Ein Winterspaß für Groß und Klein

Wo heute das Eisstadion steht, trafen sich bereits im 16. Jahrhundert die Freunde des Eissports. Der Chronist Georg Kölderer berichtet im Dezember 1583 von einem Schäffler namens Michael Stapff, der im Graben vor dem Wertachbrucker Tor beim Eislaufen einbrach und ertrank. Er war »des Schleiffens uff dem Eiß berüembt gewesst«, heißt es in der Chronik. So etablierte sich die Bezeichnung Schleifgraben für diesen mit Wasser gefüllten Teil des Stadtgrabens.

Das Präparieren und Instandhalten der Eisfläche sowie der Verleih von Schlitten und Schlittschuhen wurde von der Stadt zunächst an private Pächter vergeben, die sich durch dieses Geschäft einen bescheidenen Nebenerwerb verschafften. Auf der Suche nach den Ursachen für die Cholera-Epidemie 1854 geriet allerdings auch das stehende Wasser des Schleifgrabens in Verdacht und man  veranlasste eine vorübergehende Trockenlegung. Im Jahr 1878 schlossen sich schließlich zehn vermögende Augsburger Bürger zur Pflege des Schlittschuhfahrens und des Eisschießens zusammen. Ziel war u. a. die Anlage und Pflege einer durchgehenden Natureisanlage am Schleifgraben, die durch einen neuen Zu- und Ablaufkanal am Senkelbach geschaffen wurde. Der 1882 gegründete „Augsburger Eislauf-Verein“ (AEV) betreute die neue, 40 cm tiefe Eisbahn, die allmählich wegen der dort stattfindenden Konzerte, Feste und Illuminationen zu einem beliebten Publikumsmagnet wurde. Der großen Nachfrage suchte man durch Teilung der Fläche in eine frei zugängliche Anlage und eine weitere für Dauerabonnenten zu begegnen.

Das zunehmende Bedürfnis der Augsburger Bevölkerung nach einer sportlichen Freizeitbetätigung im Winter führte dann gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer weiteren Zunahme der Eislaufplätze. (a) Dafür mussten zunächst von der Stadtverwaltung geeignete Freiflächen gefunden werden, die über einen natürlichen Wasserzulauf durch Bäche oder Kanäle verfügten, andererseits aber die bestehenden Fabriken in ihrer Betriebsversorgung nicht beeinträchtigten. Zugleich bemühte sich die Stadt um eine gleichmäßige Verteilung der Plätze am Stadtrand und in den einzelnen Stadtvierteln, um den Wünschen möglichst vieler Bürger und Vereine gerecht zu werden. Verschiedenste Versuche, größere Wiesen und Flächen im Winter zu überschwemmen und zum Eislaufen freizugeben – z. B. im Silbermannpark oder am Proviant- und Hanreibach – waren nicht immer von Erfolg gekrönt, da die Anrainer durch versickerndes Schmelzwasser geschädigt wurden. Dennoch existierten neben dem Eislaufplatz am Schleifgraben und am kleinen Exerzierplatz noch eine Reihe weiterer Eisflächen.

Im Bereich des Stadtgartens (Wittelsbacherpark) bestand schon um 1900 eine vom „Bürgerverein Südwestend“ betreute Eisfläche, die aber wegen fehlender Eintiefung und Planierung wieder aufgelassen werden musste. An dessen Stelle trat eine 7.060 m² große Eislaufbahn an der Perzheimer-/Gollwitzerstraße, die 1924/25 nordöstlich des Kraftwerks am Wertachkanal in Betrieb ging. Der Betrieb wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eingestellt, da der Platz 1945 durch einen Bomentreffer zerstört wurde und nicht mehr wasserdicht war.

Seit 1905 nutzte man auch den Eisweiher „im Ostend“ südlich des Schlacht- und Viehhofs an der Lechdammstraße als Eislauffläche, stand dabei allerdings in Konkurrenz zu den Kühlbetrieben der Brauereibetrieben, die ebenfalls auf dieses Eis zurückgriffen.

Erfolgreich wird dagegen noch heute der beliebte Eislaufplatz im Graben vor dem Roten Tor betrieben. Das Eislaufen auf der 5.000 m² großen Fläche hat in Augsburg bereits seit dem Jahr 1903 Tradition.