„Die Praktikantinnen und Praktikanten sind die Kolleginnen und Kollegen von morgen“

Im Interview mit Sevim Leventoglu, die seit zehn Jahren als Fachberatung tätig ist.


1. Was muss eine Erzieherin, ein Erzieher alles mitbringen?

Das folgende Zitat von Virginia Satir hat mich begleitet und geprägt: „Ich glaube daran, das größte Geschenk, das ich von Jemanden empfangen kann ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden. Das größte Geschenk, dass ich geben kann, ist, den Anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren. Wenn dies geschieht, entsteht Kontakt.“

In diesem Kontext bedeutet Hören für mich, wenn die Erzieherin, der Erzieher die wunderbaren Fragen der Kinder aufgreift und ko-konstruktiv Bildungsideen entwickeln kann. Sehen bedeutet für mich, wenn sie oder er auf die Bedürfnisse der Kinder einfühlsam eingehen kann. Verstehen bedeutet für mich, wenn sie oder er die 100 Sprachen der Kinder wahrnimmt, sich zurücknimmt und beobachtet. Wenn dies geschieht, entsteht Bildung.
 


2. Mit welchen Zielen betreuen Sie das Qualifizierungsprogramm namens Quaka für die Praxisanleitungen?

Pädagogische Einrichtungen und schulische Ausbildungsstätten bilden in gemeinsamer Verantwortung Nachwuchskräfte aus.

Selbstverständlich definieren wir uns als Ausbildungsbetrieb und stellen Rahmenbedingungen und Strukturen als Träger. Um kompetent die Nachwuchskräfte begleiten zu können, werden die Praxisanleitungen in fünf Modulen für die Ausbildung sensibilisiert, geschult und in ihrer Fachlichkeit gestärkt. Dabei setzen sie sich mit den Themen von „Wie kann ich ein gutes Ankommen meiner Praktikantin, meines Praktikanten“ ermöglichen?“ über Selbstreflexion und Lerntheorien bis hin „Wie kann ich das Ausbildungsende erfolgreich gestalten?“ auseinander.

Wir nehmen die Ausbildung der Nachwuchskräfte sehr ernst, denn die Praktikanten von heute sind die Kollegen von morgen!


3. Welche Perspektiven bieten wir unseren Auszubildenden beim Amt Kindertagesbetreuung in den städtischen Kitas?

Sie können ohne Trägerwechsel alle drei Einrichtungsarten kennenlernen, sprich Krippe, Kindergarten und Hort.

Sie sind mit unserem Konzept der offenen Arbeit vertraut. Sie werden fachlich gut begleitet, beispielsweise durch Quaka, Fachtage und Fortbildungen.

Dann bekommen sie strukturierte Lernzeiten im Amt bei uns: Das heißt, sie können einen Teil ihrer Lernzeit im Amt in einer geschützten Atmosphäre im Austausch mit den anderen Praktikantinnen und Praktikanten durchführen.

Die Berufspraktikanten übernehmen wir sofort mit einem Arbeitsvertrag während ihrer Praktikumszeit.

Alle neuen Kolleginnen und Kollegen werden jährlich zum Kita-Beginn mit einer Willkommensfeier begrüßt.


4. Was zeichnet Ihre Tätigkeit als Fachberatung für die städtischen Kitas aus?

Zu Beginn war ich als interkulturelle Fachberatung für alle unsere Kitas tätig. Die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund ist in Augsburg stetig gewachsen, auf diesen neuen Bedarf haben wir mit bedürfnisorientierter Beratung und Begleitung reagiert, ob für die Kolleginnen oder mit den Familien zusammen.

Heute koordiniere ich das Bundesprogramm der Sprachkitas – wir haben uns mit 15 Kitas an diesem mehrjährigen Programm beteiligt.

Hier geht um die Qualifizierung der Multiplikatorinnen zu den Themen sprachliche Bildung, Inklusion und Zusammenarbeit mit den Eltern. Auch diesen Fachkräften bieten wir eine langfristige Perspektive bei uns: Wir übernehmen alle Sprachfachkräfte über den Projektzeitraum hinaus und stellen sie bei uns an.

Darüber hinaus berate und begleite ich die Teams in ihrer Entwicklung zu unterschiedlichsten Themen. Mein Schwerpunkt ist die Netzwerkarbeit für den Träger. Hierbei kooperiere ich mit den örtlichen Fachakademien für Sozialpädagogik, mit den Stadtteilmüttern beim Kinderschutzbund sowie mit der Frühförderstelle des Bezirks Schwaben.


5. Was begeistert Sie bei der pädagogischen Beratungsarbeit?

Mich begeistert, dass ich das Wachsen miterleben kann.

Aber auch die Bereitschaft der Kolleginnen und Kollegen, neue Wege zu gehen und querzudenken.