Gummistiefel, Bergsteigen und Zaunpfähle: Der Frauenempfang 2022
Nach zwei Jahren Coronapause hat die Gleichstellungsstelle am Donnerstag, 19. Mai, wieder zum Frauenempfang in den Goldenen Saal eingeladen. Gastrednerin Almut Schnerring zeigte anhand von Beispielen, inwieweit Geschlechterrollen noch immer in unseren Köpfen verankert sind – und was getan werden kann, um das vielleicht zu ändern.
Zwei Frauen unterhalten sich auf der Arbeit. Sie sitzen im Flug von Frankfurt nach New York. Den Flug kennen sie gut, für ihre Arbeit sind sie die Strecke schon öfter geflogen. Was arbeiten die beiden Frauen? Mit diesem Gedankenexperiment beginnt Oberbürgermeisterin Eva Weber ihre Rede zum Frauenempfang und zeigt damit, wie stark Rollenbilder in unseren Köpfen verwurzelt sind. So antworten auf die Frage nach dem Beruf der Frauen die meisten mit „Flugbegleiterinnen“ – dabei könnte es sich doch genauso um zwei Pilotinnen handeln.
Rollenbilder in der Pandemie
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie leicht es ist, in Krisenzeiten in eigentlich veraltete Denkmuster zurückzufallen. So leisteten Mütter im Lockdown den größten Teil zur Betreuung der Kinder, verkürzten ihre Arbeitszeit, blieben mehr zuhause. Aber auch außerhalb der Pandemie sind Frauen in Führungsrollen unterrepräsentiert – „außer natürlich in Augsburg“, scherzt Eva Weber und grüßt ihre Bürgermeisterkollegin Martina Wild. Beim Frauenempfang der Oberbürgermeisterin stellten sich alle Rednerinnen die Frage: Warum ist das so? Und wie können wir uns davon lösen?
Netzwerken als wichtige Karrieremöglichkeit
Für Gleichstellungsbeauftragte Barbara Emrich ist eine mögliche Antwort: Fehlendes Netzwerken zwischen Frauen. „Frauen müssen sich gegenseitig unterstützen“, erklärt sie. Um Unterstützung zwischen Frauen ging es auch im Kurzfilm „Seilschaft“ des Kulturkollektivs Mehrfrau e.V., der daraufhin gezeigt wurde. Bei einem Kletter-Ausflug können zwei Frauen nur durch ihren gemeinsamen Zusammenhalt den Gipfel erreichen.
Rollenbilder werden auch durch Werbung reproduziert
Dass uns Rollenbilder bereits von klein auf vermittelt werden, zeigte Almut Schnerring. Die Journalistin und Autorin beschäftigt sich mit geschlechtsspezifischem Marketing und ist Mitbegründerin des „Goldenen Zaunpfahls“, einem Negativpreis für besonders absurde sexistische Werbestrategien. Mit einer Bildergalerie machte sie deutlich, wie sehr schon Kinder durch Werbung von Geschlechterrollen geprägt werden. Da gab es zum Beispiel Nabelschnurscheren in pink und blau, Globusse mt rosafarbenem Wasser und sogar unterschiedliches Brot für Prinzessinnen und Rennfahrer.
Für sie ist klar: „Wenn wir die Rollenbilder loswerden wollen, müssen wir mit unseren Kindern anfangen. Denn sonst sitzen die in 20 Jahren auch hier und sprechen immer noch über die gleichen Themen.“ Sie erzählt, wie sie darauf reagiert, beim Einkaufen für ihre Kinder immer erst nach dem Geschlecht gefragt zu werden: „Die Gummistiefel für Mädchen oder für Jungen? Na, für Füße!“
Musikalisch umrahmt wurde der Abend von der Augsburger Musikerin Hannah Borchert. (lm)