Die Lange Kunstnacht #friedengestalten
Über 200 Programmpunkte an rund 50 Spielorten in der Augsburger Innenstadt
Unter dem Motto #friedengestalten lädt die diesjährige Lange Kunstnacht am Samstag, 28. Juni dazu ein, Frieden in vielen verschiedenen musikalischen, geschichtlichen und künstlerischen Facetten zu erleben. Die Augsburger Innenstadt verwandelt sich dafür in eine große Bühne für Kunst, Musik und Begegnung: Über 200 Veranstaltungen an rund 50 Spielorten zeigen die Vielfalt künstlerischer Perspektiven auf das Thema Frieden.
Tickets sind ab sofort im Vorverkauf (17 Euro / ermäßigt 15 Euro) auf langekunstnacht.de, bei der Bürger- und Touristinformation am Rathausplatz und an allen Reservix-Vorverkaufsstellen (reservix.de) erhältlich. Auch an den Abendkassen (Rathaus, Kleiner Goldener Saal, Schaezlerpalais, Maximilianmuseum, Kresslesmühle, Evangelisch St. Ulrich, St. Anna Kreuzgang) können Tickets (19 Euro / ermäßigt 17 Euro) erworben werden. An den Abendkassen ist nur Kartenzahlung möglich. Für das Eröffnungskonzert gibt es einen Ticketaufschlag von vier Euro. Alle Details zum Gesamtprogramm sind auf langekunstnacht.de zu finden.
Augsburger Hohes Friedensfest als Inspiration
375 Jahre Augsburger Friedensfest sind Anlass und Inspiration zugleich. Künstlerinnen und Künstler, vorwiegend aus Augsburg, präsentieren mit Klassik, Jazz und Pop, Tanz, Literatur, Theater, Vorträgen und Stadt- und Museumsführungen ihre Beiträge zum Thema #friedengestalten. Im Fokus stehen Friedenshymnen, Freiheitskämpferinnen und -kämpfer, emotionale Konflikte, Friedensgrüße und Kriegserfahrungen. In einer Zeit, in der Populismus und rechtsextreme Ideologien zunehmend Raum gewinnen und der Krieg wieder auf europäischem Boden stattfindet, setzt die Kunstnacht ein klares Zeichen für das Miteinander.
„Kunst und Musik waren schon immer Katalysatoren für gesellschaftlichen Wandel. Sie spiegeln Konflikte, dokumentieren Brüche und eröffnen neue Perspektiven. Besonders Musik begleitet sowohl Krieg als auch Frieden – sie gibt Bewegungen eine Stimme, verbindet Menschen über Grenzen hinweg und schafft emotionale Resonanzräume“, so Jürgen K. Enninger, Referent für Kultur, Welterbe und Sport.
Ein musikalischer Auftakt für den Frieden
Den feierlichen Beginn markiert das Eröffnungskonzert in St. Anna um 18 Uhr. Unter der Leitung von Franz Wallisch erklingt Friedrich Hartmann Grafs Kantate „Auf das Hohe Friedensfest 1792“, begleitet von Werken von Leopold Mozart und weiteren Komponisten des 18. Jahrhunderts. Chor, Solisten und Orchester lassen die musikalische Tradition des Friedensfestes lebendig werden – ein klangvoller Auftakt, der die historische Tiefe des Themas spürbar macht.
Klangräume des Friedens: Musik als universelle Sprache
Musik von gestern und heute zieht sich wie ein roter Faden durch die Kunstnacht – als Ausdruck von Hoffnung, Erinnerung und Versöhnung. Im Kleinen Goldenen Saal bringt das International Music Ensemble der Universität Augsburg mit „Power of Peace“ eine zeitgenössische orchestrale Eigenkomposition auf die Bühne. Sie präsentiert die die ungetrübte Lebensfreude, die nur im Frieden möglich ist, weil sie nicht um ein jähes Ende bangen muss. In der Heilig-Geist-Kapelle wird der Jazzstandard „Peace“ von Horace Silver zum Ausgangspunkt für einen minimalistischen und meditativen Klangraum. Unter dem Titel „Verleih uns Frieden“ erklingen in der Moritzkirche Renaissance-Polyphonien von Palestrina, meditative Werke von Arvo Pärt und zeitgenössische Chorstücke, gesungen vom Kammerchor der Augsburger Domsingknaben.
Tongewaltige Orchesterstücke
Das Originalklangensemble Saltimbarocca präsentiert in Stücken aus dem Italien des 17. Jahrhunderts eine Zeit des Um- und Aufbruchs zwischen statischem kirchlichem Weltbild, Wissensdurst und Entwicklungsdrang. Weiterhin in Italien, aber einige Jahrhunderte zuvor, im alten Rom, spielt Beethovens Coriolan-Ouvertüre, die das Akademische Orchester mit Prokofjews 1. Sinfonie, die dem Ersten Weltkrieg entstammt, in Beziehung setzt. Eine Rückschau aufs 19. Jahrhundert wagt das Friedberger Kammerorchester. Damals dirigierte Johann Strauss beim „World’s Peace Jubilee“ in Boston ein gigantisches Ensemble aus 2.000 Orchestermusikern und noch mehr Chorsängern und -sängerinnen. Dirigent Stefan Immler tut es ihm nach – wenn auch mit etwas weniger Aufwand an Personal.
Lieder für den Frieden: Gesang als Ausdruck der Hoffnung
Stimmgewaltig wird es im Kleinen Goldenen Saal, wenn der Chor der Technischen Hochschule Augsburg sich mit Gebeten und Bitten für den Frieden durch die Jahrhunderte arbeitet - von Luthers „Verleih uns Frieden gnädiglich“ bis „What a wonderful world“. Das ungewöhnlich besetze Vokalensemble mit Akkordeonbegleitung AccorVoce interpretiert Liebes- und Friedenslieder aus Film, Musical und Pop – von ABBA bis Enya. Unterm Sternenhimmel wandern Besuchende im Rokokosaal, in dem die Opernsängerin Ljiljana Winkler gemeinsam mit Saori Anraku und Takuro Okada unter anderem in einer Uraufführung zweier Kunstlieder die Erfahrungen und den Schmerz des Krieges auf eindrucksvolle Weise reflektiert.
Kirchenräume als Orte des Friedens – spirituell und historisch
Kirchen sind Orte des Friedens, der Besinnung und der Versöhnung – Räume, in denen Menschen unabhängig von Herkunft oder Überzeugung Zuflucht und spirituelle Orientierung finden. Inwiefern Konfessionsunterschiede auch zu Unfrieden führten, kann in zahlreichen Führungen erlebt werden. Die „Doppelkirche“ Evangelisch St. Ulrich und die Basilika St. Ulrich und Afra sind an diesem Abend beide Spielorte: In der evangelischen Kirche wird mit dem Programm des Collegium Vocales ein musikalischer Bogen von Heinrich Schütz bis Billy Joel gespannt. In der Basilika erklingt „Song of the Birds“, das als ikonisches musikalisches Zeichen für Frieden, Exil und Sehnsucht nach Freiheit in die Geschichte einging, nachdem der katalanische Cellist und Franco-Regime-Geflüchtete Pablo Casals dieses bei jedem seiner Konzerte spielte.
Kunst, die bewegt: Installationen und Performances
Die Videoinstallation „Repeat after me“ der ukrainischen Open Group im Schaezlerpalais konfrontiert das Publikum mit der Realität des Krieges: Geflüchtete imitieren Kriegsgeräusche in einem skurrilen Karaoke-Studio – eine beklemmende und eindringliche Darstellung des Krieges in Europa. Der niederländische Künstler Gijs van Bon hinterlässt mit seinem Sandschreiber „Skryf“ vergängliche Friedensbotschaften auf dem Pflaster der Philippine-Welser-Straße. Wer an dem Abend seine Stadt auf andere Weise kennenlernen möchte, leiht sich am Rathausplatz ein Sonic Bike der schottischen Künstlerin Kaffe Matthews und hört GPS-getrackt mit eingebautem Soundsystem Geschichten, Gedichte, Musik und aufgenommene urbane Klänge. Die Moritzkirche wird in der Nacht zu einem Klangraum der besonderen Art, wenn bei Deep Drips, dem Projekt des Medien- und Klangkunsttrios aus Tom Simonetti, Jürgen Branz und Tristan Huschke Wassertropfen zusammen mit eindrucksvollen Visuals und elektronischen Klängen zu einem meditativen Sounderleben verschmelzen.
Tanz und Theater: Frieden in Bewegung
Auch die darstellenden Künste setzen starke Zeichen: Das Maskentheater vom Berliner TheatreFragile „Wir treffen uns im Paradies“ erzählt im Annahof in einer poetischen Collage von Flucht, Ankunft und Hoffnung. Das Tanzstück „Waisenkind“ im Moritzsaal thematisiert verlorene Heimat und die Kraft der Erinnerung. Schauspieler aus dem Ensemble des Staatstheaters lesen aus dem Friedenspamphlet „Nie wieder Gewalt“ von Astrid Lindgren und den Kriegserinnerungen Tijan Silas in „Radio Sarajevo“. Im nächtlichen Hofgarten entführt Sandra Lienhard von der Prinzenbude in die Sagenwelt rund um Ovids Metamorphosen und stellt im Schwarzlicht-Ein-Frau-Stück Auseinandersetzungen in der Götterwelt vor.
Musik als Brücke zwischen Kulturen
Auch 30 Jahre nach dem Jugoslawienkrieg brodelt es zwischen den verschiedenen Völkern auf dem Balkan nach wie vor, musikalisch eint sie aber ein enormer Reichtum an vielfältigen Tänzen und Liedern. Einige stellt das Duo Augusta in seinem Programm vor, während sich die kroatische Sängerin Kristina Šop mit „Ruža Hrvatsko“, der kroatischen Rose, Hymnen aus dem kroatischen Unabhängigkeitskrieg widmet. Das Ensemble Colours bringt im Leopold Mozart College of Music Musik aus Christentum, Islam und Judentum auf die Bühne – ein Plädoyer für interreligiösen Dialog. In der Stadtmetzg treffen Kemençe (orientalische Schoßgeige) und Zither aufeinander und schlagen Brücken zwischen Orient und Okzident.
Geschichte(n) des Friedens
Frieden hat Geschichte – und diese wird unter anderem in Führungen und Lesungen lebendig. Im Fugger und Welser Erlebnismuseum geht es um die Tiroler Bergknappenaufstände von 1525 und die Frage: Was bedeutet sozialer Frieden? Im Schaezlerpalais spüren Führungen den Spuren des Religionsfriedens und den Auswirkungen des 30-jährigen Kriegs in der Kunst nach. Die Rolle von Elias Holl als protestantischer „Märtyrer“ wird im Maximilianmuseum beleuchtet – ein Blick auf die Herausforderungen religiöser Toleranz. Im „Golden Record Studio“ im Hotelturm kann jeder und jede seine eigene Geschichte für die Nachwelt hinterlassen. Die Bilder, Texte und Sounds werden vom Stadtarchiv für zukünftige Generationen hier auf der Erde gespeichert, während weitere Samples in 500 Kilometern Höhe über der Erde kreisen.
Friedlicher Ausklang
Nach Mitternacht klingt die Kunstnacht musikalisch aus – friedlich, beschwingt und gemeinschaftlich. Im Jazzclub Augsburg geht das Quarteto Tocar der Geschichte des Tangos auf den Grund, im Hep Cat Club kann noch zu Swing-Tunes von DJericho weitergetanzt werden und bei Bluegrass und Rock’n‘Roll mit den Boom Chuck Hollers in der Kresslesmühle wird es nochmal mitreißend und wild. DJDUMTAK legt im Grandhotel Cosmopolis noch bis in die Nacht nordafrikanische Beats auf, während der traditionelle Ausklang im Thalia Kaffeehaus mit Harry und Friends den Abend ausjazzt.
Die Lange Kunstnacht wird unterstützt von zahlreichen langjährigen Partnern und Sponsoren: der Stadtsparkasse Augsburg, den Stadtwerken Augsburg, dem Staatstheater Augsburg, den Kunstsammlungen und Museen Augsburg, der Regio Augsburg Tourismus GmbH, zahlreichen Kirchengemeinden, Museen und Galerien, Institutionen und Vereinen.
Die Lange Kunstnacht ist Teil des Augsburger Stadtsommers. Alle Informationen und Termine zum Stadtsommer 2025 sind auf augsburger-stadtsommer.de zu finden.