Porzellanfigur
Ein Erinnerungsstück der Familie Petzold
Die  kleine gefasste Porzellanfigur stammte ursprünglich aus dem Besitz von  Maria Petzold, geb. Haubold, geboren am 10.2.1906 in Ansbach. Zusammen  mit ihrem Ehemann, dem Auktionator Fritz Petzold, betrieb sie einen  Handel mit alten Möbeln und ein Versteigerungshaus mit Lagerräumen in  der Karlstraße 2 im 1. Obergeschoss. Ihr Schwiegervater Johann Petzold  hatte das Geschäft bereits 1898 in Augsburg gegründet.
Die  schweren Bombenangriffe in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944  erlebten die Petzolds in einem Luftschutzkeller in der Karlstraße. Das  Geschäftsgebäude Ecke Karlstraße / Untere Maximilianstraße (heute  Karolinenstraße) wurde durch Bombenein- schläge bis auf wenige Teile der  Außenmauern schwer beschädigt bzw. partiell voll- ständig zerstört.  Dennoch versuchten beide noch in derselben Nacht, Habseligkeiten aus den  Trümmern ihrer einstigen Geschäftsräume zu retten. Nachdem große Teile  der Räume ausgebrannt und die Geschossdecken durch die Bombeneinschläge  eingestürzt waren, konnten sie sich nur mit Hilfe von Kleiderständern  aus Metall über die Durch- brüche im Fußboden hinwegbewegen. Der kleine  Porzellanputto war der einzige Gegenstand des gesamten Warenbestandes,  den sie unversehrt bergen konnten.
Zusammen mit vielen anderen  Menschen, die in den Luftschutzkellern ausgeharrt hatten, versuchte das  Ehepaar Petzold schließlich aus der zerstörten Innenstadt zu fliehen und  zu ihrer Wohnung in der Remboldstraße 15 ½ zu gelangen. Auf dem Weg  dorthin begegnete ihnen inmitten der Trümmer und der brennenden Stadt  ein völlig orientierungsloses Brauereipferd. Maria Petzold sollten  diesen Anblick ihr Leben lang nicht vergessen. Er brannte sich  sinnbildlich für die schrecklichen Erlebnisse dieser Nacht in ihr  Gedächtnis ein. Das nahegelegene Wohnhaus in der Remboldstraße war zwar  nur leicht getroffen worden, musste jedoch von den Bewohnern zunächst  gelöscht werden. Die Petzolds versuchten, einige persönliche  Habseligkeiten zu sichern, indem sie sie aus dem Fenster ihrer Wohnung  warfen. Dort waren diese Dinge aber vor Plünderungen der aus den Kellern  strömenden Menschen ungesichert und gingen großteils verloren.
Die  kleine Porzellanfigur fand hingegen als einer der wenigen geretteten  Gegenstände schließlich einen besonderen Platz neben anderen  Erinnerungsstücken in einer Vitrine im Hause ihrer Geschäftsnachfolger.  Der Versteigerungsbetrieb wurde nach dem Krieg zunächst in der  Remboldstraße 15 ½ weitergeführt, 1947 zur Kunsthandlung erweitert und  ist bis heute in Augsburg ansässig.
Das Stadtarchiv dankt der  Petzold KG für die leihweise Überlassung dieses Erinnerungsstücks an die  „Augsburger Bombennacht“ vom 25./26. Februar 1944.