Kulturprogramm zum Friedensfest 2023

28.06.2023 12:57 | Pressemitteilungen

Thema „Kreativität“ steht im Mittelpunkt

„230803 Tanzanweisung_am 3.8.©_Wilfried_Hösel“: Szene aus „Tanzanweisungen“ (03.08., Kulturhaus Abraxas). „It won’t be like this forever“ – Verheißung oder Androhung? Auf jeden Fall bedeutet es: Es wird sich etwas ändern. Wie wäre es, die Zukunft mit Kreativität zu gestalten? © Franz Kimmel

  • Erste Augsburger Chornacht eröffnet Friedensfest am 22. Juli
  • 29 Chöre, 747 Beteiligte, 8 Spielorte und im öffentlichen Raum
  • Partizipatives Programm vom 22. Juli bis 8. August 2023
  • Friedensfestprogramm: 45 Veranstaltungen, 32 Spielorte in 8 Stadtteilen
  • Rund 35 beteiligte Akteure: Vereine, Initiativen, Religionsgemeinschaften
  • Frieden teilen: 20 Jahre Friedenstafel am 8. August
  • Wandbilder: Zehn Jahre Mural
  • Bekanntgabe der Friedenspreisträgerin oder des Friedenspreisträgers am 8. August

Beim diesjährigen Kulturprogramm zum Augsburger Hohen Friedensfest dreht sich alles um das Thema „Kreativität“. Vom 22. Juli bis zum 8. August können sich Festivalgäste selbst kreativ einbringen oder Kreativität in allen Formaten erleben: mit Tanz und Gesang, Literatur, Streetart, Theater, Workshops, Wissenschaft, Kunstaktionen, Diskussionen, Poetry Slam und vielem mehr.

Zur Eröffnung des Programms am 22. Juli gibt es eine stimmungsvolle Premiere: Die erste Augsburger Chornacht mit 29 Chören aus Augsburg bringt die Stadt zum Klingen. Bereits am Nachmit­tag zeigen Kinder-­ und Jugendchöre ihr Können. Am Abend wird dann die ganze Vielfalt der Augsburger Chorlandschaft hörbar: Die Genres reichen von Klassik und Jazz über Gospel bis zu Pop, beteiligt sind sowohl Kneipen- als auch Madrigalchor, gesungen wird a cappella oder mit kleiner Instrumentalbegleitung und vieles mehr. Zum Höhepunkt der Chornacht treffen sich um 23 Uhr alle beteiligten Chöre sowie alle singbegeisterten Augsburgerinnen und Augsburger auf dem Rathausplatz, um gemeinsam Friedenslieder aus aller Welt zu singen.

 

Kreativität: Werkzeug, Schlüsselkompetenz und Kulturtechnik

Das Thema des diesjährigen Friedensfest-Programms bietet die Möglichkeit, über Kreativität nachzudenken, sie zu erleben, sich von ihr inspirieren zu lassen und sie selbst zu erproben. Kreativität ist ein wirkungsvolles Werkzeug, um Neues zu erfinden, zu lernen oder zu erforschen. Kreativ zu denken, macht Menschen einzigartig. Expertinnen und Experten zufolge ist kreatives Denken die zentrale Schlüsselkompetenz, um die komplexen Herausforderungen dieser Zeit zu bewältigen – die zentrale Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts. Kreative Kompetenz als Fähigkeit, Probleme, Krisen und Konflikte zu bearbeiten, ist auch in der Friedensarbeit von Bedeutung.

Diese Gedanken sind u.a. Ausgangspunkte für das diesjährige Friedensfestprogramm. Dieses will kreative Ideen anstoßen, ungewöhnliche Lösungsansätze entwickeln und diese in künstlerischen und diskursiven Veranstaltungen mit allen Sinnen erfahrbar machen.

 

Kreativität öffnet neue Friedensräume

Das Kulturprogramm des Friedensbüros lebt von der Beteiligung – durch die Beiträge der vielen Partnerinnen und Partner, durch unterschiedlichste Kooperationen, Begegnungs- und Mitmach-Möglichkeiten. Sei es beim gemeinsamen Singen, Tanzen und Slammen, oder beim Teilen mitgebrachter Speisen andss der Friedenstafel.

Das „Running Dinner der Religionen“ am 30. Juli ist eine von vielen Begegnungs-Möglichkeiten. Es ist ein drei­-Gänge-­Abendessen, bei dem jeder Gang an einem anderen Ort eingenom­men wird, verbunden mit einem Stadtteilrundgang. Buchstäblich „auf diesem Weg“ kann man Oberhauser Religionsgemeinschaften kennenlernen.

Wie bei der Chornacht ist auch das Projekt „Klangkomunik“ eine Möglichkeit, seine Stimme im Friedensfestprogramm einzubringen – und das ohne Vorwissen. Am 27. und 28. Juli geht es im Rahmen eines Workshops und einer Lecture-Performance darum, gemeinsam zu entdecken: „Woher kommt der Gesang?“. Bei Poetry Slams geht es weniger ums Singen als um eigene Texte, die vorgetragen werden. Wer selbst verfasste Gedanken zum Thema „Und Friede auf Erden?“ performen möchte, kann sich zum Open Air Poetry Slam im Annahof am 1. August anmelden (per Mail bis 27. Juli. über poetryslam@das-anna.de).

Nicht nur singend und mit Sprache, sondern auch tanzend können sich Interessierte am Friedensfestprogramm beteiligen. Am 3. August spielt die halbstündige, intensive Solo-Choreografie von Moritz Ostruschnjak „Tanzanweisungen“ mit unterschiedlichsten Bewegungsformen. Tänzer Daniel Conant wirft sich dabei vom Schuhplattler ins Ballett und vom Boxtrippelschritt zum Breakdance­Move und versichert dem Publikum im Abraxas: „It won’t be like this forever“ – es wird nicht für immer so bleiben. Anschließend besteht unter der Tanzlinde im Biergarten des Kulturhaus Abraxas für alle die Möglichkeit, den bayerischen Tanzanweisungen von Philipp Korda zu folgen, begleitet von einer zünftigen Live-Begleitung.

 

Kreativität in allen Formaten

Wie lässt sich Frieden denken? Welche Kompetenzen können die Entwicklung des aktiven Friedens fördern? Und vor allem, wie unterstützen hier Literatur, Theater und Künste? Das Sensemble Theater, die Universität Augsburg und das Friedensbüro bringen in der „Langen Nacht der Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement“ am 26. Juli ein Staraufgebot aus Literatur und Kunst zusammen, um sich diesen Fragen zu stellen. Die Lesenacht mit Gesprächen, Musik und den Gästen Ayeda Alavie, Lisa Krusche, Lisa Frühbeis, Bernadette La Hengst, Olivia Kuderewski, Max Czollek, Albert Ostermaier, Wolfram Lotz und Michael Jordan wird von 20 bis 22 Uhr vom Bayerischen Rundfunk auf Bayern 2 live übertragen.

Die Peace Summer School steht 2023 unter dem Titel „Konflikt schafft Kunst – Kunst schafft Konflikt“. Wie stehen die Themen Kunst, Konflikt und Frieden miteinander in Zusammenhang? Gastgeber der dreitägigen Summer School mit Workshops, kreativen Methoden und einem offenen Rahmenprogramm ist der ASKA e.V. (Alumni und Studierende der Konfliktforschung Augsburg und Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg) zusammen mit dem Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens­ und Konfliktforschung der Universität Augsburg.

Das Augsburger Ensemble Bluespots Productions lädt ab dem 22. Juli ins „House of New Realities“ ein – ein experimentelles Sommer-Pop-Up-Museum in der Bäckergasse 4. In dem 600 Quadratmeter großen Leerstand gestalten über 50 Künstlerinnen und Künstler ein kollektives Kunstwerk. Dabei ist der Entstehungsprozess genauso wichtig wie das finale Museum. In acht leerstehenden Wohnungen entstehen Ausstellungen, interaktive Spielfelder und zukunftsweisende Räume, die sich Themen dieser Zeit widmen: Wie wollen wir arbeiten, wohnen, leben?

 

Kreativität feiert zwei Jubiläen

Seit zehn Jahren entsteht in einer Kooperation des Friedensbüros mit dem Graffiti-Verein „Die Bunten“ zum Friedensfest ein Mural, ein großes Wandbild, an einer öffentlichen Gebäudefassade, passend zum jeweiligen Thema des Programms. 2023 gestalten die drei Augsburger Künstlerinnen Sophie T, Nontira Kigle und Lena Hofmann das Friedensmural. Das Jubiläum wird mit weiteren Street-Art Projekten in Augsburg gefeiert. Das Büro für kommunale Prävention der Stadt Augsburg veranstaltet aus diesem Anlass außerdem vom 29. bis 30. Juli „Sprühkraft - Das Augsburger Forum für Graffiti & Urban Art“. Am 30. Juli gibt es im Zuge dessen mehrere Entdeckungs-Radtouren entlang der Graffiti­ und Urban Art Projekte in Augsburg.

 

Der 8. August – ein einzigartiger Feiertag

Gäste, Zugezogene und Medien bundesweit staunen, wenn sich zum Friedensfest am 8. August, Augsburgs einzigartigem Stadtfeiertag, mehrere hundert Menschen auf dem Rathausplatz versammeln und an weiß gedeckten Tischen unter weißen Sonnenschirmen Platz nehmen. Als Zeichen des Friedens teilen sie mitgebrachte Speisen mit Tischnachbarinnen und -nachbarn. Manche gehen herum, bieten Kostproben der mitgebrachten Speisen an und kommen ins Gespräch. 20 Jahre gibt es nun schon die große Friedenstafel auf dem Rathausplatz und seit einigen Jahren auch immer mehr kleinere Satelliten in Stadtteilen. 2023 etwa in Haunstetten (30. Juli), Oberhausen (6. August), Göggingen und Hochzoll (jeweils am 08. August).

 

 

Programm Hohes Friedensfest, 8. August 2023:

10:00 Uhr: Ökumenischer Festgottesdienst in der St. Anna Kirche, Festpredigt: Pater Tobias Specker SJ von der Hoch­schule St. Georgen in Frankfurt am Main

10:30 Uhr: Familiengottesdienst in Evangelisch St. Ulrich

11:00 Uhr: Augsburger Friedenstafel zum Hohen Friedensfest mit Grußwort und Bekanntgabe der Friedenspreisträgerin oder des Friedenspreisträgers 2023 durch Oberbürgermeisterin Eva Weber, Begründung zur Vergabe des Friedenspreises durch Regionalbischof Axel Piper sowie Friedensgrüße (Runder Tisch der Religionen). Moderation: Stella Plazibat, Musik: Uli Fiedler (Kontrabass), Sepp Holzhauser (Gitarre), Stephan Holstein (Klarinette/Saxofon), Alexandrina Simeon (Gesang). Bei Regenwetter im Rathaus.

12:00 bis 17:00 Uhr: Kinderfriedensfest im Zoo und Botanischen Garten

19:00 Uhr: Festkonzert „Junge Philharmonie Augsburg“

Informationen zu allen Veranstaltungen im Programmheft sowie im Veranstaltungskalender des Friedensbüros friedensstadt-augsburg.de.

 

Ursprung des Hohen Friedensfestes am 8. August

Seit 1950 ist der 8. August, an dem das Augsburger Hohe Friedensfest gefeiert wird, ein offizieller Feiertag. Damit hat Augsburg die meisten Feiertage in Deutschland. Ein Blick in die Geschichte: Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges wurde den Protestantinnen und Protestanten in der Stadt Augsburg am 8. August 1629 die Ausübung ihres Glaubens untersagt. Erst im Westfälischen Frieden 1648, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, erlangten sie die Gleichstellung mit der Römisch­ Katholischen Kirche, wie sie bereits 1555 im Augsburger Religionsfrieden formuliert worden war. In Erinnerung an den Tag ihrer Unterdrückung feierten die Protestantinnen und Protestanten 1650 erstmals das Hohe Friedensfest - am 8. August.

Aus dieser Geschichte leitet Augsburg ihren Auftrag als Friedensstadt ab: Niemand soll mehr aufgrund sei­ner Religion oder Herkunft ausgeschlossen werden! Heute leben in der Stadt Menschen unterschiedlichen Glaubens, gut eine Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner hat eine Zuwanderungsgeschichte. Daher wird das Friedensfest seit vielen Jahren multireligiös und vielkulturell mit einem mehrwöchigen Kultur­programm gefeiert.

 

Immaterielles Kulturerbe der UNESCO

Das Friedensfest wurde 2018 in das Bayerische Landesverzeichnis und in das Bundesverzeichnis Immaterielles Kulturerbe der UNESCO aufgenom­men. 2019 erhielt das Friedensfest den Heimatpreis Bayern für besondere Verdienste um Heimat, Kultur und Brauchtum.

Weitere Informationen unter: friedensstadt-augsburg.de