Bürgermeister-Widmeier-Straße

Lage im Stadtplan

Empfehlung der Kommission:

Kontextualisierung. Am 28.11.2019 durch den Stadtrat bestätigt (BSV/19/03745-1).

Erläuterung:

Trotz Literatur- und Archivrecherchen konnte die Kommission für Erinnerungskultur nur vergleichsweise wenig Informationen zur Biographie Xaver Widmeiers zusammentragen. Insbesondere in entscheidenden Punkten (v.a. der ungeklärten Rolle bei der Errichtung des KZ-Außenlagers in Haunstetten) stand ihr nicht ausreichend Quellenmaterial für eine fundierte Beurteilung zur Verfügung.

Hier wären umfangreichere Archivrecherchen notwendig, die im Rahmen der Arbeit der Kommission aus Zeitgründen nicht geleistet werden konnten. Sie regt deshalb zum einen an, die Biographie Widmeiers weiter zu erforschen. Zum anderen hält es die Kommission für sinnvoll, ein Kontextschild zur Bürgermeister-Widmeier-Straße anzubringen und empfiehlt hierzu den folgenden Text, der den aktuellen – begrenzten – Wissensstand auf neutrale Weise festhält:

Xaver Widmeier (1890-1955) war langjähriger Bürgermeister (1919-1933 als Mitglied der SPD, 1933-1945 als Mitglied der NSDAP, 1948-1955 als Parteiloser) und ab 1952 Ehrenbürger von Haunstetten. Die Straße wurde 1955 nach ihm benannt. (Stand 2019)

Kurzbiographie: Xaver Widmeier (1890-1955)

Geb. am 15.10.1890 in Haunstetten, gest. am 11.10.1955 ebenda. Seit 1919 Erster Bürgermeister von Haunstetten, 1924 und 1929 jeweils mit großer Mehrheit wiedergewählt. 1933 Austritt aus der SPD und Eintritt in die NSDAP. Von dieser im Amt bestätigt. 1945 von der Besatzungsmacht entlassen. Im April 1948 mit 79,2% der Stimmen als Bürgermeister (parteilos) wiedergewählt. Bis zu seinem Tod im Jahr 1955, zeitweise als dienstältester Bürgermeister in Bayern, im Amt.

In Widmeiers Amtszeit fiel die Entwicklung Haunstettens zum Siedlungsschwerpunkt und modernen Industriestandort in den 1920er und 1930er Jahren. Er war erklärter Gegner der Eingemeindungspolitik der Stadt Augsburg. Das 1952 zur Stadt erhobene Haunstetten ernannte ihn im selben Jahr zum Ehrenbürger. Mit der Eingemeindung nach Augsburg wurde Widmeier 1972 auch zum Augsburger Ehrenbürger.

Durch sein Amt war Widmeier vermutlich in den Aufbau des KZ-Außenlagers in Haunstetten involviert. Im Spruchkammerverfahren wurde er als „Mitläufer“ eingestuft und zu einer Zahlung an einen Widergutmachungsfond und zur Übernahme der Verfahrenskosten verurteilt.

Benennungsjahr: 1955

Literatur- und Quellenauswahl:

  • Artikel Widmeier, Xaver, in: Grünsteudel, Günther u.a. (Hrsg.): Augsburger Stadtlexikon, Augsburg 1998, S. 929.
  • Filser, Karl/Feigl, Ludwig: Haunstetten im Jahre 1945, Augsburg 1995.
  • Hetzer, Gerhard: Die Industriestadt Augsburg, in: Broszat, Martin u.a. (Hrsg.): Bayern in der NS-Zeit III. Herrschaft und Gesellschaft im Konflikt, Teil B, München u.a. 1981, S. 1-234.
  • Settele, Walter: Haunstetten. Geschichte, Episoden, Bilder, Haunstetten 1983.
  • StAA, Spruchkammer Augsburg Land, W – 212.