Schweinebraten im Glas

Ein Erinnerungsstück von Werner Gindorfer

Die Ereignisse der Bombennacht vom 25. auf den 26. Februar kann Werner Gindorfer nicht vergessen. Die erste Angriffswelle erlebte der damals 16-Jährige im Bunker unweit des Elternhauses in der Jakoberstraße 42. Alle Hausbewohner hatten sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht und überlebten, während ringsum ein Inferno unvorstellbaren Ausmaßes entbrannte. 

In der Feuerpause verschaffte sich Werner mit seinem Vater Friedrich noch einmal Zugang zur Wohnung im vierten Stock des alten Bürgerhauses. Die Wände und Fenster zur Straße waren bereits zerstört ─ es bot sich ein bizarrer Blick auf die brennende Stadt. Wie rund 80.000 andere Augsburger floh auch Familie Gindorfer am kommenden Morgen aus dem zerstörten Augsburg und fand schließlich in Paar bei Friedberg Zuflucht in beengten, aber sicheren Verhältnissen. 

In den folgenden Jahren kamen die Gindorfers immer wieder nach Augsburg. Aus dem Schutt des völlig zerstörten Hauses wurden die noch ganzen Ziegelsteine auf einen Wagen geladen und mit dem Fuhrwerk nach Paar gebracht, wo sie Grundstein für ein neues Familiendomizil fernab der Stadt bildeten.

Bei den Räumarbeiten gelangte Werner Gindorfer durch eine schmale Öffnung in den ehemaligen Vorratskeller und rettete dabei einige Einmachgläser. Einen geweckten Schweinebraten nahm er dabei als Erinnerungsstück zur Seite ─ schließlich hatte der Vater als Jäger im Augsburger Umland viele Kontakte zu Landwirten und an (zumeist schwarz geschlachtetem) Fleisch bestand auch in der Nachkriegszeit kein Mangel.

Das einzige Andenken an die Augsburger Wurzeln der Familie ist für Herrn Gindorfer bis heute ein Objekt von großem Symbolwert und auch ein Mahnmal: Künftigen Generationen sollen die traumatischen Erlebnisse seiner Jugend erspart bleiben. Unser Dank gilt Werner Gindorfer, der dem Stadtarchiv Augsburg diese besondere erinnerungsstück für diese Ausstellung leihweise überlies.