Das Militärwesen der Reichsstadt Augsburg 1548-1806
Band 26
Jürgen Kraus
Das Militärwesen der Reichsstädte fand ebenso wie bei der Stadtgeschichtsforschung auch bei der Militärgeschichtsschreibung bislang kaum Beachtung, obwohl doch gerade der Besitz der eigenen Wehrhoheit die Voraussetzung für die Selbständigkeit der freien Städte bildete und ein Ausdruck selbstbewußten Bürgertums war. Bis in die frühe Neuzeit beinhaltete das städtische Militärwesen außerdem viele fortschrittliche Elemente konzeptioneller Art. Augsburgs Verteidigungsorganisation - in vielfacher Hinsicht typisch für die der Reichsstädte überhaupt -wird in seinen verschiedenen verfassungsgeschichtlichen, rechtlichen, soziologischen und militärhistorischen Aspekten vor dem Hintergrund der Verhältnisse in anderen Städten dargestellt.
Bis zum Ende der Zeit der Reichsfreiheit besaß Augsburg ein vielgestaltiges Militärwesen, das in vielen Punkten mittelalterlichen Traditionen verhaftet blieb - ein Umstand, der sich besonders deutlich an den militärischen Pflichten der Einwohner ablesen läßt. Der gesamte Stadtraum war zudem nach militärischen Gesichtspunkten aufgegliedert. Neben dem waffenfähigen Bürgeraufgebot, das noch im 17. und 18. Jahrhundert existierte, schuf die Stadt unter der Leitung einer eigenen Militärbehörde ein ausgeprägtes Verteidigungssystem, indem sie Bestallungsverträge abschloß und Soldknechte anwarb. Hierdurch konnte sich ein ständiges Stadtmilitär entwickeln. Dazu kamen noch verschiedenartige militärische Leistungen für den Schwäbischen Kreis.
In dieser Arbeit wird einerseits der wechselvolle Verlauf der Truppengeschichte nachgezeichnet, andererseits unter rechtsgeschichtlichen und soziologischen Gesichtspunkten eindringlich aufgezeigt, was es für einen Menschen der frühen Neuzeit bedeutete, »Stadtsoldat« zu sein. Zugleich wird dargelegt, in welchem Spannungsfeld sich die Reichsstadt und ihr Militär befanden. Umfangreiche Rüstungsgeschäfte und rührige Geschützgießer füllten Augsburgs Waffenarsenale inwieweit aber damit die Reichsstadt tatsächlich mit der gleichzeitigen Entwicklung der Militärtechnologie Schritt halten konnte, machen die Abschnitte über das Artillerie- und Festungswesen deutlich. In einer abschließenden Betrachtung wird die finanzielle Seite der militärischen Anstrengungen beleuchtet.
erschienen 1980
Preis: 14,80 €