Hohe Infektionszahlen: Urlaubsrückkehrer und Ungeimpfte besonders betroffen
Die Zahl der Covid-19-Neuinfektionen ist auch in Augsburg zuletzt stark angestiegen. Grund dafür ist aber weniger ein abrupt zunehmendes Infektionsgeschehen vor Ort. Vielmehr ist der Anstieg großteils auf infizierte Reiserückkehrende zurückzuführen. Hauptsächlich betroffen sind die 20- bis 30-Jährigen. Mehr als 90 Prozent der Infizierten sind noch nicht oder nicht vollständig geimpft.

Die steigenden Infektionszahlen sorgen auch am Universitätsklinikum Augsburg für eine angespannte Lage. Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg
„Wir haben die Corona-Lage tagesaktuell im Blick. Wie schon in den ersten drei Wellen ist es geboten, die Entwicklungen genau zu analysieren“, so Oberbürgermeisterin Eva Weber. „Pauschale Aussagen verbieten sich.“
Für Bayern gibt das Landesamt für Gesundheit derzeit die Inzidenz unter den vollständig Geimpften mit 9,18 an, bei den Ungeimpften mit 110,55. Zwar lässt sich die Inzidenz nach Impfstatus auf lokaler Ebene nicht genau bestimmen, da die Zahl der in einem Landkreis durchgeführten Impfungen nicht exakt der Zahl der im gleichen Landkreis wohnenden geimpften Einwohnern entspricht. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass der Unterschied der Inzidenz zwischen vollständig Geimpften und Ungeimpften in Augsburg ähnlich groß ist.
Sprunghafter Anstieg in Südosteuropa
Mit Sorge sieht das Gesundheitsamt den sprunghaften Anstieg der Corona-Inzidenzen in südosteuropäischen Ländern, aus welchen derzeit viele Augsburgerinnen und Augsburger von Familienbesuchen, Feierlichkeiten oder Familienurlauben zurückkehren. So ist beispielsweise im Kosovo die Inzidenz von unter 10 Ende Juli auf über 700 im August rasant angestiegen, worauf zuletzt auch Infektionen bei Augsburgerinnen und Augsburgern zurückzuführen waren.
„Es ist wichtig, sich vor dem Urlaub impfen zu lassen, und auch im Herbst wird es wichtig sein, einen vollständigen Impfschutz zu haben, da wir auch in Augsburg mit weiter steigenden Fallzahlen rechnen.“, so Dr. Thomas Wibmer, stellvertretender Amtsleiter des Gesundheitsamtes. Wer nicht geimpft sei, müsse in den nächsten Monaten mit einer Infektion rechnen. Vor allem bei Erwachsenen bestehe dann auch das Risiko eines schweren Verlaufes.
Belastung am Universitätsklinikum Augsburg nimmt zu
Seit letzter Woche ist eine deutliche Zunahme an Covid-Patientinnen und -Patienten am Klinikum zu verzeichnen. Insbesondere die hohe Patientenanzahl auf den Intensivstationen ist bedenklich. Von 24 stationären Patientinnen und Patienten sind 23 nicht geimpft. Bei dem geimpften Patienten handelt es sich um eine Person, die in der Türkei mit einem chinesischen Impfstoff geimpft wurde. Anders als in den „Wellen“ zuvor ist das Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten mit unter 50 Jahren deutlich niedriger, dabei ist die Kinderklinik nicht berücksichtigt.
„Trotz des jungen Alters der Patientinnen und Patienten sehen wir derzeit zum Teil sehr schwere Verläufe“, so Prof. Dr. med. Helmut Messmann, Direktor der III. Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Augsburg. „Diese Personen belegen jetzt Intensivbetten, die wir so dringend für Nicht-Covid-Patienten benötigen. Täglich müssen wir zwingend notwendig Tumoroperationen verschieben.“ Die fehlende Impfbereitschaft gefährde auch das Klinikpersonal, Pflegekräfte wie Ärztinnen und Ärzte. Neben der immensen physischen Belastung komme eine enorme psychische Belastung dazu, weswegen das Klinikum täglich mit Personalengpässen konfrontiert sei.
Zusätzliche Belastung sorgt für knappe Ressourcen
Jede Patientin und jeder Patient (zum Beispiel mit Tumorerkrankung, Schlaganfall oder Herzinfarkt) erwarte eine optimale Krankenversorgung. Durch die zusätzliche Belastung mit überwiegend Nicht-Geimpften Covid-Patientinnen und Patienten würden die personellen Ressourcen knapper. Dies stelle eine enorme Herausforderung für das Klinikum und dessen Personal dar, die schwierig zu bewerkstelligen sein werde.
„Ich sehe mit Sorge die vierte Welle der Nicht-Geimpften und würde mir eine ähnliche hohe Impfbereitschaft wie in Spanien, Portugal oder Dänemark wünschen", so Messmann weiter. „Wir sind es den geimpften Bürgerinnen und Bürgern schuldig wieder in ein normales Leben zurückzukehren, wenn es sein muss, mit einer 2G Regel. Man kann also nur an die Impfskeptiker und -zweifler appellieren sich impfen zu lassen. Impfgegner und -leugner wird man nicht erreichen.“ (pm/rs)