Franziska „Fanny“ Wittmann (1885 – 1982)

Franziska Wittmann kam am 28. Dezember 1885 im oberbayerischen Vohburg an der Donau als Tochter des Söldners Mathias Wittmann und seiner Frau Maria geb. Nefzger zur Welt. Neben dem Besuch der Volksschule half sie der Mutter bei der Erziehung ihrer jüngeren Geschwister. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sollte auch ihr späteres Berufsleben prägen.

Um die Jahrhundertwende zog die Familie nach Augsburg, wo sich der Vater in der Haindl‘schen Papierfabrik und als Gemüsehändler verdingte. Franziska Wittmann trat in die Lehrerinnenbildungsanstalt Maria Stern ein, im Jahr 1904 erhielt sie ihre erste Stelle als Aushilfslehrerin an der Volksschule in Nordendorf. Über Stationen in Reutin (Lindau) und Laufenegg bei Oberstaufen kam sie 1913, zunächst als Volksschullehrerin in Oberhausen, zurück nach Augsburg. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erfolgte schließlich ihre Beförderung zur Direktorin der Hauswirtschaftlichen Berufsschule sowie der Frauenfach- und Haushaltungsschule.

Schon in jungen Jahren engagierte sich Franziska Wittmann in der Politik und im gesellschaftlichen Leben. Seit Kindheitstagen prägte sie dabei das katholisch-konservative Milieu des ländlichen Bayern. Sie wurde aktives Mitglied im Katholischen Lehrerinnenverein, in der Katholischen Arbeiterbewegung und im Katholischen Frauenbund. Im Jahr 1919 wurde Wittmann für die nach Kriegsende neu gegründete Bayerische Volkspartei (BVP) nicht nur in den Augsburger Stadtrat, sondern auch in den Kreisrat für Schwaben gewählt. Für die BVP besuchte sie regelmäßig, oft auch als Rednerin, Parteitage- und –Veranstaltungen. Mit Kultusminister Franz Matt (1920–1926) war Wittmann persönlich bekannt.
 
Trotz des zunehmenden Erstarkens der NSDAP machte Franziska Wittmann keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen den Nationalsozialismus und blieb ihrer politischen Haltung treu. Nach eigenen Angaben denunziert von „den lieben Kollegen“ wurde sie deshalb Ende März 1933 mit dutzenden weiteren Kritikern des NS-Regimes in das Gestapogefängnis am Katzenstadel in „Schutzhaft“ genommen und nach ihrer Entlassung aus der Haft zwangspensioniert. Am 01. Mai 1934 folgte eine neuerliche, zweitägige Haft nach dem angeblich durch Regimegegner gelegten Brand der Augsburger Sängerhalle. Unter Aufsicht der Gestapo zog sich Wittmann in die Gesinnungsopposition zurück.

Nach dem Ende der NS–Diktatur wurde Franziska Wittmann Mitglied des vorläufigen Augsburger Stadtrats und bei den Wahlen im Mai 1946 Mitglied der Stadtratsfraktion der CSU. Bis 1948 bekleidete sie auch das Amt der Stadtschulrätin. Sie starb am 12. November 1982 in Ansbach im hohen Alter von 96 Jahren.