Bürgerbeirat Corona – so lief die erste Sitzung

19.11.2020 12:40 | Bürgerservice & Rathaus

In seiner ersten Sitzung beschäftigte sich der Bürgerbeirat Corona der Stadt Augsburg mit Themen im Bereich Aufklärung, Veranstaltungen und Schule.

Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg
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Was auf Bundesebene mit einem Bürgerrat angedacht ist, wird in Augsburg auf lokaler Ebene bereits umgesetzt. „Wir übernehmen im Bereich Partizipation und Bürgerbeteiligung eine Vorreiterrolle, was überregional bereits aufmerksam beobachtet und sehr wohlwollend kommentiert wird“, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber zu Beginn der ersten Sitzung des Bürgerbeirats Corona.

Das 22-köpfige Gremium aus zehn Bürgerinnen und Bürgern, sechs Experten aus der Verwaltung und fünf Vertretern aus dem Stadtrat tagte gestern unter der Leitung der Oberbürgermeisterin im Kongress am Park – also hinsichtlich Mindestabstände sowie Hygiene einwandfrei Corona-konform.

Über das Internet konnte die Beiratssitzung öffentlich mitverfolgt werden. >> Hier ansehen. Rund 700 Gäste hatten sich eingeloggt. Im Chat gaben sie Politik und Verwaltung mehr als 600 Nachrichten, Fragen, Anregungen und Vorschläge zur Bewältigung der Corona-Pandemie auf lokaler Eben mit auf den Weg. „Es ist ein unglaublich ermutigendes Zeichen, dass sich so viele Bürgerinnen und Bürger einbringen. Jetzt müssen wir prüfen, was davon tatsächlich umgesetzt werden kann“, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber. Wichtig sei ihr, dass der Ton im Internet-Chat nicht ausfällig oder herabwürdigend, sondern immer höflich und respektvoll geblieben sei.

OB Eva Weber: „Nichts ist mehr so, wie wir es gewöhnt waren“

„Corona verlangt uns viel ab. Wir müssen Veränderungen vornehmen. Nichts ist mehr so, wie wir es gewöhnt waren und die zweite Welle hat uns härter erwischt als noch im Frühjahr. Mittlerweile haben uns auch einige kritische Stimmen aus der Bevölkerung erreicht, die uns klar signalisieren, dass es angebracht ist, die Kreativität der Bürgerinnen und Bürger stärker in unsere Entscheidungen einfließen zu lassen. Deshalb sitzen wir hier zusammen“, so OB Weber.

282 Bewerbungen sind für den Bürgerbeirat Corona eingegangen. Das Los habe für eine „bunte Truppe“ gesorgt so Weber mit Hinweis auf eine nach Alter, Geschlecht und Stadtteilherkunft gute Durchmischung des Bürgerbeirats Corona, der in dieser Zusammensetzung drei Sitzungen bestreitet. Sie sei auf weitere Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger gespannt. „Bitte denken Sie daran, Corona ist zwar ein weltweites Phänomen. Doch unsere Regelungskompetenz ist aufgrund der Vorgaben von Bund und Freistaat begrenzt“, betonte die OB.

Fallzahlen nicht als Drohung aussprechen

Mehr positive Botschaften verlangte ein Teilnehmer. „Fallzahlen immer nur als Drohung auszusprechen, macht den Menschen keinen Mut. Wir müssen doch mit Corona leben.“

Gesundheitsreferent Reiner Erben betonte, dass es leider keine positiven Zahlen gebe, die ein Abflauen der Pandemie vermitteln würden. „Unsere Aufgabe ist, die reale Situation wiederzugeben. Das bedeutet Einschränkungen. Wir sind ohnehin froh, mitteilen zu können, dass die Zahlen nach unten gehen und die Maßnahmen offenbar wirken“, so Erben.

Sinn von unterschiedlichen Testverfahren

Auf die Frage nach dem Sinn so vieler verschiedener Testverfahren, sagte Dr. Thomas Wibmer, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes, dass dies nichts Ungewöhnliches sei. Jedes Labor arbeite mit Tests unterschiedlicher Hersteller. Auch vom Robert Koch-Institut gebe es mehrere zugelassene Schnelltests. Sie alle würden zuverlässig funktionieren.

Mehr Kontrolleinsätze an öffentlichen Plätzen

Sorge bereitet einem Teilnehmer, dass zu wenige Menschen von den Corona-Maßnahmen erreicht werden. Er frage sich, warum das so ist. So sei etwa das Maske tragen auf Spielplätzen kaum präsent. „Mehr Schilder in Parks wären schon angebracht.“ Auch Auswärtige müssten besser über die geltenden Regeln in Augsburg informiert und mehr Kontrollen an öffentlichen Plätzen - etwa am Kuhsee – durchgeführt werden. „Das ist für die Akzeptanz all derer wichtig, die sich an die Auflagen halten.“

Corona-Paten in den Stadtteilen und Interview mit Genesenen

Mehr Emotionen in der Information und nicht immer nur nüchterne Zahlen wünscht sich eine andere Beirätin. Sie schlug animierte Spots auf digitalen Plattformen vor, die auf emotionale Weise zeigen, wie sich das Virus verbreitet. Überhaupt müsse die gesamte Information über Corona die Menschen viel emotionaler ansprechen, um etwas zu bewirken.

Ebenfalls in diese Richtung ging der Vorschlag, doch einmal Personen öffentlich vorzustellen und zu befragen, die an Corona erkrankt gewesen sind. Dies könnte viel zur Glaubwürdigkeit der Information über Corona beitragen.
In diesem Zusammenhang wurden auch Corona-Paten vorgeschlagen, die in den Stadtteilen als Anlaufstelle und Auskunftspersonen hilfreich wären.

Klassische Musik in Wirtshäusern

Mit Überlegungen für den kommenden Kulturwinter wurde zum Thema Gastronomie/Veranstaltungen/Kultur übergeleitet. Vorgeschlagen wurde, dass sich die Stadt um Räume und Flächen aus ihrem Bereich für Auftrittsmöglichkeiten von Künstlerinnen und Künstler kümmern solle. Auch Hygiene-Zertifikate für gastronomische Betriebe wurden genannt. Vor allem die jüngeren Beiratsmitglieder appellierten an die Stadt, gute Konzepte für die Zeit „danach“ vorzudenken, damit Clubkultur und Gastronomie wieder stattfinden können. Ein Vorschlag, Kultur und Gastronomie zusammenzubringen wurde gemacht: „Klassische Musik in Wirtshäusern kann ein echtes Erlebnis sein“, hieß es.

Luftreinhaltegeräte und CO2-Ampeln werden angeschafft

Dass die Stadt große Anstrengungen unternehme, Bildungsgerechtigkeit und Infektionsschutz zusammenzubringen betonte Bildungsbürgermeisterin Martina Wild. Auch Fördermittel für die Beschaffung von Luftreinhaltungsgeräten in Klassenzimmern seien beantragt. Ebenso würden CO2-Ampeln angeschafft. Allerdings sei Stoßlüften noch immer die beste Methode für den Luftaustausch, so Wild. Dem widersprach ein Schüler-Teilnehmer: „Wir können ja nicht einmal die Fenster aufmachen. Ganz abgesehen davon gibt es weder Seife, Handtücher oder Desinfektionsmittel bei uns.“ Bürgermeisterin Wild rief dazu auf, ihr solche Defizite zu melden. „Wir kümmern uns darum!“

Auf die Frage, warum es seit Herbst Wechselunterricht an Schulen gebe, der angesichts des Infektionsgeschehens für Unsicherheit sorge, verwies Bildungsbürgermeisterin Wild auf die Vorgaben eines Drei-Stufen-Plans des Bayerischen Kultusministeriums. Dieser sehe keinen Automatismus der Unterrichtsform vor. „Es gibt Schulen, in denen Kinder komplett im Präsenzunterricht sind“, sagte sie.

Wechselunterricht an Schulen hilft den öffentlichen Nahverkehr zu entzerren

Gefragt wurde auch nach mehr Möglichkeiten für eine Entzerrung im öffentlichen Nahverkehr. Oberbürgermeisterin Eva Weber machte deutlich, dass sich die Stadtwerke Augsburg zu den morgendlichen Spitzenzeiten und auch mittags auf die neue Situation mit Corona eingestellt hätten. An die Fahrgäste appellierte sie, nicht immer die erstbeste Tram zu nehmen, sondern die nächste abzuwarten, die meistens leer sei. Auch trage der Wechselunterricht an Mittelschulen und Gymnasien Einiges zur Entzerrung im öffentlichen Nahverkehr bei.

Der Idee vieler Eltern, Kinder auf dem Fahrrad beim Schulweg zu begleiten, könne sie viel abgewinnen. „Das macht den Schulweg hinsichtlich des Infektionsschutzes sehr sicher“, sagte Bürgermeisterin Wild.

Am Mittwoch, 16. Dezember, kommt der Bürgerbeirat Corona erneut zusammen, um weitere Vorschläge zu beraten. (erz)

Mehr zum Bürgerbeirat Corona unter augsburg.de/buergerbeirat-corona