Romantisches Schwaben – Franz Gallus Weber (1794 – 1876)

06.07.2023 12:33 | Pressemitteilungen

Neue Ausstellung im Grafischen Kabinett mit fast fotografisch genauen Ansichten der Stadt vor dem Abbruch der Stadtbefestigung

Franz Gallus Weber, Alter Einlass mit Blick auf Hl Kreuz, 1858 - Bildnachweis: Kunstsammlungen und Museen Augsburg

  • Ausstellungsort: Grafisches Kabinett im Höhmannhaus, Maximilianstraße 48
  • Laufzeit: 14. Juli bis 26. November 2023
  • Eintauchen in das Augsburg des 19. Jahrhunderts
  • Eröffnung: Donnerstag, 13. Juni, 18 Uhr im Schaezlerpalais, Maximilianstraße 46

Die Grafische Sammlung der Kunstsammlungen und Museen Augsburg im Schaezlerpalais verwahrt einen besonderen Schatz von 250 Zeichnungen und Aquarellen, die in romanischer Art von dem Artillerieoffizier und „Sonntagsmaler“ Franz Gallus Weber geschaffen wurden. Bislang ist in keinem Künstlerlexikon der Name des begabten Zeichners zu finden. Einzig und allein 1981 fand im Schaezlerpalais eine kleine Ausstellung statt. Die fast fotografisch genauen Arbeiten bieten die Möglichkeit, Augsburg und Schwaben in der Mitte des 19. Jahrhunderts neu zu entdecken. Denn Vieles von dem, das Gallus Weber zeichnete, ist heute nicht mehr erhalten.

Oberst Franz Gallus Weber (1794-1876)
1794 geboren, kam Franz Gallus Weber 1830 als Oberleutnant und technischer Inspektor des Geschützgusses nach Augsburg an das „Königlich Bayerische Gieß- und Bohrhaus“. Nach erfolgreicher Tätigkeit als technischer Inspektor wurde er 1848 zum Major befördert. Wahrscheinlich leitete er zu diesem Zeitpunkt schon die Gießstätte. Er hatte als Experte für Geschützguss bereits 1840 auf Bitten des Zaren 44 kolorierte Zeichnungen der Gieß- und Bohrstätte nach Moskau übermittelt. Allein zwischen 1830 und 1850 verließen 1300 Geschützrohre den Rüstungsbetrieb. Gleichzeitig entstand im Zeughaus am Katzenstadel in kleinen Flamm- und Tiegelöfen das Gussmaterial für ein breites Sortiment vom metallischen Kleinteilen für den militärischen Bedarf: Von Säbelgriffen bis zur Radbüchse.
Nochmals befördert wurde Franz Gallus Weber schließlich im Januar 1860 als Oberst und Leiter des staatseigenen Rüstungsunternehmens vom bayerischen König Maximilian II. pensioniert. Der Pensionist übersiedelte später nach München. Dort starb er am 21. Mai 1876. Die Kanonenproduktion in Augsburg wurde nach 1885 stillgelegt und die staatseigene Waffenproduktion nach Ingolstadt verlegt.

Talent vom Bildhauer-Vater geerbt
Persönlich hatte Franz Gallus Weber bei seiner Lebensgestaltung wenig Glück. Er heiratete in Augsburg vier Mal. Leider verstarben seine Frauen meist innerhalb kurzer Zeiten und oft im Kindbett. Vielleicht ist es damit zu erklären, dass er im fortgeschrittenen Alter seiner künstlerischen Begabung nachging. Das Talent hatte er von seinem Vater, dem Bildhauer Johann Gallus Weber, geerbt. Geboren in Altenberg bei Nürnberg begann er zunächst eine Ausbildung als Graveur, die er nach kurzer Zeit abbrach. Anschließend trat er als Artillerist in die bayerische Armee ein. Eine weitere Ausbildung zum Ingenieur und Spezialist für Metallguss ist zu vermuten. In seiner 46-jährigen Dienstzeit wurde er zum Oberst befördert. Vermutlich aufgrund seiner privaten Schicksalsschläge begann er in den 1850er Jahren das Zeichnen von Stadt- und Ortsansichten. Skizzenbuch und Aquarellkasten waren wohl seine ständigen Begleiter. Zuerst begann er mit Bleistiftzeichnungen, die er später kolorierte. Um 1860 entstanden dann reine Aquarelle.
Als Artillerieoffizier nahm er aufgeschlossen an der Diskussion um die Entfestigung Augsburgs teil und dokumentiert mit seinen Aquarellen den Verfall der Stadtbefestigung: Die übersprießende Natur seiner Aquarelle zeigt, dass die Verteidigungsfähigkeit Augsburgs keinen Stellenwert mehr einnahm.

Einladung an alle Interessierten zur Eröffnung am 13. Juli
Die Ausstellung wird am Donnerstag, 13. Juli, um 18 Uhr im Rokoko-Festsaal des Schaezlerpalais unter Anwesenheit von Jürgen K. Enninger, Referent für Kultur, Welterbe und Sport, sowie Dr. Christof Trepesch, Leitender Direktor der Kunstsammlungen & Museen Augsburg und Dr. Christoph Nicht, Kurator der Ausstellung, eröffnet. Die Vernissage wird musikalisch von Stephanie Knauer (Piano) und Gerlinde Sämann (Sopran) gestaltet. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Die Ausstellung ist vom 14. Juli bis 26. November dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Grafischen Kabinett des Höhmannhauses zu sehen.
Turnusführungen finden jeden Sonntag um 16 Uhr statt.

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