Augsburg und seine Bäder

Im Unterschied zu den Badestuben der reichsstädtischen Zeit entstanden im Verlauf des 19. Jahrhunderts neue Formen des öffentlichen Badewesens. Neben den hygienischen Aspekten und den medizinischen Zwecken des Badens wurden im Zuge der allgemeinen Begeisterung für Sport und Vereinswesen auch erste Freibäder eröffnet. In erster Linie dienten diese mit ihren langen Bahnen zur sportlichen Ertüchtigung und zur Erholung im und am Wasser. Dabei bezog sich die Bezeichnung „Freibad“ zunächst offenbar schlicht auf den Eintrittspreis: die Freibäder kosteten also keinen Eintritt, während für die anderen Badeanstalten eine Gebühr verlangt wurde.

Auch in Augsburg haben einige der als „Sommerbäder“ oder „Kaltwasseranstalten“ geführten Freibäder eine längere Tradition. (d) Die Vorgeschichte des Familienbads am Plärrer in der Schwimmschulstraße, das sich in Augsburg allgemeiner Bekanntheit erfreut, reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück. Neben der Militärschwimmschule (1826) und der städtischen Schwimm- und Badeanstalt (1848), die nur Männern vorbehalten waren, errichtete die Stadt Augsburg 1876 dort auch eine Schwimmschule für Frauen und Mädchen. Damit kam man einem schon lange bestehenden Bedürfnis der Augsburger Bevölkerung nach, und die neue Badeanstalt erfreute sich rasch eines starken Zuspruchs. Schon im folgenden Jahr begannen die Planungen zur Vergrößerung der Anlage. 1912 wurde schließlich ein weiteres Frauenfreibad an der Schwimmschulstraße eingerichtet. Alle drei Badeanstalten wurden vom Senkelbach aus über ein Zuleitungssystem mit Frischwasser versorgt. Bereits 1908 gründete sich ein Damenschwimmverein in Augsburg, der sich 1920 mit der „Schwimmerriege“ des Turnvereins Augsburg zum „Schwimmerverbund des Turnvereins Augsburg“ vereinigte. (c) Zu Beginn der Badesaison 1930 nahm man im Rahmen von Notstandsarbeiten -es war die Zeit der Großen Rezession - eine Modernisierung und nochmalige Erweiterung aller Badeanlagen an der Schwimmschulstraße vor, so dass ein regelrechtes Freibadegelände entstanden war. Es gab jetzt ein Familienbad (bisher Männer und Knabenbad), ein Frauenfreibad und ein Männer- und Knabenbad (früher Militärbad), außerdem ein abonniertes Familienbad und ein abonniertes Frauenbad.

In das Jahr 1893 datiert die Entstehung der Badeanstalt an der Friedberger Straße am Stadtbach. Ursprünglich wurde nur ein Bad für Männer eröffnet, doch schon 1894 war auch Frauen und Mädchen der Zutritt gestattet. Ältere städtische Adressbücher und Lexika nennen in den 1930er Jahren darüber hinaus auch ein Familienbad an der Oberen Lechdammstraße (ab 1914) sowie ein Knaben- und Mädchenbad am Mühlbach in Pfersee. Bis 1902 bestand auch am Schäfflerbach ein Freibad, das aber wegen zu starker Verunreinigung des Wassers durch Fabriken und Gärtnereien geschlossen werden musste. Um die östlich gelegenen Stadtteile Augsburgs, nicht zuletzt das einwohnerstarke und erst kürzlich eingemeindete Lechhausen, durch diese Schließung nicht zu benachteiligen, eröffnete man zum 1. Juni 1914 eine neue Sommerbadeanstalt an der Oberen Lechdammstraße (heute Berliner Allee).