Die Reichsstadt Augsburg und Kaiser Maximilian I.

Band 36

Christoph Böhm

Während Herrschergestalten seit Anbeginn im Zentrum der Geschichtswissenschaft standen, ist Städteforschung erst in den letzten Jahrzehnten zu einem immer wichtigeren Thema geworden. Der vorliegende Band versucht, diese zwei Teilbereiche zu verbinden. Weltgeschichte wird aus bürgerlichem Blickpunkt und Erleben dargestellt. Augsburg, die Finanzmetropole des Reiches, gewissermaßen die »Wallstreet der Maximilianszeit«, bot sich als Musterbeispiel hierzu an. Der Autor gewährt Einblick in die Epoche des Frühkapitalismus und seine gesellschaftlichen Folgen. Auch zeigt er auf, wie Herrschaft am Ende des Mittelalters funktioniert hat. Boten- und Gesandtschaftswesen, diplomatischer Verkehr, Geschenke und Darlehen an Hofleute sowie Kaiserbesuche und Bürgerfeste sind hierbei Schwerpunkte der Untersuchung.

Das Abschlußkapitel stellt die an den Privilegien ablesbare Rechtsstellung der Lechmetropole und ihre Veränderung im Strudel einer Epochengrenze dar. Zentrale Fragestellung ist das vielbesprochene innige Verhältnis Kaiser Maximilians zu »seiner lieben Stadt Augsburg«. Bedeutende Ereignisse der gesamten Regierungszeit zeigen deutlich, wie sehr politisches Kalkül das Verhalten des »letzten Ritters«, doch auch der Stadt beeinflußt hat, welch rücksichtslose Pläne er fassen konnte, wie schlau sie diese hintertrieb, wie ohnmächtig er ohne die Stadt und wie mächtig sie durch ihr Geld war. Es korrigiert das gängige Maximiliansbild der Augsburger Chronisten und des Kaisers eigener Propaganda, welches all diese Unerfreulichkeiten überstrahlt, und vergessen gemacht hat. Demnach war er ein echter Bürgerfreund, ein Herrscher zum Anfassen, ein großzügiger Gastgeber, ein guter Christ, ein wackerer Kriegheld, ein wahrer Ritter und auch Verehrer weiblicher Schönheit.

erschienen 1998

Vergriffen