1.4 Der Hundertjährige, der … kein Wasser trank

Mit einer geschmackvollen, alkoholfreien Alternative echten Trinkgenuss zu bescheren war das Ansinnen der zahlreichen Limonadenhersteller im Stadtgebiet Augsburg. Sie schossen um die Wende zum 20. Jahrhundert wie Pilze aus dem Boden, wie zahlreiche Gewerbeanmeldungen belegen. Einer von ihnen war der gebürtige Badener Eugen Kleiser. Und er hatte eine Besonderheit zu bieten.

Als Eugen Kleiser, Gastwirt, Jahrgang 1878, im Juni 1912 mit der Familie aus Wolfach nach Augsburg übersiedelte, hatte er schon eine genaue Vorstellung von seinem kleinen aber feinen Lokal in der Maximilianstraße 56. Mitten in der Innenstadt wagte er 1917 das Experiment, ein neu entwickeltes und vor Ort produziertes Getränk an den Mann bringen: Chabeso.

Doch was war das Besondere an dieser Limonade? Der Direktor des Pasteur-Instituts in Paris, Prof. Metschnikoff, hatte um die Jahrhundertwende beobachtet, dass die Bulgaren und Rumänen aufgrund des dort verbreiteten Genusses von saurer Milch ein besonders hohes Alter erreichen. Angeregt von dieser Studie entwickelt der Chemiker Dr. Ernst Büschler eine Limonade auf Basis rechtsdrehender Milchsäurebakterien. Die dazu nötige Herstellung der Bakterien in großen Mengen übernahm das Chemieunternehmen „C. H. Boehringer Sohn“ – die Marke CH(a)B(e)S(o) war geboren! Die Chabeso-Gesellschaft m. b. H. mit Sitz in Mainz vertrieb ab 1911 das neue Produkt mit einem modernen Marketingkonzept: Sie versorgte die einzelnen Filialleiter – wie Eugen Kleiser – mit den entsprechenden Zutaten, Gerätschaften und Werbematerial. (a) Diese wiederum leiteten den Vertrieb vor Ort und machten das Produkt so in ganz Deutschland bekannt.

Die Augsburger kamen also ebenso ab 1912 in den Genuss dieses neuen, wohlschmeckenden Getränks, dem zugleich eine gesundheitfördernde Wirkung nachgesagt wurde. Es versprach Abhilfe bei einer Vielzahl von Krankheiten und Leiden – von Gicht, Rheuma und Hysterie bis zur Furunkulose. In der Maximilianstraße wurde es in glasweisem Ausschank oder gebrauchsfertig in Flaschen angeboten. Das Verkaufslokal, in dem sich auch ein Einweich- und Mischkessel und ein Abfüllapparat befanden, war zugleich Produktionsstätte. Neben dem Erfrischungsgetränk, das auch mit anderen Bestandteilen (Wasser, Cognac, Whisky, Wein, Kaffee, Tee etc.) gemischt werden konnte, hatte Kleiser auch einen speziellen Chabeso-Likör im Angebot.

Leider blieb den Augsburgern der Genuß des Getränks nicht lange erhalten. Im Mai 1922 legte Eugen Kleiser seinen Wirtschaftsbetrieb und die Konzession in der Maxstraße nieder. Die „Chabeso“-Euphorie der Zwischenkriegszeit ebbte nach 1945 immer mehr ab, die Produktion wurde 1967 eingestellt. Erst im Jahr 2006 verhalf die Brauerei Riegele „Chabeso“ zum Comeback und machte die Mainzer Limonade so zum „Augsburger Kultgetränk“. Nun ist den Augsburgern und der Welt wieder Jugendfrische und ein biblisches Alter garantiert.

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