Brücken zur Fußball-Arena

Prämierte Arbeiten

Preisgericht

Das Preisgericht tagte am 27. Februar 2008 mit folgenden Teilnehmern:

Fachpreisrichter

  • Herr Dr. Karl Demharter, Stadtbaurat, Stadt Augsburg
  • Herr Karl Goj, Abteilungsdirektor, Regierung von Schwaben
  • Herr Josef Weber, Amtsleiter Tiefbauamt, Stadt Augsburg
  • Herr Günter Billenstein, Amtsleiter Stadtplanungsamt, Stadt Augsburg
  • Herr Karner, Prüfamt für Baustatik der LGA Zweigstelle Augsburg
  • Herr Titus Bernhard, Architekt BDA

Ständig anwesender stellvertretender Fachpreisrichter:

  • Herr Prof. Werner Girsberger

Sachpreisrichter:

  • Herr Dr. Stefan Kiefer, SPD-Fraktion
  • Herr Wolfgang Kronthaler, CSU-Fraktion
  • Frau Martina Wild, Bündnis 90 / Die Grünen-Fraktion

Gutachter des Preisgerichtes:

  • Herr Rudolf Reisch, Ingenieurbüro Reisch

Zum Vorsitzenden des Preisgerichtes wurde Herr Architekt Titus Bernhard gewählt.

Bei jeweils einstimmigen Abstimmungsergebnis wurden ein 1. Rang, ein 2. Rang und zwei 3. Ränge prämiert. Die Arbeit des 1. Ranges wurde zur Ausführung vorgesehen.

1. Rang

Teilnehmer:

Planungsgemeinschaft Schmitt Stumpf Frühauf und Partner / Lang Hugger Rampp GmbH, München

Wertung des Preisgerichts:

Die verkehrlichen Vorgaben wurden aufgenommen. Durch die Krümmung der einzelnen Brücken im Grundriss entstehen organisch sinnvolle Wegeführungen, die ein Gesamtkonzept deutlich erkennen lassen.

Die Gestaltung der Bauwerke in Verbindung mit dem Stadion lassen ein schlüssiges Gesamtkonzept mit Wiedererkennungswert entstehen, ohne dass die Brückenbauwerke eine übergroße Dominanz entwickeln.

Alle 3 Brücken zeigen ein harmonisches und durchgehendes Konstruktionsprinzip.

Durch die schlanke Bogenform werden ästhetische Proportionen gewährleistet, so dass sich die Bauwerke gut in die Topografie einbinden. Hierzu tragen insbesondere die in die Böschungen integrierten Widerlager bei, die auch begrünt werden sollen.

Um dieses Konzept durchgehend zu erhalten ist es notwendig und folgerichtig, bei Bauwerk 3 eine zusätzliche Fuß-/Radwegunterführung aufzunehmen.

Der asymmetrische Brückenquerschnitt führt zu abwechslungsreichen Brückenuntersichten und bietet konstruktive Vorteile (gerade Spanngliedführung).

Die Geländerkonstruktion ist folgerichtig aus den schlanken Brückenquerschnitten entwickelt und führt zu einer ästhetischen Gesamtwirkung.

Bei den Überbauten handelt es sich um vorgespannte Platten mit Einspannung in die Widerlager und die Bohrpfähle. Diese Konstruktionen lassen gemäß Ablöserichtlinie eine Lebensdauer von ca. 70 Jahren erwarten. Es handelt sich um eine bewährte Bauweise, die bei der Umsetzung keine besonderen Schwierigkeiten erwarten lässt und sowohl im Bau und im Unterhalt wirtschaftlich ist. Die Konstruktionen entsprechen den einschlägigen Normen.

Durch den Verzicht auf die Übergangskonstruktionen ergeben sich im Bereich der Belaganschlüsse Bewegungen, die über die vorgesehene Schleppplatte nur bedingt verteilt werden können. Hierzu sind noch ergänzende Überlegungen notwendig.

Für die Herstellung der Ortbetonüberbauten sind Traggerüste erforderlich, die zu einer Verlängerung der Bauzeit über den vorgegebenen Termin hinaus führen. Außerdem verursachen diese Traggerüste Einschränkungen in der Durchfahrtshöhe der durchgehenden Fahrbahnen während der Bauzeit.

Der vorgesehene Bauablauf kollidiert mit der Eröffnung der impuls-arena und ist zu optimieren. Dies erscheint möglich, wenn in der Ausschreibung vertraglich festgelegt wird, dass die einzelnen Brückenbauwerke zeitgleich hergestellt werden.

Auf Grund der Konstruktionshöhe am Widerlager von Bauwerk 3 ergibt sich ein relativ langes Dammbauwerk zu Lasten der Fahrradabstellflächen.

2. Rang

Teilnehmer:

Konstruktionsgruppe Bauen / Architekturbüro Karl + Probst, Kempten

Wertung des Preisgerichts:

Die verkehrlichen Vorgaben wurden eingehalten, Bauwerk 3 wird Richtung Osten verschoben, dadurch werden die Fahrradabstellflächen geteilt.

Es wird eine abgestimmte Brückenfamilie vorgeschlagen, die bewusst auf die Topographie aufsetzt. Eine harmonische Wegeführung und Einbindung in das Gelände wird dadurch nicht erreicht. Es wird auf Einzelbauwerke gesetzt. Bei der Brückengestaltung werden offensichtlich Assoziationen zu Industriebauten geweckt (Typus „Eisenbahnbrücke” statt Fußgängersteg), was im Preisgericht im Hinblick auf die Gestaltung kontrovers diskutiert wurde.

Die Konstruktionshöhe von ca. 4 m und die überdimensionierten Diagonalen in Verbindung mit den vorgesetzten Lamellenfiltern führen zu einem ungewohnten geschlossenen Eindruck für die querenden Fußgänger und Radfahrer.

Die bei Brücken übliche Erlebnisqualität wird dadurch zugunsten einer Hinführung zum Stadion aufgegeben.

Zusammen mit der ebenfalls gezielt gesetzten Asymmetrie (Bauwerk 3 und 4) ist eine zum Stadion konkurrierende Situation gegeben.

Sowohl der Überbau (Stahlfachwerk) als auch die Unterbauten (Bohrpfähle und Kopfbauten) sind bewährte Konstruktionselemente. Konstruktive Schwierigkeiten sind bei der Ausführung nicht zu erwarten. Die Lebensdauer des Überbaues beträgt nach Ablöserichtlinien 80 Jahre, dabei ist der Korrosionsschutz nach ca. 40 Jahren zu erneuern.

An den Widerlagern sind Übergangskonstruktionen erforderlich und einige Details noch zu klären. Trotz der Abhängigkeit vom Stahlpreis wird die Konstruktion als wirtschaftlich angesehen.

Große Vorteile werden beim Bauablauf (keine Traggerüste) und der verhältnismäßig kurzen Bauzeit gesehen.

Die gewählte Konstruktion führt zu einem reduzierten Flächenverbrauch an der Rampe zum Stadion.

Bei den hohen Fachwerkskonstruktionen kann die Beleuchtung in den Obergurt integriert werden.

Materialauswahl, Farbkonzept, Dimensionierung der Diagonalen müssten überarbeitet werden.

3. Rang

Teilnehmer:

Kehrbaum Architekten BDA / Ingenieurbüro Fazlic, Augsburg

Wertung des Preisgerichts:

Der Entwurfsgedanke einer einfachen, filigranen Ausbildung der Fußgänger- und Radfahrerbrücken wird gewürdigt, er ist der Aufgabenstellung angemessen. Die architektonische Haltung, „das Stadion soll dominieren, die Brücken den Weg ergänzen”, ist nachvollziehbar.

Die Positionierung aller drei Brücken im Lageplan wird nicht nachgewiesen, sie kann nur entsprechend dem vorgegebenen Wegeverlauf angepasst vermutet werden. Ebenso wird eine durchgängige Vermaßung vermisst. Ausgehend von den Brückenbauwerken 3 und 4 nach dem Prinzip von Stahlspannbändern mit Betondielen wird die Brücke 2 als Trogbrücke in Beton ausgeführt, sie verlässt somit ein einheitliches Gestaltungskonzept .

Die konstruktionsbedingte Überhöhung der Widerlager wird kritisch gesehen, gleichwohl bewirken die vertikalen, prismatisch gefalteten Stützwände eine Reduzierung der Spannweiten.

Im Hinblick auf die notwendige Kürze der Bauzeit, die technische Ausführung (zum Teil Zulassung im Einzelfall erforderlich, Korrosionsschutz schwierig, fehlende Abdichtung), die Entwässerung und das Schwingverhalten, bleiben einige Fragen offen.

Insgesamt führen diese zahlreichen technischen Mängel zur Abwertung der positiv bewerteten Gestaltungsansätze.

Die Baukosten liegen ca. 20 % über den Vorgaben, ebenso führt die wirtschaftliche Beurteilung der Folgekosten, auch im Vergleich zu den anderen Arbeiten, zu einer Ansiedlung im oberen Bereich.

3. Rang

Teilnehmer:

Arbeitsgemeinschaft Meier-Scupin & Partner Architekten / Gruppe Bau Dornbirn gbd, München

Wertung des Preisgerichts:

Prägendes Gestaltungselement ist eine stringente Steglösung (Sonderlösung), die als geradliniges Band parallel zur AS6 geführt wird. Sie hält sich nicht an die vorgegebene Wegeführung, schafft jedoch klare Orientierung und eine „Bezugsgröße” zur komplexen Trassenführung im Umfeld.

Zunächst erscheint dies benutzerfreundlich, bringt aber diverse Probleme mit sich: Insgesamt große Brückenflächen, zusätzliche platzartige Flächen durch Zusammenlegung zweier Überführungen, Stützen von Brücke 4 im Bereich Auffahrt zur B 17 im Sichtdreieck verkehrstechnisch nicht möglich.

Somit führt der gewählte Ansatz zu erhöhten Baukosten und ist auch hinsichtlich des Unterhalts und der Pflege bzgl. der Sauberhaltung aufwändig (insbesondere die Flächen unter den Bauwerksteilen mit geringer Höhe).

Auf Grund der durchgehenden Steglösung wird der Benutzer auf eine Länge von ca. 500 m ohne Austrittsmöglichkeit geführt, was Rettungseinsätze erschwert.

Die Radwegführung außerhalb von Veranstaltungen ist von Haunstetten nach Göggingen nur noch über die neue Haltestelle möglich; sie wird dadurch aufwändiger und beschwerlich.

Positiv beurteilt wird die vergleichsweise geringe Landschaftsbeanspruchung, die allerdings durch Mängel in puncto Funktionalität und hohen Bau- und Unterhaltskosten relativiert wird.

Insgesamt ist die vorgeschlagene Lösung die teuerste im Vergleich.