Am 28. April 1945 wurde Augsburg von amerikanischen Truppen eingenommen. Damit waren der Zweite Weltkrieg und die Schreckensherrschaft des Naziregimes für die Augsburger beendet.
Die Stadt hatte bei den Luftangriffen auf Augsburg 1944 schwere Schäden erlitten. Sie war in eine Ruinelandschaft verwandelt worden, und zu einem großen Teil völlig entvölkert. Das US-Militär drohte im April 1945, dass weitere 2.000 Bombenflugzeuge zum Angriff auf Augsburg bereitstünden. Die US-Truppen rückten ohne nennenswerten Widerstand von Nordwesten immer näher und eine erfolgreiche Verteidigung der Stadt war angesichts der äußerst geschwächten deutschen Kräfte illusorisch. Die deutsche Kriegsniederlage stand unmittelbar bevor und der Wunsch nach einer Kapitulation, um noch mehr Leid zu verhindern, lag im April 1945 in der Luft.
Der Augsburger Stadtkommandant Generalmajor Franz Fehn berief sich jedoch weiterhin auf seine Befehle – der Korpsbefehl vom 20. April 1945 lautete, „dass Bayern an Iller und Donau verteidigt und dem Gegner hier ein endgültiges Halt geboten werden muss“ – und wies eine Kapitulation bis zuletzt von sich. Das trieb einzelne Bürger an, durch Eigeninitiative aus dem Untergrund eine kampflose Übergabe der Stadt zu erreichen.
Am 27. April 1945 gelang es der Augsburger Freiheitsbewegung, mit den Amerikanern telefonisch Verbindung aufzunehmen und ihnen mitzuteilen, dass sich Augsburg ergeben wolle. Auch Oberbürgermeister Josef Mayr vermeldete den US-Truppen telefonisch, dass die Stadt kampflos übergeben werde. US-General John W. O’Daniel reagierte auf die Stimmungslage in Augsburg mit folgendem Befehl an seine Leute:
“I don't want you to fire at all into Augsburg unless it is actually observed firing, .... Keep your eyes open for white flags or other signs of surrender as we have had many indications....”
„Sie sollen keinen einzigen Schuss auf Augsburg abgeben, es sei denn, es werden tatsächlich Schüsse von dort aus beobachtet, .... Achten Sie besonders auf weiße Fahnen oder sonstige Zeichen einer Kapitulation, denn wir haben viele entsprechende Hinweise bekommen....“
– 7th Army, United States Army: The Seventh United States Army in France and Germany, 1944-1945: Report of Operations. Band 3. A. Gräf, 1946, S. 82
Bürger verbreiteten im ganzen Stadtgebiet die Nachricht, dass sich die Stadt bereits ergeben habe und dass weiße Fahnen gehisst werden sollen.[10] Sie beseitigten auch Brücken- und Straßensperren, um den Amerikanern den Einmarsch zu erleichtern. In der Nacht auf den 28. April 1945 führten Parlamentäre einen Stoßtrupp der 3rd Infantry Division ohne Zwischenfälle zur Kommandozentrale der Stadt. Die Befreier wurden mit weißen Fahnen begrüßt, die aus den Fenstern hingen. Auch vom höchsten Turm der Stadt, dem Kirchturm St. Ulrich und Afra, hing eine weiße Fahne.[11]
Die Augsburger Kommandozentrale befand sich in einem bombensicheren Bunker in der Innenstadt – dem Riedingerbunker, der nach der Zerstörung des Riedingerhauses am Obstmarkt zwischen den Ruinen erbaut worden war. Ein kleiner US-Trupp wurde in den frühen Morgenstunden dorthin geführt und drang in den Bunker ein. Der stellvertretende Gauleiter und SS-Standartenführer Anton Mündler erschoss sich selbst beim Eintreffen der Amerikaner. Stadtkommandant Franz Fehn war im Bunker anwesend und versuchte noch vergeblich, um Verstärkung zu telefonieren. Er wurde überwältigt und zusammen mit den anderen dort Anwesenden von den Amerikanern festgenommen. Damit war die NS-Herrschaft in Augsburg ohne Kampfhandlung beendet.
Historisches Gedächtnis
Die 7. US-Armee beschrieb das ungewöhnliche Geschehen in einem 1946 veröffentlichten Bericht mit den Worten:
“The capitulation of Augsburg in the central sector of Seventh Army's final Bavarian operations was one of the strangest stories of the advance through Germany (...) Augsburg was saved from the utter devastation which had come to Aschaffenburg, Wuerzburg, Heilbronn, Nuremberg, and Ulm, largely because of a unique subversive movement which facilitated the entrance of American troops.”
„Die Übergabe Augsburgs im zentralen Sektor der bayerischen Abschlußoperationen der 7. Armee war eine der seltsamsten Begebenheiten auf dem Vormarsch in Deutschland. (...) Augsburg wurde vor der völligen Zerstörung, die Aschaffenburg, Würzburg, Heilbronn, Nürnberg und Ulm ereilte, hauptsächlich durch eine einzigartige subversive Bewegung bewahrt, die den Einmarsch der amerikanischen Truppen erleichterte.“
– 7th Army, United States Army: The Seventh United States Army in France and Germany, 1944-1945: Report of Operations. Band 3. A. Gräf, 1946, S. 827 (books.google.de).
Eine genauere Betrachtung zeigt, dass die Augsburger Freiheitsbewegung aus mehreren unabhängigen Gruppen und Einzelpersonen bestand, die einander teilweise erst während der Aktionen entdeckten und ihre Kräfte vereinigten.[12][13]
An der Stelle, wo sich 1945 der Riedingerbunker befand, steht heute das Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Augsburg. Eine Gedenktafel an diesem Gebäude erinnert an die friedliche Befreiung der Stadt
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Augsburger_Freiheitsbewegung
https://www.augsburg.de/aktuelles-aus-der-stadt/detail/70-jahre-kriegsende-zeitzeugen-zu-gast-im-rathaus