  • Rieß, Rolf: Hans Watzlik und der Nationalsozialismus – ein historischer Ansatz, in: Koschmal, Walter/Maidl, Václav (Hrsg.): Hans Watzlik – ein Nazidichter?, Wuppertal 2006, S. 38-56.
  • Text des Urteils des außerordentlichen Volksgerichts in Klattau über Hans Watzlik, 14.06.1946, in: Koschmal, Walter/Maidl, Václav (Hrsg.): Hans Watzlik – ein Nazidichter?, Wuppertal 2006, S. 263-266.
  • Watzlik, Hans: Sudetendeutsche Reden und Aufrufe, Oberplan 1940.
  • Ders: Roswitha oder Die Flucht aus Böhmen, Köln 1940.