Dr.-Mack-Straße

Lage im Stadtplan

Empfehlung der Kommission:

Umbenennung. Am 28.11.2019 durch den Stadtrat bestätigt (BSV/19/03745-1). Momentan wird, unter Einbindung des BKH, nach einem geeigneten neuen Straßennamen gesucht.

Erläuterung:

Es kann als gesichert gelten, dass sich Dr. Mack in seiner Position als Arzt an der menschenverachtenden nationalsozialistischen Rassen- und Gesundheitspolitik beteiligte. Die Weiterführung des Straßennamens erscheint der Kommission für Erinnerungskultur deshalb nicht tragbar, insbesondere, weil an dieser Straße das Bezirkskrankenhaus liegt. Sie empfiehlt die Umbenennung und das Anbringen eines Erläuterungsschildes mit folgendem Text:

Diese Straße war von 1986 bis 202? benannt nach Dr. Maximilian Ludwig Mack (1909-1966), Facharzt für Gynäkologie und Chirurgie am Augsburger Hauptkrankenhaus. Unbeachtet bei der Benennung blieb, dass während des Nationalsozialismus als „erbkrank“ diffamierte Personen mit seiner Beteiligung zwangssterilisiert wurden. (Stand 2019)

Kurzbiographie: Dr. Max Ludwig Mack (1909-1966)

Geb. am 08.08.1909 in Augsburg, gest. am 17.02.1966 in Westheim bei Augsburg. Ab 1929 Medizinstudium in München, 1934 Staatsexamen, 1936 Approbation, 1944 Promotion. Ab 1939 Facharzt für Gynäkologie. Seit 1934 am Hauptkrankenhaus tätig, zuerst als Medizinalpraktikant, dann als Assistenzarzt. Ab 1941 Facharzt für Chirurgie. Noch als Medizinalassistent holte ihn der Chefarzt des Augsburger Hauptkrankenhauses, Prof. Dr. Haecker, nach Augsburg. Nach der gynäkologischen und chirurgischen Fachausbildung vertrat Dr. Mack seinen zum Militärdienst einberufenen Chef bereits während des Krieges. Nach der Pensionierung von Prof. Dr. Haecker leitete Dr. Mack von 1948 bis 1966 die Chirurgische Klinik des Hauptkrankenhauses.

1934 trat das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ in Kraft, demzufolge alle Personen, die aufgrund bestimmter Krankheiten als „erblich minderwertig“ galten, zwangssterilisiert werden sollten. In diesem Zuge wurde in Augsburg vermutlich schon 1933 das Erbgesundheitsgericht beim Amtsgericht eingerichtet. Seine Aufgabe war die „Erb- und Rassenpflege“, v.a. wurden hier alle, üblicherweise von den Gesundheitsämtern gestellten Anträge zur (Zwangs)Sterilisation verhandelt. Bei allen als vererbbar eingeschätzten Krankheiten, zu denen man allerdings auch nach nationalsozialistischen Maßstäben unangepasstes oder sozial unerwünschtes Verhalten zählte, konnten Zwangssterilisationen angeordnet werden.
Beim Erbgesundheitsgericht Augsburg sind für 1934-1944 über 2.000 eingeleitete Verfahren registriert. Die meisten (94%) wurden vor dem Krieg verhandelt. (die „Fortpflanzungsfähigkeit des deutschen Volkes“ sollte im Krieg nicht geschmälert werden.) Zwischen 1934 und 1943 wurde in mindestens 718 Verfahren die Sterilisation von Personen aus Augsburg angeordnet.

Das Städtische Krankenhaus wurde zur einzigen Vollzugsstelle im Wirkungskreis des Erbgesundheitsgerichts Augsburgs, also dem Ort, an dem alle von diesem angeordneten Zwangssterilisationen durchgeführt wurden. Dort mussten sich Hunderte Menschen, darunter auch Patienten der psychiatrischen Abteilung, der Sterilisation unterziehen. (Ungefähr 1% der im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten durchgeführten Eingriffe endete tödlich.) Zur Durchführung der Operationen waren die Ärzte Prof. Dr. Haecker, Dr. Schaulin und, in den Kriegsjahren, Dr. Klöck und Dr. Mack, ermächtigt. Zwar nahm ab 1939 die Zahl der Sterilisationen deutlich ab, sie wurden jedoch noch mindestens bis 1944 (für 1945 liegt keine Überlieferung vor) durchgeführt. Auch die Beteiligung Dr. Macks an Sterilisationen, die an von den Nationalsozialisten als „erbkrank“ bezeichneten Personen ohne deren Wunsch durchgeführt wurden, ist durch dessen Unterschrift auf ärztlichen Berichten im Bestand Erbgesundheitsgericht im Staatsarchiv Augsburg belegt.

Benennungsjahr: 1986

Literatur- und Quellenauswahl:

  • Artikel, Mack, Maximilian Ludwig in: Grünsteudel, Günther u.a. (Hrsg.): Augsburger Stadtlexikon, Augsburg 1998, S. 625.
  • Eberle, Annette: Die Ärzteschaft in Bayern und die Praxis der Medizin im Nationalsozialismus, Berlin 2017.
  • Klee, Ernst: „Euthanasie“ im Dritten Reich. Die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, Frankfurt a. Main 2014.
  • Krug, Eva: Das Hauptkrankenhaus zu Augsburg, Diss. München 1975.
  • Nerdinger, Winfried (Hrsg.): Bauten erinnern. Augsburg in der NS-Zeit (Schriften des Architekturmuseums Schwaben 19), Augsburg 2012.
  • StadtAA, P 13, Nr. 4787