„Das muss man in die Hand nehmen – und machen!“

21.06.2022 12:41 | Öffentlichkeitsbeteiligung Stadt Augsburg Freizeit Kultur Umwelt & Soziales Bildung & Wirtschaft Bürgerservice & Rathaus

Etwa 80 Bürgerinnen und Bürger aus Göggingen, Inningen und Bergheim kamen zum Augsburger Stadtteilgespräch Süd-West, das am Montag, 20. Juni, in der Aula des Gymnasiums Maria Stern stattgefunden hat. Zentrales Thema im Gespräch mit Oberbürgermeisterin Eva Weber und ihrem Team der Stadtregierung: Die Bürgermeister-Aurnhammer-Straße. Auch die Entwicklung des „Gasthof Ochsen“-Areals spielt dabei eine wichtige Rolle. Auch zu den Themen Radverkehr, ÖPNV, Schule, Jugend und Stadtteil-Infrastruktur wurden Fragen gestellt.

Oberbürgermeisterin Eva Weber begrüßte die rund 80 Gäste und führte durch den Abend. Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg
Schon eine Stunde vor Beginn der Diskussionsrunde war das Interesse an den Einzeltischen der Referentinnen und Referenten groß. Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg
Die Fragen und Anregungen der Bürger wurden dokumentiert (wie hier am Tisch von Umweltreferent Reiner Erben, Mitte) und werden im Nachgang der Veranstaltung beantwortet. Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg
Durchgehend gut besucht war der Tisch von Oberbürgermeisterin Eva Weber. Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg
Punkt 19 Uhr ging es dann in den Saal, wo die übergreifenden Themen mit der gesamten Stadtspitze diskutiert wurden. Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg
Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich rege mit zahlreichen Wortbeiträgen. Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Die drei südwestlichen Stadteile Göggingen, Inningen und Bergheim repräsentieren rund zehn Prozent der Augsburger Bevölkerung. „Es ist eine herausragend schöne Lage, um hier zu leben und zu arbeiten“, sagte OB Eva Weber in ihrer Begrüßung. Im Auditorium waren auch zahlreiche Stadträte und Altstadträte sowie Akteurinnen und Akteuren von Vereinen und Initiativen vertreten.

Entwicklung der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße in der Kritik

Nach wie vor drehen sich viele Überlegungen um die Entwicklung der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße als zentraler Achse der einstmals selbständigen Stadt.  Allen voran Professor Dr. Hans Frei, ehemaliger Bezirksheimatpfleger. „Die Nutzungsmöglichkeiten dieser Straße haben sich sehr negativ entwickelt: zu wenig Grün und zu viele unpassende Parkplätze. Es müsste endlich ein Entwicklungskonzept erstellt werden.“

Oberbürgermeisterin Eva Weber klärte auf, das der Augsburger Stadtrat ein solches Entwicklungskonzept bereits 2019 verabschiedet habe.  „Wie müssen aber Prioritäten setzen, denn wir können den Euro nur einmal ausgeben. Daher ist das neue Stadtteilzentrum in Göggingen mit Stadtteilbücherei und Bürgerbüro der Schwerpunkt.“ Göggingen werde ganz sicher nicht vergessen: „Noch heuer wird das neue Feuerwehrhaus eröffnet, ein Jugendcafé wird diskutiert und das Hallenbad kreativ verschönert. Bei allem Verständnis für Wunschlisten – aber als Stadtregierung müssen wir alle Augsburgerinnen und Augsburger im Blick haben.“ Problem für den Umbau der Straße sei, dass es dafür keine Fördermittel gebe. Baureferent Gerd Merkle nannte als einzige Möglichkeit die Finanzierung über eine Festsetzung Göggingens als Sanierungsgebiet.

Absage an Forderung nach einer Widmung als Fahrradstraße

Auch hinsichtlich des Radverkehrs bestehen hohe Anforderungen an die Bgm.-Aurnhammer-Straße. Nicht nur, dass dort das Radfahren erheblich attraktiver gemacht werden müsse. Am besten wäre, die Straße gleich als Fahrradstraße zu widmen, so die Forderung eines Klimaaktivisten.  OB Eva Weber begründete, warum dies nicht in Frage komme: „Die Straße ist Teil einer Staatsstraße, und es führt eine Straßenbahn durch. Darum ist eine Fahrradstraße nicht möglich.“ Gleichzeitig verwies die OB auf das hohe Engagement der Augsburger Stadtwerke für den öffentlichen Nahverkehr, in den das Unternehmen eine halbe Milliarde Euro investiere.

Flächen für wertigen Wohnbau statt für Park&Ride

„In der Aurnhammer-Straße sind so viele Fehler gemacht worden. Der ‚Ihle-Bau‘ ragt zu weit in die Straße und es fährt zu viel Verkehr“, wurde kritisiert.  Helfen würde da ein Park&Ride-Platz – am besten dort, wo das ehemalige Feuerwehrhaus stand. „Mit ein bisschen gutem Willen geht das. Das muss man in die Hand nehmen – und machen!“ Allein am guten Willen liege es nicht, so die OB und machte deutlich, dass die Flächen, wo einst das Feuerwehrhaus stand, für einen Park&Ride-Platz erheblich zu schade wären und einer weitaus wertigeren Nutzung für qualitätsvollen Wohnbau zugeführt werden.

Große Hoffnung auf gute Gastronomie mit großem Saal auf dem „Ochsen“-Areal

„Die ganze Diskussion zeigt, dass der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss“, so Prof. Hans Frei. Seine These stützt etwa das hohe öffentliche Interesse an der Entwicklung des „Ochsen“-Areals mitten im Stadtteil. „Stimmt das, dass der ‚Ochsen‘ abgerissen wird? Warum kann das Gebäude nicht erhalten werden?  In Bayern stehen Gasthäuser doch unter besonderem Schutz“, wollte eine Bürgerin wissen. Ohne näher auf die Details des vorliegenden Bauantrags einzugehen, bestätigte Baureferent Gerd Merke, dass ein Bauantrag vorliege und ein Abbruch des bestehenden Gebäudes vorgesehen sei. „Es soll ein Geschäftsgebäude entstehen, in dem auch wieder Gastronomie stattfindet. Auch der alte Baumbestand muss erhalten bleiben.“ Merkle erläuterte, dass das Ochsen-Gebäude nicht denkmalgeschützt sei und Eigentümer frei entscheiden können, was sie mit einer solchen Liegenschaft machen wollen. „Dann hoffen wir mal, dass der Bauantrag Göggingen würdig ist. Vor allem eine gute Gastronomie mit einem Saal für größere Veranstaltungen wäre absolut wünschenswert“, hieß es unter Beifall aus dem Plenum.

Klagen über „Geisterradler“, Radel-Raser und hohen Durchgangsverkehr

Klagen über zu viele „Geisterradler“ im Bereich der Universitätsstraße/Forschungsallee, aber auch über zu viele Radel-Raser auf dem Fußweg, der an die Sportflächen des TVA angrenzt, und über einen zu hohen Durchgangsverkehr in der Inninger Hohenstaufenstraße wurden ebenfalls laut. Diese Klagen sollen jeweils in Vorort-Terminen mit der Tiefbauverwaltung der Stadt Augsburg besprochen werden.

Nahverkehrsplan wird überarbeitet – Querverbindungen werden geprüft

Mit einem Vorort-Termin lässt sich hingegen die Unzufriedenheit von Bürgerinnen und Bürgern mit den öffentlichen Nahverkehrsverbindungen zwischen den südlichen Stadtteilen nicht beheben. So klagte ein Bürger, dass er von Bergheim nach Inningen mit dem Bus 1,5 Stunden unterwegs sei, weil die Stadt nach dem „Stern-Prinzip“ vorgehe, wonach die Tram- und Buslinien alle über den Königsplatz fahren müssen. „Seit 50 Jahren gibt es keine Querverbindungen zwischen den Stadtteilen und die Linie zwischen Inningen und Haunstetten wurde eingestellt, weil sie angeblich nicht genutzt wurde.“ Oberbürgermeisterin Eva Weber räumte ein, dass das „Stern-System“ in einer wachsenden Stadt nicht ausschließlich optimal sei. Auch über Tangentialverbindungen müsse nachgedacht werden. Stefanie Rohde, Leiterin des swa-Fahrbetriebs, sagte: Es muss ein Fahrgastpotenzial da sein, das sich rechnet. Der Nahverkehrsplan als Grundlage für den ÖPNV wird derzeit überarbeitet. Das Busnetz kommt auf den Prüfstand, um solche Querverbindungen herzustellen.“

Planungen für Jugendeinrichtungen laufen

Wie es denn um das Jugendcafé in Göggingen stehe, wollte ein Vertreter des Stadtjugendrings wissen. Sozialreferent Martin Schenkelberg erläuterte, dass die Stadt offene Jugendeinrichtungen machen wolle. „In Göggingen laufen die Planungen noch. Wir haben ein Auge auf eine Fläche im Anton-Bezler-Schwimmbad geworfen. Zusammen mit der Sportverwaltung können wir uns eine tolle Gemeinschaftsaktion vorstellen. Wenn alles gut läuft, können wir vielleicht noch in diesem Jahr einen Vorschlag machen“, so der Sozialreferent. Auf die Frage einer jüngeren Bürgerin aus Inningen wo sich junge Menschen treffen können, sage Martin Schenkelberg: „Jugendhilfeplanung umfasst auch Jugendarbeit. Dafür nehmen wir Geld in die Hand. Mit 19 offenen Jugendzentren haben wir schon ein ganz gutes Angebot. Aber wir können noch besser werden.“ Bei einem Ortstermin in Inningen will Schenkelberg die Lage näher sondieren. 

Mehr öffentliche Grillplätze gefordert – Spielplätze haben Vorrang

Auch nach mehr öffentlichen Grillplätzen im Süden Augsburgs wurde gefragt. Dies wäre nicht nur für Jugendliche ein echter Mehrwert, sondern auch ein Beitrag, um illegale Feuer an der Wertach zu unterbinden. Umweltreferent Reiner Erben erläuterte, dass vor Kurzem das Grünanlagenprogramm verabschiedet worden sei, in dem auch Grillplätze projektiert seien. „Man bräuchte welche – auch im Süden. Aber gegenüber Spielplätzen haben Grillplätze eine geringere Priorität“, stellte Erben klar.

Schulturnhalle nicht barrierefrei

Während in Inningen das neue Spielplatzangebot in der Ortler-Straße für große Freude sorgt, schmerzt Bürgerinnen und Bürger der fehlende barrierefreie Zugang zur Schulturnhalle umso mehr.  Auch ein Fluchtweg müsste eingerichtet werden, um die Halle für Veranstaltungen nutzen zu können. In Göggingen hingegen macht die Optik der Friedrich-Ebert-Schule Probleme. „Dieser schwarze Beton-Klotz sieht aus wie ein Bunker. Das motiviert mich nicht, mein Kind dort einzuschulen.“

Drei der vier größten Baustellen in Augsburg sind Schulen

All dies habe die Schulverwaltung „auf dem Zettel“ so OB Eva Weber. „Wir machen viel. Aber es ist ein Fass ohne Boden. Allerdings ist die Optik weniger unser Problem. Das sind vielmehr Stromleitungen, EDV-Leitungen, Brandschutz und dergleichen mehr.“ Zweite Bürgermeisterin und Bildungsreferentin Martina Wild führte dazu aus: „Ich kann das alles nachvollziehen. Wir haben einen ellenlangen Sanierungsstau in Höhe von 2 Mrd. Euro. Wohl gemerkt: nur Sanierungen, da sind noch keine Betreuungsmöglichkeiten enthalten. Drei der vier größten Baustellen in der Stadt sind Schulen, wie etwa die FOS/BOS und das Diesel-Gymnasium.“ Mit Blick auf Göggingen investiere die Stadt jetzt zwei Mio. Euro in den Brandschutz der Friedrich-Ebert-Mittelschule. Auch das Gerüst an der Schubertschule komme demnächst weg. Damit könne die Brandschutztreppe im Westen hergestellt werden.

Stadteilinfrastruktur wird ausgebaut

Gefragt wurde zum Stand eines 50-Meter-Beckens ebenso, wie zur Eröffnung des neuen Bürgerzentrums.  Sportreferent Jürgen K. Enninger erklärte, dass mit Göggingen und der Schwimmschulstraße zwei Standorte um das 50-Meter-Becken konkurrieren. Beide würden derzeit geprüft. Ordnungsreferent Frank Pintsch führte aus, dass auf dem Gelände des ehemaligen Milchhofs am Klausenberg nicht nur ein Bürgerbüro, sondern ein Stadtteilzentrum mit Stadtteilbücherei entstehe. „Jetzt beginnt der Rückbau. Wenn alles gut geht, können wir nächstes Jahr eröffnen. Da entsteht eine hohe Qualität.“

Stadt bietet Gesprächstermin zu neuem Funkmast in der Friedrich-Ebert-Straße an

Kritisch sieht eine Bürgerin den Funkmast für die 5G-Telefonie auf einem Mietshaus im Neubaugebiet Friedrich-Ebert-Straße. „Der Mast steht direkt bei der Schule. Da werden junge Menschen dauerbestrahlt. Muss das sein?“ Baureferent Gerd Merkle betonte, dass die Stadt sehr sensibel mit dem Thema umgehe. Allerdings hätten Kommunen keine Möglichkeit der Ein- oder Mitwirkung. OB Eva Weber ergänzte: Da gibt es noch Klärungsbedarf in der Nachbarschaft. Wir machen einen Termin mit den Nachbarn und Umweltamt, um das Thema zu besprechen.“

„Die Situation um das Parkhaus ist ein Schandfleck“

Kritisch äußerte sich ein Bürger auch zum „Umfeld der Kongresshalle. Das ist ein Schandfleck.“ Baureferent Gerd Merkle weiß um die verzwickte Lage und versicherte, dass die Stadt in engen Gespräche mit dem Haupteigentümer der Parkgarage und dem Investor sei. „Wir brauchen eine Lösung, die eine neue Wohnbebauung und das Parkhaus aber auch die Interessen des Hotels und die Interessen von Kongress am Park berücksichtigt.“ Auch die Pläne für eine Tiefgarage in der Nähe von Kongress am Park seien nicht vom Tisch. Insgesamt sei für das Antonsviertel eine Verkehrsberuhigung erforderlich.

Grünanlagen für sportliche Nutzung an der Friedich-Ebert-Straße

Die Arbeitsgemeinschaft der Gögginger Vereine wollte wissen, was zwischen dem Neubaugebiet und dem Hofladen Schweiger an der Friedrich-Ebert-Straße realisiert werden könne. „Im rechtsverbindlichen Bebauungsplan kann gebolzt werden. Eine Möglichkeit, bauliche Anlagen zu errichten, besteht nicht. Es sind Grünflächen für eine sportliche Nutzung – das würde uns freuen“, so Baureferent Gerd Merkle abschließend. (erz)