Mission Augsburg erfrischen

Die Idee, neben dem Genuss von reinem Wasser und alkoholhaltigen Getränken auch geschmacksbereichernde Zutaten in den Getränken zu verwenden, ist nicht neu. Bereits in der Antike versuchte man durch die Zugabe von Essig den Geschmack von Wasser zu verändern. Wann die Limonade in ihrer heutigen Form entstand, ist unbekannt. Die ersten Hinweise, dass Wasser mit Saft und Zucker versetzt wurde, sind im 16./17. Jahrhundert aus Spanien überliefert. Auch an den deutschen Fürstenhöfen wurden zu dieser Zeit Getränke, die mit Zitronen, Rosen, Himbeeren, Quitten oder Zimt versetzt waren, modern.

Die berühmteste Kochbuchautorin Deutschlands, Henriette Davidis (1801–1876), veröffentlichte im „Praktischen Kochbuch für die bürgerliche und feine Küche“, das 1845 erstmals erschien, eine Rezeptur für die Herstellung von Limonade. Das Getränk erfüllte damals aber vor allem medizinische Zwecke und wurde den Kranken bei Fieber verabreicht. Der Urtyp aller modernen Limonaden, der englische „Lemon Squash“ aus Wasser, Zucker und Zitronensaft bzw. Aroma, wurde seit dem Ende des 19. Jahrhunderts jedoch künstlich erzeugt.

Auch viele Augsburger Haushalte dürften früher selbst versucht haben, den Geschmack von Wasser mit der Zugabe von Fruchtsaft zu verändern. Belege für die industrielle Herstellung und Flaschenabfüllung von Limonaden in Augsburg sind seit ca. 1900 überliefert. Damals entdeckten vor allem Kleinhändler das Bedürfnis nach fertig hergestellten Erfrischungsgetränken. Eine generelle Genehmigungspflicht zur Erzeugung und zum Ausschank der Fruchtmischgetränke bestand dabei offensichtlich nicht, da nur in Einzelfällen dafür Nachweise vorliegen. Doch gründete sich bald eine Vereinigung der Bierverleger, Limonadenfabrikanten und Mineralwasserhändler Augsburgs, um dem Mißbrauch von Flaschen und Markenzeichen vorzubeugen.

Während der Zeit des Ersten Weltkrieg – damals sind insgesamt fünf Limonadenhersteller bezeugt – wurde die Produktion von Limonade auch in Augsburg teilweise untersagt. Hintergrund war die Mangelbewirtschaftung von verschiedenen Lebensmitteln, darunter Zucker, aber auch Zucker-Ersatzstoffe. Nach 1918 erfreuten sich Limonaden mit Zitronen-, Himbeer- oder Erdbeergeschmack als Erfrischungsgetränke bei den Augsburgern größerer Beliebtheit. Sie waren wie „Chabeso“ oder „Komolls Aepfelchampagner“ für 15-30 Pfennig im Ausschank erhältlich.

Eine – vielleicht Augsburger – Besonderheit ist auch das Kultgetränk „Spezi“, das kurz nach dem Krieg während der amerikanischen Besatzung modern wurde. Nach einer mündlichen Tradition soll dieses Mischgetränk ursprünglich aus den angebrochenen Resten von Cola mit Orangenlimo entstanden sein. Seit 1956 ist es eine eingetragene Marke der Augsburger Brauerei Riegele, die die fertige Mischung als Flaschenabfüllung vertreibt.