3.2 Ein Bad in der Hütte

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfreuten sich hölzerne Badekabinen an Bächen und Flüssen großer Beliebtheit. Auch eine Badeanstalt am Senkelbach sollte 1903 die Anwohner erfrischen.Die Schließung des Bosch´schen Bades am Senkelbach stellte die Stadt vor das Problem, dass in diesem Viertel für die Bevölkerung nicht mehr genug Bademöglichkeiten zur Verfügung standen. Die Gemeindebevollmächtigten wollten diese Versorgungslücke ab 1903 durch die Errichtung von Hüttenbädern am rechten Ufer des Senkelbachkanals zwischen Langenmantel- und Badstraße schließen. Das städtische Bauamt wurde beauftragt, den Bauplatz und die Konstruktion zu prüfen sowie die Kosten für Errichtung und Unterhalt zu ermitteln.

Bei sogenannten Hüttenbädern wurden einzelne kleine Badekabinen aus Holz errichtet, die zur Hälfte am Ufer lagen und zur Hälfte auf den Fluß hinausragten. Sie boten somit absolute Privatsphäre zur Körperreinigung in frischem Flusswasser. Mit einer Wassertiefe von durchschnittlich 1 m waren sie vor allem bei Nichtschwimmern, die den Besuch im Schwimmbad scheuten, beliebt.

Um Platz für 15 Badehütten – 5 für Männer, 10 für Frauen – zu schaffen, sollte zunächst der dort gelegene Waschplatz an das linke Kanalufer verlegt werden. Eine Badekabine bestand aus einem 3 m² großen Umkleidebereich und einem 4 m² großen Badebereich. Unter Wasser liegende Gitterstäbe trennten die einzelnen Badeeinheiten, ohne dass das Durchströmen des Flusswassers dabei behindert wird. Zum Kanal hin war jedoch die Begrenzung der Badehütten durch eine bis zum Grund reichende Holzverschalung geplant. Mitgeschwemmter Unrat sollte durch Anbringung eines eisernen Rechens oberhalb der Anlage abgehalten werden. Im Uferbereich befanden sich - getrennt durch einen hohen Zaun - Ruhezonen für Frauen und Männer. (a)

Der Wasserstand war von der gleichzeitigen Nutzung des Senkelbachkanals durch die Turbinen der Spinnerei Wertach abhängig und schwankte daher vor allem in der Mittagszeit und nach Feierabend zwischen 1,25 m und 0,85 m. Um die Neugestaltung der Anlage  und die dafür notwendige vollständige Erneuerung der Uferbefestigung zu realisieren veranschlagte das Stadtbauamt Kosten von 11.500 Mark. Weitere 3.000 Mark sollten zusätzlich in eine Parkanlage zur Verschönerung des Geländes investiert werden.  
Der Vorschlag der Gemeindebevollmächtigten mit samt den Planungen des Bauamts wurden am 12. Dezember 1903 vom Stadtmagistrat abgelehnt, da in Zeiten einer angespannten Haushaltslage für die „Schaffung einer bloßen Annehmlichkeit für einen kleinen Prozentsatz der Bevölkerung“ keine Mittel zur Verfügung stünden. Doch damit war die Sache noch nicht vom Tisch. Bei den Haushaltsberatungen 1906 wurde der Plan erneut zur Vorlage gebracht – abermals ohne Erfolg. Magistratsrat Kasper Deutschenbaur, ab 1922 Oberbürgermeister von Augsburg, verwies zur Begründung auf die Existenz zahlreicher anderer Badeanstalten in Augsburg und für Liebhaber des Flußbades auch auf das frisch renovierte Hüttenbad „Marienbad“ in Pfersee. (b) (c) 1921 wurde die Errichtung neuer Hüttenbäder schließlich endgültig verworfen. Auf dem für das Hüttenbad am Senkelbach vorgesehenen Grundstück wurde ab 1925 das Telegraphenamt errichtet.

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