Paul von Stetten der Jüngere

Band 14

Siegfried Merath

VORWORT

Am Ende der langen bis in das 16. Jahrhundert zurückreichenden Reihe der Herren von Stetten, die hohe und höchste Ämter der Reichsstadt Augsburg bekleidet haben, steht Paul von Stetten der Jüngere, der älteste Sohn des gleichnamigen Vaters, dem Augsburg die bekannte zweibändige, in den Jahren 1743 und 1758 erschienene Stadtgeschichte verdankt. Dieser hatte ihm das Interesse an der reichsstädtischen Ämterlaufbahn und die Liebe zur Geschichte vererbt doch ist der den geistigen Strömungen der Zeit aufgeschlossenere Sohn über den Vater sowohl als Staatsmann wie als Historiker weit hinausgewachsen. Paul von Stetten der Jüngere, dem das Gemeinwohl so am Herzen lag, sah seine Lebensaufgabe im treuen Dienst an der Vaterstadt. Mit seiner Tätigkeit in Regierung und Verwaltung wußte er auch die Erfüllung seiner Aufgabe als Kunst- und Kulturhistoriker der Stadt in Einklang zu bringen, die für ihn vor allem in der Erziehung seiner Mitbürger zu rechtschaffenen und nützlichen Gliedern der Gesellschaft bestand. Wenn die Stadtregierung trotz des Schwindens ihres Ansehens noch lange den Stempel der Ehrenhaftigkeit trug, so war das auf ihn zurückzuführen, der in seinem Wirkungskreis alles tat, um dem langsamen Verlust der einst so achtunggebietenden Stellung der Stadt entgegenzuarbeiten. Zäh war sein Kampf gegen die Mißstände der Verwaltung, seine Reformpläne fanden zwar Belobung, aber keine Befolgung. Im Umbruch der Zeit zum Stadtpfleger berufen, lag die Haltung des großen Patrioten zwischen Tradition und Fortschritt. Als jener aber durch die allgemeine Entwicklung der Boden entzogen wurde, mußte der Mann, der das Beste für Augsburg gewollt und getan hatte, mit seinem staatsmännischen Wirken scheitern. Darin liegt die Tragik des letzten Stadtpflegers der Reichsstadt Augsburg.

Siegfried Merath hat von ihm in seiner im Jahr 1954 der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München vorgelegten Dissertation ein treffendes Lebensbild gegeben. Weil er damit eine Lücke in der Augsburger Stadtgeschichtsschreibung ausgefüllt hat, wurde dieses in die "Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg" aufgenommen.

Augsburg, im Januar 1961

STADTARCHIV

Heinz Friedrich Deininger

erschienen 1961

Preis: 7,80 €