Zwei Schäferhunde auf Sockel

Ein Erinnerungsstück von Barbara Escheu geb. Edel

Barbara Escheu geb. Edel war neuneinhalb Jahre alt, als der Bombenhagel in der Nacht auf den 26. Februar ihr Elternhaus in der Jakoberstraße 65 in Schutt und Asche legte. Ihr Vater Franz Edel hatte das Anwesen 1929 erworben und im Erdgeschoss eine Bäckerei eingerichtet. Den schweren Luftangriff erlebte Barbara mit Schwester und Mutter ─ der Vater war als Feldbäcker an der Ostfront ─ im Luftschutzkeller hinter dem Haus.  Gegen drei Uhr nachts entfloh die Familie der Enge des Kellers und suchte Zuflucht unter dem Jakobertor. „Die Mantelkrägen von uns Kindern sogen sich mit Phospor voll und drohten sich zu entzünden, sodass wir uns diese vom Hals reißen mussten“, erinnert sich Barbara Escheu noch 75 Jahre nach den Ereignissen.  Am nächsten Morgen bot sich der Familie ein Bild des Grauens. Das Haus war durch den Einsturz des unweit gelegenen Färberturms zerstört worden. Im Hinterhof türmte sich der Schutt bis zur Höhe des 1. Stocks auf. Ihres Zuhauses beraubt flohen Mutter und Töchter zunächst zur Verwandtschaft nach Rain am Lech, später nach Dillingen an der Donau, wo Barbara Echeus Mutter aufgewachsen war. Nach Kriegsende und der Heimkehr des Vaters im Juli 1945 kam auch die restliche Familie wieder zurück in die zerstörte Stadt ─ zu Fuß und nur mit einem Leiterwagen, wie Barbara Escheu bewegt schildert. Gemeinsam machte sich die Familie an die Räumarbeiten. Auch die beiden Mädchen halfen bei der Trümmerbeseitigung und entdeckten dabei die kleine Porzellanfigur. Wie durch ein Wunder hatten die Porzellanschäferhunde den Angriff unversehrt überstanden. Obwohl das Fundstück ursprünglich wohl einem Mieter des Hauses gehört hatte, hielt es die Familie als Symbol für den Schecken der Kriegsjahre und der entbehrungsreichen Nachkriegszeit in Ehren. Nach dem Wiederaufbau des Hauses wurde in der Bäckerei Edel in der Jakoberstraße ab November 1955 wieder Brot gebacken.  Für die Schenkung an das Stadtarchiv zum Gedenkjahr 2019 und für das bereitwillige Teilen der privaten Erinnerungen danken wir herzlich.