Stadtteilgespräch Univiertel

Was wird aus dem Fujitsu-Gelände? Wie kann man die angespannte Parksituation verbessern? Wie entwickelt sich der Europa-Platz? Und bekommt das Univiertel ein archäologisches Museum? Rund 80 Bürgerinnen und Bürger aus dem Univiertel brachten ihre Themen mit zum Stadtteilgespräch. Unter ihnen war auch die 20.000 Besucherin des Technologiezentrums Augsburgs.

Die kürzlich eröffnete neue Messehalle 2 nahm ein Bürger zum Anlass auf die beschränkten Parkmöglichkeiten bei großen Messen, wie Afa oder Americana hinzuweisen. „Die Universitätsstraße und viele Grünflächen werden einfach zugeparkt.“ Die Frage, ob nicht ein Parkhaus das Problem lösen würde, beantwortete Bürgermeisterin und Wirtschaftsreferentin Eva Weber. „Wir arbeiten dran.“ Momentan werde ein Konzept erarbeitet. Dem voraus gehe die Analyse von Verkehrsflüssen rund um die Messe. „Denn wir möchten vermeiden, dass Messe-Besucher für über eine Stunde in Parkhaus im Stau stehen, wie es zum Beispiel im Parkhaus der Allianz-Arena in München ist.“

Auch andere Bürger meldeten sich, um ihrem Unmut über die angespannte Parksituation im Bereich der Salomon-Idler-Straße Luft zu machen. Laut Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl ist ein Grund für die Parkplatz-Knappheit, dass viele Tiefgargenplätze im Viertel aus Bequemlichkeit leer bleiben und das Auto oberirdisch abgestellt wird. Und vor allem zu Messe-Zeiten nutzten zu wenige Menschen den ÖPNV. Ein Problem, dass sich noch verstärkt, werden mehrere Fahrzeuge pro Haushalt gehalten.

Problem-Fahrzeuge unter 7,5 Tonnen
Vor allem die vielen LKWs, Anhänger und Wohnmobile, die über lange Zeiträume die Parkplätze blockieren, stören die Anwohner. Vorhandene Parkplätze reichen so nicht aus. „Ich bitte darum, dass dieses Problem angegangen wird“, so eine Anwohnerin der Sebastian-Priller-Straße. 

„Der öffentliche Straßenraum gehört allen“, so der OB. Es gäbe keine Sonderbeanspruchung für das Zweit- oder Drittauto, den Wohnwagen oder den LKW. Nur: Die Möglichkeiten der Problematik habhaft zu werden sind durch die Straßenverkehrsordnung (STVO) beschränkt – lediglich Fahrzeuge über 7,5 Tonnen dürfen nicht länger abgestellt werden. Leichtere Fahrzeuge aber schon. Über den Städtetag hat die Stadt Augsburg einen Antrag gestellt, dass der Gesetzgeber hier etwas ändert. Eine Behelfs-Möglichkeit – ein Halteverbotsschild, das PKW ausnimmt – werde aufgrund ihres rechtlich unklaren Status von Stadt und Polizei Schwaben Nord geprüft. „Wenn es geht, setzen wir es um“, verspricht der OB.

Ordnungsreferent Dirk Wurm, zuständig für Parkraumüberwachung, sagt eine Schwerpunkt-Kontrolle von abgestellten Anhängern durch die Verkehrsüberwachung zu. Anhänger, die länger als 14 Tage auf einer Stelle stehen, benötigen eine Sondernutzung. „Ein solche gibt die Stadt nicht heraus“, so Wurm. „Wir kommen vorbei, fotografieren die Anhänger“. Wenn der Ventilstand allerdings verändert sei, könne die Stadt nichts tun. Er begrüße deshalb eine Parkraumanordnung.

Impressionen aus dem Stadtteilgespräch Univiertel

Museum auf dem Fujitsu-Werksgelände
Eine weitere Anregung aus dem Publikum: Könnte auf dem Werkgelände des Elektronik-Herstellers Fujitsu ein mordernes archäologisches Museum entstehen? Wirtschaftsreferentin Weber zeigte sich zurecht erfreut, dass 200 bis 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des geschlossenen Werks ihre Jobs behalten und so Arbeitsplätze und Know-how in Augsburg bleiben. „Das Gelände gehöre aber nach wie vor der Firma Fujitsu“, so Weber. Außerdem könne das Gelände wegen einer zentralen Energieversorgung nur im Ganzen entwickelt werden. Ein Museum wird dort also eher nicht zu realisieren sein. Weber: „Ich kann mir gut vorstellen dort produzierendes Gewerbe anzusiedeln – als Dreiklang aus Lehre an der Universität und Entwicklung im Innovationspark.“

Ein archäologisches Museums, erklärt Kulturreferent Thomas Weitzel, soll einen zentralen Standort im jetzigen Römer-Depot am Predigerberg erhalten. Das Kulturentwicklungskonzept (KEK) habe zudem ergeben, dass in den Bestandbauten der Augsburger Museenlandschaft moderne Museumkonzepte nicht umgesetzt werden können. Grund ist der hohe Aufwand für Wechselausstellungen, der temporäre Schließungen von Museen mit sich bringt. „Deshalb muss zusätzlich eine neue Ausstellungsfläche am Predigerberg entstehen“, so Weitzel.

Merkle zu Europaplatz: „Versuch den Verkehr zu reglementieren gescheitert“

Vielen Bürgerinnen und Bürgern war die Situation am Europaplatz ein wichtiges Anliegen. Kurzerhand holte OB Gribl drei von ihnen auf die Bühne. Ein einmaliger Vorgang bei den Stadtteilgesprächen – bist jetzt. Zu bereden gab es vieles: Privatautos und Lieferverkehr, die zu schnell auf den Platz einfahren; Autofahrer, die verbotenerweise dort parken. „Meine Kinder würde ich dort nicht spielen lassen“, sagt eine Bürgerin. Baureferent Gerd Merkle weist auf einen seit Januar laufenden Versuch hin, den Platz nur für Fuß- und Fahrrad zu öffnen. „Anscheinend funktioniert der Versuch nicht“, stellt er fest. „Das müssen wir ernst nehmen.“

Sein Vorschlag: Wenn die Beschilderung nicht funktioniert, könnte die Zufahrt „verunmöglicht“ werden. Eventuell mit festen Pollern. Eine ansässige Einzelhändlerin bemerkt: „Für den Lieferverkehr muss die Zufahrt möglich sein.“ Der anwesende Dienstellenleiter der Polizei verspricht verstärkt Kontrollen fahren zu lassen. ARGE-Vorsitzender und Stadtrat Juri Heiser schlägt eine Umgestaltung des Platzes vor. „Dafür sind im Haushalt keine Mittel bereitgestellt“, so Baureferent Merkle. Der OB schlägt einen Vor-Ort-Termin vor.

"Hausputz" im Univiertel
Herr Stadler von der ARGE Univiertel bittet um „Hausputz“ der Grünanlagen: „Seit der Anlage vor 30 Jahren hat sich viel verändert. Sträucher sind zu groß, Rasenflächen sind hinüber. Verkehrsschilder sind runtergekommen.“ Die Pflege der Grünanlagen, erklärt Umweltreferent Reiner Erben, ist ein schwieriger Spagat zwischen Rücksicht auf Insekten und den Wunsch der Anlieger nach kurzem Schnitt von Bäumen, Sträuchern und Rasen. Er bietet aber an, die Standorte genauer in den Blick zu nehmen.

Eine Bürgerin wünscht sich mehr Begegnung im Stadtteil.  Zum Beispiel in Form eines generationsübergreifenden Bürgertreffs. Für solch eine Einrichtung müsse sich zuerst ein Träger finden, sagt Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl. Der Vertreter der ARGE würde einen solchen Vorstoß begrüßen.

Zugang zu Spielplätzen verwehrt – Was ist aus dem offenen Konzept geworden?
Das Univiertel wurde in den 70-Jahren als Stadtteil mit einem offenen Konzept geplant. Jede und jeder sollten überall im Viertel durch die Wohnanlagen gehen können und auch die dortigen Spielplätze nutzen können. Damit ist es laut Schilderung eines Bürgers nicht mehr weit her. „Wenn ich mit meinen Kindern einen Spielplatz in einer anderen Wohnanlage besuchen möchte, werden wir von den dortigen Eigentümern weggeschickt!“ Der Vorschlag der Stadtspitze, um diesen Konflikt zu mildern: Die Einwohner des Viertels sollen sich vernetzen und in Kontakt mit den Wohnungseigentumsgesellschaften treten, um so eine offen Nutzung der Spielplätze anzustoßen. Die Stadt würde sich als Moderatorin des Prozesses anbieten.

Zum Abschluss des 10. Stadtteilgesprächs ergriff nochmals Juri Heiser das Wort. Er freue sich, dass das Thema Europaplatz so intensiv diskutiert wurde. Gleichzeitig zeigte er sich enttäuscht, dass bei einer Kartenaktion, bei der Univiertler ihre Vorschläge zur Überplanung des Platzes einbringen konnten, nur mäßiges Feedback kam. Von 3.500 Karten erhielt die ARGE ganze 12 Rückmeldungen. (grr)