
STADTUMBAU TEXTILVIERTEL / HERRENBACH
Modellvorhaben „Klimaanpassung im Wohnungsbau“
Der Freistaat Bayern besitzt östlich der Berliner Allee eine durch freistaatliche Einrichtungen genutzte Fläche. Hier soll ein Quartier mit ca. 500 mietgünstigen Wohnungen entstehen. Das Vorhaben wurde als eines von bayernweit 10 Projekten des Förderprogramms „Klimaanpassung im Wohnungsbau“ ausgewählt. Durch den Klimawandel ergeben sich an Wohngebäude und Freiflächen neue Anforderungen. Das Modellquartier soll beispielhaft Möglichkeiten zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels im bezahlbaren und geförderten Wohnungsbau aufzeigen.
Wie ist die Ausgangssituation?
Die für eine Wohnbebauung vorgesehen Fläche ist derzeit größtenteils bebaut und versiegelt. Im nördlichen Bereich befindet sich eine Flussmeisterstelle des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth. Sie soll bis zur Inbetriebnahme eines Ersatzstandortes dort verbleiben. Im mittleren Bereich befand sich seit den 1950er Jahren eine Straßenmeisterei des Staatlichen Bauamtes. Seit der Aufgabe dieses Standorts im Jahr 2023 ist die Fläche mitsamt des Gebäudebestands ungenutzt. Im südlichen Bereich stehen momentan Wohncontainer für Asylbewerber. Es ist geplant diese Aufnahmeeinrichtung zeitnah zu verlagern.
Die zu entwickelnde Fläche liegt im Stadtumbaugebiet „Textilviertel / Herrenbach“. Für das Stadtumbaugebiet wurde im Jahr 2010 ein sogenanntes „Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept“ (ISEK) beschlossen. Es handelt sich dabei um einen Maßnahmenkatalog zur Beseitigung städtebaulicher Missstände, der bei allen Planungen in diesem Bereich zu berücksichtigen ist. Im ISEK wird unter anderem die Verlagerung der Flussmeisterstelle und der Straßenmeisterei als mittelfristige Maßnahme vorgeschlagen. Zudem wird das Ziel ausgegeben, qualitätvolle Wohnstandorte auf untergenutzten bzw. potenziell verlagerungsfähigen Gewerbeflächen und Brachen zu entwickeln.
Was wurde bisher gemacht?
Die Grundlage für die anspruchsvolle Planungsaufgabe lieferte ein städtebaulicher und landschaftsplanerischer Wettbewerb. Ziel war es, ein schlüssiges städtebauliches Konzept für ein Wohnquartier zu erhalten. Ergänzt werden sollte die Wohnnutzung durch eine Kindertagesstätte, Einzelhandel und Dienstleistung. Attraktive Freiflächen und Erschließungsräume sollen zu einem lebenswerten Quartier beitragen.
In der Preisgerichtssitzung im März 2022 wurden drei gleichrangige Preisträger und eine Anerkennung gekürt. Anschließend wurden die ausgezeichneten Wettbewerbsbeiträge überarbeitet. Die Anmerkungen aus den Preisgerichtsbeurteilungen wurden dabei berücksichtigt. Nach der Überarbeitung ging im Juli 2022 das städtebauliche Konzept des Planungsteams Zwischenräume Architekten und Stadtplaner in Zusammenarbeit mit liebald+aufermann landschaftsarchitekten und stadtplaner PartGmbB als Sieger hervor.
Seit Ende 2022 wurde das städtebauliche Konzept in enger Abstimmung mit den Fachdienststellen der Stadt Augsburg in einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Rahmenplan überführt und weiter konkretisiert. Dem Rahmenplan wurde im November 2023 vom Stadtrat als Grundlage für die erforderliche Bauleitplanung (Änderung Flächennutzungsplan, Aufstellung Bebauungsplan) zugestimmt.
Wie geht es weiter?
Die geplante Wohnbauentwicklung kann nicht aus dem rechtswirksamen Flächennutzungsplan der Stadt Augsburg entwickelt werden. In diesem ist das Plangebiet bisher überwiegend als Gewerbegebiet dargestellt. Zur Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzungen muss daher der Flächennutzungsplan für den Bereich „Östlich der Berliner Allee, südlich des ehemaligen ‚Ledvance‘-Areals“ im Planungsraum Spickel / Herrenbach geändert werden. Darüber hinaus muss im Parallelverfahren der Bebauungsplan Nr. 485 „Östlich der Berliner Allee, südlich des ehemaligen ‚Ledvance‘-Areals“ aufgestellt werden.
Momentan werden die Vorentwürfe beider Planungen ausgearbeitet. Die gemäß Baugesetzbuch vorgeschriebene frühzeitige Einbindung der Öffentlichkeit und Fachbehörden ist für Herbst 2025 geplant.
Headerfoto: Modell aus dem städtebaulichen Realisierungswettbewerb / Arbeit 1004
(späterer Siegerentwurf der Planungsgemeinschaft ISSS research | architecture | urbanism und bgmr Landschaftsarchitekten GmbH)