Bürgerbeirat: „Die Pandemie ist ein Marathon, der nur im Team zu gewinnen ist.“

18.03.2021 16:44 | Bürgerservice & Rathaus

In seiner vierten Sitzung beschäftigte sich der Bürgerbeirat Corona der Stadt Augsburg mit den Themen „Testen und Impfen“, „Kommunikation“ und „Schulen, Kitas und Bildungseinrichtungen“.

Reger Austausch zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Politik und Verwaltung: In neuer Zusammensetzung tagte der Bürgerbeirat Corona der Stadt Augsburg. Foto: Screenshot Youtube

„Nicht nur, aber besonders jetzt ist Schwarmintelligenz gefragt und ich freue mich auf Ihre Ideen.“ Oberbürgermeisterin Eva Weber leitete die Sitzung mit einer Vorstellungsrunde der Beirätinnen und Beiräte ein. Die zehn neuen Köpfe des Bürgerbeirats, von denen eine Person entschuldigt fehlte, folgen den Beirätinnen und Beiräten nach, die die ersten drei Sitzungen des Beirats bestritten hatten. Sie tagten zusammen mit der Oberbürgermeisterin, sechs Expertinnen und Experten aus der Verwaltung und fünf Vertreterinnen und Vertretern aus dem Stadtrat tagte gestern Abend erneut virtuell. Interessierte konnten die Beiratssitzung live mitverfolgen.

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Insgesamt rund 170 Gäste hatten sich eingeloggt. Über den Chat konnten sie Anregungen und Vorschläge zur Bewältigung der Corona-Pandemie einbringen. „Vielleicht schaut ja jemand des ehemaligen Bürgerbeirats zu, aus dessen Mitte wir einige Vorschläge umgesetzt haben“, so OB Weber. „An dieser Stelle herzliche Grüße und vielen Dank. Auch was heute im Beirat besprochen wird, nehmen wir zur Prüfung mit und kommunizieren die Ergebnisse auf www.augsburg.de, wie gehabt.“

Themen der Sitzung: Kommunikation rund um Corona, Test- und Impfstrategie, und Ideen für Bildungseinrichtungen

„Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt, dass ich heute noch mit Ihnen zusammensitze, um über Ideen und Anregungen im Umgang mit der Pandemie zu diskutieren, ich hätte es nicht geglaubt“, merkte OB Weber an. „Die Lage, in der wir uns angesichts des Coronavirus und seiner Mutationen befinden, ändert sich ständig. Ich denke an den Stadtsommer zurück, den wir bei niedrigen Inzidenzen genossen haben, mit Unbehagen an die Phase, in der wir in der Inzidenz bundesweit leider an die Spitze schossen, dann an die Phase, in der wir bei einer Inzidenz von 46 aufatmen konnten. Heute sind wir wieder mit steigenden Inzidenzwerten konfrontiert. Das zeigt, wie extrem volatil diese Pandemie ist und, dass wir uns permanent auf neue Situationen einstellen müssen.“ Die aktuelle Situation, in der statt über Wege der Lockerungen darüber gesprochen würde, wie angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen überhaupt von Öffnungen die Rede sein könne, zeige, wie volatil die Pandemie sei. Umso wichtiger sei es, über konkrete Ideen zu sprechen, wie der Umgang mit der Pandemie gelingen kann und dabei alle Facetten der Gesellschaft im Blick zu behalten. Das Forum konzentrierte sich angesichts der Themenfülle auf die Bereiche Kommunikation der Maßnahmen, die die Pandemie bedingen, Testen und Impfen und über Maßnahmen, die in Schulen, Kitas und Bildungseinrichtungen getroffen werden können.

Kommunikation der Stadt Augsburg kommt an

Eine Beirätin merkte an, dass die gut komprimierte und tägliche Information wichtig und gut seien, um alle Bürgerinnen und Bürger abzuholen. Jedoch wünsche sie sich einen Weg raus aus der rein faktenbasierten Kommunikation und hin zu einem emotionaleren Kommunikationsauftritt. „Vielleicht könnte man mehr Menschen in die Kommunikation einbeziehen, die von den Auswirkungen der Coronakrise betroffen sind, wie Einzelhändler und Gastronomen“, führte die Beirätin aus. „Denn die Maßnahmen zur Eindämmung werden ja auch für sie gemacht.“ Eine weitere Beirätin regte an, in die Plakate, die auf die Maskenpflicht hinweisen, Stadtpläne zu integrieren, auf denen die Gebiete der Maskenpflicht klar abgebildet sind. Dies nimmt die Stadt auf, ebenso die Anregung, in den Straßenbahnen, Bussen und an den Haltestellen die vorhandenen Bildschirme zur Kommunikation der tagesaktuellen Inzidenzzahlen zu nutzen.

Kontrollen sollen konsequenter erfolgen

Einige Beiräte regten an, die Maskenpflicht und auch die Quarantäneanordnung stärker zu kontrollieren und zu ahnden. „Eine stärkere Kontrolle dient der Akzeptanz für Restriktionen“, merkt ein Beirat an. Ordnungsreferent Frank Pintsch wies darauf hin, dass angesichts der Virusmutationen das Ordnungsamt der Stadt in Zusammenarbeit mit der Polizei insbesondere die Einhaltung von Quarantäneanordnungen überwache. „Wir haben in den letzten Wochen rund 1.000 Kontrollen durchgeführt und nur einen Fall eines Quarantänebruchs registrieren und entsprechend ahnden müssen“, so der Ordnungsreferent.

Die Kontrollen im Stadtgebiet funktionierten gut, der absolute Großteil der Bürgerinnen und Bürger halte sich vorbildlich an die Regeln. Eine Beirätin an, dass die Einführung, Ausweitung und dann Reduktion der Maskenpflicht die Menschen verwirre, was dazu führe, dass sie auch an Orten Menschen mit Mund-Nasen-Bedeckung träfe, wo keine vorgeschrieben sei.

Deutlicher Appell für Tests und Impfregistrierung

Seit August letzten Jahres können sich alle Augsburgerinnen und Augsburger im Testzentrum an der Messe kostenlos testen lassen, seit Anfang Februar ergänzen die Schnelltestzentren als Außenstellen des Testzentrums das Angebot. Hinzu kamen mobile Testteams, die die Stadtviertel anfahren. „Mit der Augsburger Teststrategie sind wir bestens gerüstet und ich appelliere an alle Augsburgerinnen und Augsburger, sich testen zu lassen. Tests geben momentane Sicherheit und wir können dadurch dafür sorgen, dass weniger Infektionscluster entstehen“, so OB Weber. Die Anregung eines Beirats, die mobilen Testteams auch an die Universität und die FH zu schicken, um dort Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich testen zu lassen, nimmt die Stadt auf.

Die Oberbürgermeisterin appellierte beim Thema Impfen, sich unbedingt für eine Impfung registrieren zu lassen. „Da aktuell der Impfstoff von AstraZeneca nicht mehr verimpft werden darf, stehen wir gut da, aber im Falle, dass AstraZeneca wieder freigegeben wird, hätten wir zu wenige registrierte Impfwillige.“ In Augsburg würden alle Impfdosen verimpft, die der Stadt zugeteilt seien. Ein Beirat wünscht sich, dass auch in Augsburg arbeitende, aber im Umland wohnende Personen in Augsburg geimpft werden könnten. Man sei hierzu in Absprachen mit den Nachbarlandkreisen und dem Freistaag, hieß es dazu von der Stadt.

Eine Beirätin merkte an, dass die fehlende Bereitschaft zur Registrierung darauf zurückzuführen sein könnte, dass die Impfung durch Hausärzte angekündigt sei, für die man keine Registrierung benötigte. Die Oberbürgermeisterin erläuterte, dass eine Registrierung dennoch unabdingbar sei, da man im Augsburger Impfzentrum pro Tag 3.000 Personen impfen könne – wenn genug Impfstoff da sei.

Die Bildungseinrichtungen im Blick behalten

Sorge bereitet allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern nach wie vor die Situation an den Bildungseinrichtungen in Augsburg. Martina Wild, 2. Bürgermeisterin und Bildungsreferentin erläuterte die bayernweit beschlossene Teststrategie für Kinder und Jugendliche. „Wir können das Testangebot für Kinder unter sechs Jahren am städtischen Testzentrum an der Messe ab Montag, 22. März, mit Schnelltests ausweiten. Geschultes Fachpersonal wird jeweils montags und mittwochs von 17 bis 19 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr Schnelltests für Kinder von null bis sechs Jahren durchführen.“ Ein Beirat erwähnte die dringende Notwendigkeit, für Kitas Raumluftfiltergeräte anzuschaffen, da mittlerweile erwiesen sei, dass auch Kinder nicht vor schwereren Verläufen einer Corona-Infektion gefeit wären. Eine Studie der Universität Frankfurt würde dies belegen.

Hierzu wird die Bildungsreferentin in der nächsten Sitzung Stellung nehmen und zusätzlich wird auch das Thema „Bildungseinrichtungen“ in der kommenden Sitzung erneut auf der Tagesordnung stehen, da der Diskussionsbedarf groß, die Zeit dafür aber zu knapp war.

Hoffnungsvoller Blick in den April

Mit einem ausdrücklichen Dank an alle Mitglieder schloss die OB die vierte Sitzung des Bürgerbeirats Corona, nicht ohne die Hoffnung auszudrücken, bei der nächsten Sitzung über konkrete Öffnungsschritte und Lockerungen der Maßnahmen sprechen zu können. „Aber bis dahin müssen wir alle gemeinsam sehen, dass die Inzidenzzahlen aufhören zu steigen und stabil sinken.“ Am Mittwoch, 14. April, kommt der Bürgerbeirat Corona erneut zusammen. (cra)

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