Der 28. April 1945: Kriegsende in Augsburg
Der 28. April 1945 ist für die Stadt Augsburg ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte. Denn an diesem Tag wurde der 2. Weltkrieg innerhalb der Stadt beendet. Mit dem Einmarsch der Amerikaner begann die Stationierung der US-Truppen.
Tagung „Frieden Erinnern – Demokratie stärken“
Anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsendes 1945 lud die Stadt Augsburg am 9. und 10. Mai 2025 ins Evangelische Forum Annahof zur Tagung „Frieden erinnern – Demokratie stärken“ ein. Zwei Tage lang diskutierten Expert*innen und Engagierte aus Wissenschaft, Bildungsarbeit und Zivilgesellschaft die bis heute hochaktuellen Fragen rund um das symbolträchtige und ambivalente Datum des 8. Mai. Im Mittelpunkt standen die vielfältigen Perspektiven auf das Kriegsende, seine Rezeptionsgeschichte, die Spannungen zwischen Befreiung und Niederlage sowie die aktuellen Herausforderungen für die Erinnerungskultur. Zur Sprache kamen unter anderem der erstarkende Nationalismus, Chancen und Risiken digitaler Erinnerungsarbeit und neue Wege der politischen Bildung. Regionale Projekte und Initiativen aus Augsburg und Schwaben zeigten, wie Erinnerungsarbeit heute lebendig und vielfältig gestaltet werden kann. Workshops, Stadtrundgänge und künstlerische Formate luden dazu ein, Geschichte gemeinsam zu reflektieren und innovative Formen des Gedenkens zu erproben.
Der ausführliche Tagungsbericht bietet einen spannenden Einblick in die Debatten, Impulse und Praxisbeispiele dieser Veranstaltung.
Das Symposium war Teil des Rahmenprogramms zum Augsburger Friedensfest 2025
Bildergalerie zum Kriegsgedenken
- Bevölkerungsstand nach Kriegsende: 92.000 Deutsche, über 15.000 Ausländer (sprich rund 107.000)
- Bevölkerungsstand im August 1945: bereits schon wieder 143.187
- Bevölkerungsstand vor Kriegsbeginn: 185. 374 Personen
- Erst 1948 waren wieder so viele Augsburger in der Stadt, wie vor dem Krieg
- Insgesamt hatten 19 Luftangriffe stattgefunden, bei denen ca. 450.00 Tonnen Bomben abgeworfen wurden, nahezu 1.500 Menschen hatten ihr Leben verloren, mehr als 2.500 wurden verletzt.
Quelle: Edith Raim, Kriegsende und Neuanfang: Augsburg in der Besatzungszeit 1945 – 1949 in „Augsburg und Amerika – Aneignungen und globale Verflechtungen in einer Stadt“, Erschienen Augsburg 2013
Am 28. April 1945 wurde Augsburg von amerikanischen Truppen eingenommen. Damit waren der Zweite Weltkrieg und die Schreckensherrschaft des Naziregimes für die Augsburger beendet.
Die Stadt hatte bei den Luftangriffen auf Augsburg 1944 schwere Schäden erlitten. Sie war in eine Ruinelandschaft verwandelt worden, und zu einem großen Teil völlig entvölkert. Das US-Militär drohte im April 1945, dass weitere 2.000 Bombenflugzeuge zum Angriff auf Augsburg bereitstünden. Die US-Truppen rückten ohne nennenswerten Widerstand von Nordwesten immer näher und eine erfolgreiche Verteidigung der Stadt war angesichts der äußerst geschwächten deutschen Kräfte illusorisch. Die deutsche Kriegsniederlage stand unmittelbar bevor und der Wunsch nach einer Kapitulation, um noch mehr Leid zu verhindern, lag im April 1945 in der Luft.
Der Augsburger Stadtkommandant Generalmajor Franz Fehn berief sich jedoch weiterhin auf seine Befehle – der Korpsbefehl vom 20. April 1945 lautete, „dass Bayern an Iller und Donau verteidigt und dem Gegner hier ein endgültiges Halt geboten werden muss“ – und wies eine Kapitulation bis zuletzt von sich. Das trieb einzelne Bürger an, durch Eigeninitiative aus dem Untergrund eine kampflose Übergabe der Stadt zu erreichen.
Am 27. April 1945 gelang es der Augsburger Freiheitsbewegung, mit den Amerikanern telefonisch Verbindung aufzunehmen und ihnen mitzuteilen, dass sich Augsburg ergeben wolle. Auch Oberbürgermeister Josef Mayr vermeldete den US-Truppen telefonisch, dass die Stadt kampflos übergeben werde. US-General John W. O’Daniel reagierte auf die Stimmungslage in Augsburg mit folgendem Befehl an seine Leute:
“I don't want you to fire at all into Augsburg unless it is actually observed firing, .... Keep your eyes open for white flags or other signs of surrender as we have had many indications....”
„Sie sollen keinen einzigen Schuss auf Augsburg abgeben, es sei denn, es werden tatsächlich Schüsse von dort aus beobachtet, .... Achten Sie besonders auf weiße Fahnen oder sonstige Zeichen einer Kapitulation, denn wir haben viele entsprechende Hinweise bekommen....“
– 7th Army, United States Army: The Seventh United States Army in France and Germany, 1944-1945: Report of Operations. Band 3. A. Gräf, 1946, S. 82
Bürger verbreiteten im ganzen Stadtgebiet die Nachricht, dass sich die Stadt bereits ergeben habe und dass weiße Fahnen gehisst werden sollen.[10] Sie beseitigten auch Brücken- und Straßensperren, um den Amerikanern den Einmarsch zu erleichtern. In der Nacht auf den 28. April 1945 führten Parlamentäre einen Stoßtrupp der 3rd Infantry Division ohne Zwischenfälle zur Kommandozentrale der Stadt. Die Befreier wurden mit weißen Fahnen begrüßt, die aus den Fenstern hingen. Auch vom höchsten Turm der Stadt, dem Kirchturm St. Ulrich und Afra, hing eine weiße Fahne.[11]
Die Augsburger Kommandozentrale befand sich in einem bombensicheren Bunker in der Innenstadt – dem Riedingerbunker, der nach der Zerstörung des Riedingerhauses am Obstmarkt zwischen den Ruinen erbaut worden war. Ein kleiner US-Trupp wurde in den frühen Morgenstunden dorthin geführt und drang in den Bunker ein. Der stellvertretende Gauleiter und SS-Standartenführer Anton Mündler erschoss sich selbst beim Eintreffen der Amerikaner. Stadtkommandant Franz Fehn war im Bunker anwesend und versuchte noch vergeblich, um Verstärkung zu telefonieren. Er wurde überwältigt und zusammen mit den anderen dort Anwesenden von den Amerikanern festgenommen. Damit war die NS-Herrschaft in Augsburg ohne Kampfhandlung beendet.
Historisches Gedächtnis
Die 7. US-Armee beschrieb das ungewöhnliche Geschehen in einem 1946 veröffentlichten Bericht mit den Worten:
“The capitulation of Augsburg in the central sector of Seventh Army's final Bavarian operations was one of the strangest stories of the advance through Germany (...) Augsburg was saved from the utter devastation which had come to Aschaffenburg, Wuerzburg, Heilbronn, Nuremberg, and Ulm, largely because of a unique subversive movement which facilitated the entrance of American troops.”
„Die Übergabe Augsburgs im zentralen Sektor der bayerischen Abschlußoperationen der 7. Armee war eine der seltsamsten Begebenheiten auf dem Vormarsch in Deutschland. (...) Augsburg wurde vor der völligen Zerstörung, die Aschaffenburg, Würzburg, Heilbronn, Nürnberg und Ulm ereilte, hauptsächlich durch eine einzigartige subversive Bewegung bewahrt, die den Einmarsch der amerikanischen Truppen erleichterte.“
– 7th Army, United States Army: The Seventh United States Army in France and Germany, 1944-1945: Report of Operations. Band 3. A. Gräf, 1946, S. 827 (books.google.de).
Eine genauere Betrachtung zeigt, dass die Augsburger Freiheitsbewegung aus mehreren unabhängigen Gruppen und Einzelpersonen bestand, die einander teilweise erst während der Aktionen entdeckten und ihre Kräfte vereinigten.[12][13]
An der Stelle, wo sich 1945 der Riedingerbunker befand, steht heute das Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Augsburg. Eine Gedenktafel an diesem Gebäude erinnert an die friedliche Befreiung der Stadt
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Augsburger_Freiheitsbewegung
Unter anderem auf Einladung von Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl kamen an diesem Jahrestag immer wieder zahlreiche Gäste des öffentlichen Lebens, der Politik und Wirtschaft, der Bundeswehr, ehemalige US-Angehörige und Vereine zu einer Gedenkfeier nach Augsburg. Auch Soldaten der „66th Military Intelligence Brigade“ aus Wiesbaden, der letzten in Augsburg stationierten Einheit, waren bereits hier. Häufig sprach auch der jeweils amtierende amerikanische Generalkonsul.
Der Einmarsch der Amerikaner markiert den Aufbruch in die Demokratie – der 28. April 1945 in Augsburg und was daraus folgte. Bildquelle: Chronos-Media
Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl: „Diese Erinnerung müssen wir wach halten!“ – Augsburgs Oberbürgermeister über den 28. April 1945
Prof. Marita Krauss: „Keine Bomben mehr – keine Zeit mehr im Luftschutzkeller!“ – die Historikerin Prof. Marita Krauss von der Universität Augsburg über den 28. April 1945
Titelfoto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg