Porajmos-Gedenken am 2. August
In Augsburg würdigen die Stadt und der Regionalverband Deutscher Sinti und Roma Schwaben den 2. August seit 2021 mit einer öffentlichen Gedenkstunde. In diesem Jahr findet das Gedenken an die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma erstmalig am Erinnerungs- und Lernort „Halle 116“ statt.

Am Nordfriedhof ist die Gedenktafel zu finden, mit der an den „Porajmos“ (dt.: das Verschlingen) erinnert wird. Mit diesem Wort bezeichnen Sinti und Roma den Genozid an ihrer Volksgruppe durch die Nationalsozialisten. Bild: Ruth Plössel/Stadt Augsburg
Anlässlich des europaweiten Gedenktags zum Genozid an den Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten laden die Stadt Augsburg und der Regionalverband Deutscher Sinti & Roma Schwaben e.V. am Samstag, 2. August, um 10 Uhr zu einer öffentlichen Gedenkstunde an den Erinnerungs- und Lernort „Halle 116“ in der Karl-Nolan-Straße 2 ein. Die Veranstaltung soll zugleich ein Zeichen gegen neue Formen von Ausgrenzung und Antiziganismus setzen. Dritter Bürgermeister Bernd Kränzle und Marcella Reinhardt, Vorsitzende des Regionalverbands Deutscher Sinti & Roma Schwaben, eröffnen die Gedenkstunde. Karla Andrä und Josef Holzhauser von „Text will Töne“, die thematisch passende Lyrik von Sinti-Autorinnen und -Autoren interpretiert und vertont haben, sorgen für die musikalische Umrahmung.
Künstlerische Intervention des Sinto-Künstlers Alfred Ullrich
Im Erinnerungs- und Lernort „Halle 116“ ist zudem an den Wochenenden 2./3. sowie 9./10. August 2025 eine künstlerische Intervention des Sinto-Künstlers Alfred Ullrich zu sehen. Zum Teil wurde diese in Workshops gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des Maria-Theresia-Gymnasiums erarbeitet.
Der Porajmos-Gedenktag am 2. August
2015 regte das Europäische Parlament an, den 2. August als Gedenktag für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma einzuführen. Seither wird an diesem Tag an die Opfer des „Porajmos“ (dt. „das Verschlingen“) erinnert, wie der Völkermord in der Sprache der Roma genannt wird. Das konkrete Datum bezieht sich auf die Ermordung einer letzten im sogenannten „Zigeunerlager“ des KZ Auschwitz-Birkenau verbliebenen Gruppe von etwa 4.200 Sinti und Roma – hauptsächlich Frauen, Kinder und Alte –, die in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 von der SS getötet wurden. Bereits seit Februar 1943 erfolgte die systematische Deportation der Sinti und Roma nach Auschwitz, wo die meisten der etwa 22.000 Inhaftierten durch planmäßige Mangelernährung, Zwangsarbeit, medizinische Versuche oder in den Gaskammern den Tod fanden.
Porajmos – der „vergessene Holocaust“
Insgesamt wurden im Deutschen Reich und den von den Deutschen besetzten Ländern Osteuropas bis zu 500.000 Sinti und Roma von den Nationalsozialisten umgebracht. Noch immer gilt der „Porajmos“ als ein „vergessener Holocaust“, weil er in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist und weil die Überlebenden lange dafür kämpfen mussten, überhaupt als Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung anerkannt zu werden. Auch „Wiedergutmachungsleistungen“ erhielten sie spät oder nie. (pm/swo)