Transkription des Gedichts

"Abentewer" mit einer Wildsau im Wasserturm am Roten Tor

Nun muß ich hie zu dieser frist,

Erzehlen, wie dem Meister ist,

Nun mehr vor zwey und dreissig Jaren,

Ein Abenthewer widerfahren.

Ein wildes Schwein ohn alle acht,

Ins Wasser da fiel bey der Nacht.

Sich niemand zu bescheiden wust,

Wie es zugangen were sust.

Das wilde Schwein frisch und gesund,

Kam underm Kampffrad da zu stundt

Geflossen hin, und ward getrieben,

Hoch in den Thurn hinauff beklieben:

Da sein der Meister innen ward,

In angst er stund und noethen hart.

Meynt anders nit, dann daß es wer,

Leibhafftig selbst der Lucifer.

Bald mundert er sich wider auff,

Erwischt ein Axt und schluge drauff,

Daß alle viere von sich streckt,

Und fuerter mehr kein Ader regt.

Diß wunderseltzam Abenthewer,

Mag jederman noch sehen hewer

Gemahlt an einer Tafel schoen,

Zu ewiger Gedaechtnuß stehn.



(Quelle: Welser-Chronik, Stadtarchiv Augsburg, Bibliothek, Rep. AB, Aug. Hist. 3/3)