Augsburger Bürgertum im Späthumanismus und Frühbarock (1580-1700)

Band 17

Leonhard Lenk

Zu Beginn der Neuzeit war vornehmlich das reichsstädtische Bürgertum Initiator neuer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bewegungen und Träger der Kultur. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist in Augsburg und durch Augsburger Bürger Reichs- und Weltgeschichte gemacht worden. Zur gleichen Zeit aber ist die Ablösung des Bürgertums durch das emporstrebende Fürstentum eingeleitet und durch Gegenreformation und Barock vollendet worden. Der Fürstenhof ist an die Stelle der Reichsstadt getreten, die bürgerliche Kultur hat sich in eine höfische Kultur verwandelt. Die Reichsstädte waren aus aktiven Mitgestaltern zu duldenden Figuren der geschichtlichen Entwicklung geworden.

So hat die Zeit nach dem Sieg der Fürsten im Augsburger Religionsfrieden 1555 weniger das Interesse der Geschichtsforschung gefunden insbesondere das 17. Jahrhundert ist in politischer, wirtschaftlicher und geisteshistorischer Hinsicht vernachlässigt worden. Gerade Augsburg stand aber an der Wende zum 17. Jahrhundert auf der Höhe seines Ansehens, gestützt auf ein breites Fundament wirtschaftlicher Prosperität, wie das nie vorher und nachher der Fall gewesen ist. Der Geisteshaltung des Augsburger Bürgertums in den Jahren von 1580 bis 1700 nachzugehen, Religion und Politik, bürgerliche Bildung und Wissenschaft in ihrem Fortschreiten vom Späthumanismus zu Barock und Aufklärung zu untersuchen, ist das Ziel dieser Arbeit. Die staatliche, wirtschaftliche und soziale Verfassung bildet den Rahmen der Darstellung, die vom Augsburger Reichstag von 1582 über die Schwedenherrschaft 1632 bis 1635 bis zum glanzvollen äußeren Höhepunkt von Wahl und Krönung König Joseph I. im Jahre 1690 führt. Die Religion als Grundlage bürgerlichen Lebens, die Umwandlung des objektivierten Humanismus in einen bewußt christlichen Humanismus als Mittel christlicher Erziehung und Menschenführung stehen im Mittelpunkt. Die Reichsstadt Augsburg hat mit dem Späthumanistenkreis um den Patrizier Markus Welser Leistungen vollbracht, die mit den Bestrebungen in Heidelberg und Nürnberg ebenbürtig konkurrieren. Für die Pflege der griechischen Studien wurde 1594 sogar eine eigene Druckerei »Ad insigne pinus« eingerichtet und zwei Jahrzehnte unterhalten. Nicht minder bedeutsam ist die intensive Beschäftigung der Späthumanisten mit Mathematik und Astronomie, die dann in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts fortgesetzt, hinüberleitet in das Zeitalter der kritischen Vernunft, in die Aufklärung. Ein Schlußkapitel beschreibt die Geschichtswissenschaft in diesem Zeitraum Höhepunkt ist die erste kritische bayerische Geschichte von Markus Welser.

Den Wandel des bürgerlichen Geistes aufzuzeigen, geprägt von den vielfach verflochtenen materiellen Bedingungen und Belastungen vor allem des Dreißigjährigen Krieges, den Wandel

erschienen 1968

Preis: 8,80 €