Bildungsbedarfsindex

Der Bildungsbedarfsindex schafft einen schnellen Überblick über die Notwendigkeit von (mehr) kommunalem Engagement nach Regionen / Schulsprengeln.

Gemeinsam mit dem Amt für Statistik und Stadtforschung und der Jugendhilfeplanung entwickelt das Referat für Bildung und Migration verschiedene Indizes zur Bildungsteilhabe und zur Sozioökonomischen Situation.

Bereits mit dem 2. Bildungsbericht 2012 wurde ein Bildungsbedarfsindex für die Grundschulsprengel entwickelt. Auf der Basis neuerer Erkenntnisse wurde dieser 2022 weiterentwickelt. Der Bildungsbedarfsindex wurde im Juni 2022 vom Ausschuss für Bildung und Migration beschlossen. Hier finden Sie den entsprechenden Beschluss (PDF).

In den Bildungsbedarfsindex sind folgende Kennzahlen eingeflossen:
 

Anteil der Schüler mit Familiensprache „nicht Deutsch“ an allen Schülern: Schulstatistik der Grundschulen.


Eine altersgerechte Kompetenz in der deutschen Sprache ist notwendig, um dem Unterricht zu folgen und die Chance auf Bildungsteilhabe zu gewährleisten. Über entsprechende Sprachbildungsmaßnahmen werden Kinder sowohl im Vorschulalter als auch im Grundschulalter gefördert. Auch wenn diese Maßnahmen Wirkung zeigen, bleibt es z.T. für die schulische Bildung eine Herausforderung, die Sprachkompetenzen zu vertiefen.

Anteil der ausländischen Kinder (6-10 Jahre) an allen Kindern (6-10 Jahre): Einwohnermeldestatistik


Diese Kennzahl gibt einen Hinweis darauf, dass die Familien eventuell erst kürzlich eingereist sind, oder weiterhin einen starken Bezug zum Herkunftsland der Familien haben. Auch hier haben die Schulen eine größere Herausforderung der Integration – oft fehlen Kenntnisse bzw. das Verständnis für das Bildungssystem. Dieses wird u.a. als Grundlage gesehen, dass Eltern ihre Kinder im Bildungswerdegang entsprechend begleiten, bzw. fördern können.

Anteil der Kinder (6-10 Jahre) in Haushalten mit 3 und mehr Kindern an allen Kindern (6-10 Jahre): Einwohnermeldestatistik


Studien weisen darauf hin, dass Kinder aus größeren Haushalten z.B. keinen ruhigen Platz zum Lernen haben. Es gibt weiterhin Hinweise darauf, dass manche Eltern nicht so viel Ressourcen für die individuelle Förderung ihres einzelnen Kindes zur Verfügung haben. Deshalb gibt diese Kennzahl einen Hinweis darauf, dass einzelne Schülerinnen und Schüler einer größeren Aufmerksamkeit für die Bildungsförderung bedürfen, um die Chancen auf Bildungsteilhabe zu erhöhen.

Anteil der Hilfen zur Erziehung (für Kinder 6 bis 10 Jahre) an Kinder (6 bis 10 Jahre): kommunale Statistik der Jugendhilfe.


Im ersten Bildungsbedarfsindex 2012 konnten diesem Indikator noch eindeutige Zusammenhänge zu den Bildungsteilhabechancen nachgewiesen werden. Inzwischen sind die Zusammenhänge nicht mehr so klar. War es ursprünglich eindeutig als „Belastungsfaktor“ gedacht, wäre nun zu diskutieren, wieweit Hilfe zur Erziehung als Teil eines kommunalen Bildungsangebotes zur Erhöhung der Bildungschancen beiträgt – also als „Förderfaktor“ betrachtet werden kann. Die Hilfen zur Erziehung sind daher weiterhin als Kennzahlen in den Bildungsbedarfsindex aufgenommen, da er die Rahmenbedingungen für Schule und für ein Bildungsgeschehen mit beschreibt.

Anteil Wohngeldempfänger (6-10 Jahre) an allen 6- bis 10-Jährigen: Kommunale Statistik


Wie im 2. Bildungsbericht für Augsburg aufgezeigt und durch neuere Studien (u.a. vom DJI) bestätigt, hat Armut negative Folgen für die Bildungsteilhabe. Der Bildungsbedarfsindex dient u.a. zur Schwerpunktsetzung beim Ausbau der Ganztagsbildung an Grundschulen und zur Kita-Bedarfsplanung. Über den Bildungsbedarfsindex konnte für Augsburg aufgezeigt werden, dass der Zugang zum Bildungsangebot Kindergarten statistisch mit geringen sozioökonomischen und bildungsbezogenen Ressourcen zusammenhängt.

Anwendungsbeispiel für den Bildungsbedarfsindex


Aufgrund des Fachkräftemangels kann Augsburg derzeit kein ausreichendes Angebot an Kindertagesbetreuung für Kinder ab 3 Jahren anbieten. Das Bildungsmonitoring hat deshalb analysiert, wie sich der Zugang zur Kindertagesbetreuung nach Stadtbezirken darstellt. Zudem war von Interesse, ob der Zugang zur Kindertagesbetreuung von soziökonomischen Faktoren abhängt. Der Bildungsbedarfsindex fasst verschieden soziökonomischen Informationen zusammen und bildet deshalb die Basis für weitere Analysen. Es bestehen deutliche statistische Zusammenhänge zwischen den Anteilen der unversorgten Kinder in den Grundschulsprengel und dem Bildungsbedarfsindex (Korrelationswert 0,69). Je höher der Wert des Bildungsbedarfsindexes desto schlechter sind die Rahmenbedingungen für Bildungsteilhabe. Ein frühzeitiger Kindergartenbesuch kann die Chancen auf Teilhabe deutlich erhöhen.