Proviantbachquartier

Historie

Mit dem Aufstieg der Textilindustrie in Augsburg wuchs das Textilviertel im 19. Jahrhundert zu einer für die damalige Zeit gigantischen Industrielandschaft. Mit der Erweiterung der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei Augsburg (SWA) in den Jahren 1887/88 durch das Fabrikschloss wurde auch das Arbeiterquartier am Proviantbach mit den ersten Wohnhäusern ab 1892 errichtet.

Die Wohnungsversorgung für die Arbeiterschaft insgesamt konnte allerdings nicht annähernd mit der industriellen Expansion Schritt halten. Der Werkswohnungsbau bot in technischer und hygienischer Hinsicht einwandfreie und zudem größere Wohnungen, deren Instandhaltung durch den Bauherrn gewährleistet war und hob sich vom Wohnungsbau in den Vororten positiv ab.

Für die enge Anbindung von Arbeits- und Wohnort sprachen funktionelle Gründe, etwa konnten Betriebsstörungen sofort von Technikern behoben werden und die Arbeiter konnten möglichst lange an den Betrieb gebunden werden, etwa durch die Koppelung von Arbeits- und Mietvertrag.

Das Arbeiterquartier schloss sich direkt an das Werksgelände der ehemaligen Spinnerei und Weberei an, von dessen Pforte die Proviantbachstraße ihren Ausgang nahm. Die Otto-Lindenmeyer-Straße zweigt in Richtung Glaspalast ab. Beide Straßen sind als Alleen ausgebildet und reichlich mit Grünflächen und Kleingärten im Westen vom Proviantbach begleitet. Die Ziegelbauten sind in offener Bauweise dreigeschossig mit ausgebautem Dach und hoch liegendem Sockelgeschoss ausgebildet.

Die Erschließung der Gebäude lag im rückwärtigen Hof, hier standen auch jeweils kleine ebenerdige Waschhäuser. Ehemals gehörten zum Wohnquartier ein Milchladen, eine Metzgerei, eine Betriebskantine und ein Kinderheim sowie ein großes Waschhaus (1898 erbaut). Um 1910 waren insgesamt 21 Bauten errichtet. Durch einen Luftangriff 1944 wurden mehrere Häuser beschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte durch die neu gegründete, der SWA unterstellte, gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Proviantbach GmbH.

1972 wurde das Proviantbachquartier von der SWA an einen privaten Investor verkauft, die Hälfte der Wohnungen mit der Auflage einer Sozialbindung. Später wurde die Wohnanlage entmietet, da sich die Gebäude in einem mangelhaften Zustand befanden. In den letzten Jahren hat sich im Proviantbachquartier jedoch einiges getan. Die Gebäude wurden saniert und erstrahlen im neuen Glanz. Es lohnt sich deshalb wieder im geschichtsträchtigen Proviantbachquartier zu leben.