Ernst-Moritz-Arndt-Straße

Lage im Stadtplan

Empfehlung der Kommission:

Vorerst kein Handlungsbedarf.

Erläuterung:

Die Kommission hat beschlossen, sich zuerst mit denjenigen Straßennamen zu befassen, deren Namensgeber möglicherweise in die Verbrechen des Nationalsozialismus involviert waren. Hier sieht die Kommission, auch über die sieben bereits behandelten Straßen hinaus, den dringlichsten Handlungsbedarf. Erst wenn diese Prüfung abgeschlossen ist, soll eine Beschäftigung mit anderen Namensgebern beziehungsweise Epochen stattfinden. Eine Auseinandersetzung mit Ernst Moritz Arndt (1769-1860) erscheint legitim und notwendig, wird folglich aber hintangestellt.

Kurzbiographie: Ernst Moritz Arndt (1769-1870)

Geb. am 26.12.1769 in Groß Schoritz (auf Rügen), gest. am 29.01.1860 in Bonn. Ab 1791 Studium der evangelischen Theologie, Geschichte, Erdkunde, Völkerkunde, Sprachen und Naturwissenschaften in Greifswald und Jena. 1800 Habilitation in Geschichte und Philologie in Greifswald, ab 1801 Tätigkeit als Privatdozent. Ab 1806 dort außerordentliche Professur an der philosophischen Fakultät. Gegner der napoleonischen Besetzung, als solcher politisch verfolgt. Publikation zahlreicher populärer patriotischer Gedichte und Lieder sowie gegen Frankreich gerichteter Schriften. Ab 1818 Professur für Geschichte in Bonn, ab 1841 Rektor der Bonner Universität. Vom 18.05.1848 bis 20.05.1849 Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung. Bis zu seinem Tod im Jahr 1860 als politischer Literat tätig.

Arndt hat sich als Patriot in einem restaurativen politischen Umfeld in Wort und Schrift und unter Inkaufnahme langjährigen Berufsverbots und persönlicher Verfolgung für die geistige und politische Überwindung der deutschen Kleinstaaterei und die Schaffung eines Nationalstaats mit demokratischen und liberalen Rechten eingesetzt. Er kämpfte gegen die „Pfaffenherrschaft“, Pressezensur und Leibeigenschaft; er stritt für unabhängige Rechtsprechung, allgemeine Schulbildung und für eine die Zivilisten schonende Landkriegsordnung, die erst hundert Jahre später zu internationalem Recht wurde.

Während seine Ansichten und die nationale Überhöhung alles „Deutschen“ von vielen seiner Zeitgenossen geteilt wurden, stechen der starke Franzosenhass und der tiefe, rassistische Antisemitismus Arndts deutlich hervor. Selbst für seinen zeitlichen Kontext schlug Arndt extrem rassistische Töne an, engagiert schrieb er z.B. gegen „Vermischung“ der Völker und kennzeichnete die Deutschen als „nicht durch fremde Völker verbastardet“.
Seine Forderungen zur Schaffung eines deutschen Nationalstaates basierten neben chauvinistischen nicht zuletzt auf rassischen und antisemitischen Argumentationen. In seinen Schriften nahm er rassistische Kategorien wie jene der „Rassenreinheit“ vorweg, die sich später die Nationalsozialisten zu eigen machten.
Während und nach der NS-Zeit wurden zahlreiche Straßen, Schulen etc. nach Arndt benannt. Die ebenfalls von den Nationalsozialisten benannte Universität von Greifswald hat sich erst 2018 gegen die Weiterführung des Namens Ernst-Moritz-Arndt-Universität ausgesprochen.

Benennungsjahr: 1936