140 Jahre Augsburger Plärrer

Der Augsburger Plärrer – das größte Volksfest in Bayerisch-Schwaben – feiert in diesem Jahr sein 140-jähriges Jubiläum. So bekannt der Plärrer heute auch ist, seine Anfänge waren eher unspektakulär.

Bereits im Mittelalter waren sogenannte „Schaustellungen“ fester Bestandteil der großen Augsburger Jahrmärkte. Gaukler, Schauspieler, Exoten-, Kuriositäten- und Raritätenschauen bereicherten das übliche Angebot der Verkaufsstände.

In früheren Zeiten war die spezielle „Vergnügungsdult“ am Rande des traditionellen Dult-Areals, das sich noch auf der Maximilianstraße befand, im Bereich des Hallplatzes angesiedelt. Als im Laufe des 19. Jahrhunderts mehr und mehr Schausteller auf die Augsburger Jahrmärkte drängten, wurde der Platz der Verkaufsstände zunehmend knapper. Städtebauliche Entwicklungen begrenzten zudem die Ausweitung der „Vergnügungsdult“ im Stadtzentrum. Die Umgestaltung des Areals zwischen Königsplatz, Halderstraße und Eserwall im 19. Jahrhundert ließen keinen Raum mehr für einen ausreichend großen Festplatz. Zudem war bereits abzusehen, dass die Straßenbahnstrecke auf der Maximilianstraße, mit deren Planung 1877 begonnen wurde, den gewohnten innerstädtischen Dultbetrieb stark beeinträchtigen, wenn nicht gar unmöglich machen würde.

Diese Entwicklungen führten 1878 – vor genau 140 Jahren – zum Beschluss der Stadtverwaltung, eine endgültigen Abtrennung der „Vergnügungsdult“ von der traditionellen Jahrmarktfläche vorzunehmen – der heutige „Plärrer“ war geboren!

Als Ausweichgelände bot sich der kleine Exerzierplatz an. Da dieser kaum noch militärisch genutzt wurde, befand sich dort bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts im Winter zum Vergnügen der Augsburger Bevölkerung eine „ordnungsgemäße Schleifbahn“ – also ein Eislaufplatz. Seit Ostern 1878 wurden die Schausteller angewiesen, künftig ihre Buden und Geschäfte während des Dultbetriebs hier aufzustellen. Die Bedenken, welche die Schausteller zunächst gegen die Umsiedlung ihrer Stände an den am Stadtrand gelegenen Platz hatten, erwiesen sich bereits im ersten Jahr als unbegründet. Tausende von Augsburgern besuchten die neue Volksbelustigung auf dem kleinen Exerzierplatz.

Letztlich trug das vergrößerte Platzangebot sogar zum rasanten Aufstieg des Volksfestes bei, da es auch den neuartigen Fahrgeschäften mit Dampf-, später Elektroantrieb genügend Raum bot. Bereits um die Jahrhundertwende zählten dort z. B. zahlreiche Dampfkarussells oder auch die ersten Produkte der Filmindustrie zu den besonderen Attraktionen.

Ein typisches Element, das von jedem heutigen Volksfest nicht wegzudenken ist, fehlte allerdings lange Zeit auf dem „Plärrer“: Das Bierzelt. Das generelle Verbot des Alkoholausschanks wurde zwar mit Zulassung einer ersten Weinbude im Jahr 1905 aufgehoben und 1921 erstmals auch der Bier- und Likörausschank gestattet. Doch erst seit 1926/30 gehört der Ausschank von Bier und das dazugehörige Bierzelt zum üblichen Erscheinungsbild des „Plärrers“.

Die Bezeichnung „Plärrer“ (von „plärren“ – einer alten Bezeichnung für schreien) als Name des Festes und des Festplatzes kam in Volksmund und Presse schon wenige Jahr nach dem Umzug der Schaubuden auf den kleinen Exerzierplatz auf, blieb aber lange Zeit inoffiziell. Erst 1976 wird der Begriff mit der Bezeichung des sogenannten „Frühjahrs-“ und „Herbstplärrers“ amtlich.