„Im Sandkasten machen wir technische Bildung“ – eine Reportage vom Workshop „Technik – Kräfte und ihre Wirkungen“

Der Nagel ist es, den alle fasziniert an der Schnur betrachten: „Der Nagel zeigt uns etwas Wichtiges, er hängt unter dem Seil, weil er da seinen Schwerpunkt hat. Er ist vergleichbar mit einem Balancier auf einem Seil“, so der Trainer Carsten Möller beim Technik-Workshop, der im Verbund vom Netzwerk der Augsburger Forscher und des Netzwerks der Stiftung Kinder forschen vom Landratsamt Augsburg gemeinsam veranstaltet wurde.

Neben dem Nagel probierten sich die Workshopteilnehmenden mit vielfältigen Materialien aus, um sie allesamt an die aufgespannte Schnur zu befestigen.

Auf die Frage, was noch herausfordernd bei der ersten Übung war, nämlich die zahlreichen Gegenstände auf der Schnur zu befestigen, von der Schraube bis zum Legostein, von der Wäscheklammer bis zur Plastikrohr.


Es geht um Erfahrungen, Fehleinschätzung und neue Erkenntnisse

Eine Feder sei leichter als eine Kugel, so Möller weiter in der Reflexion. Dabei gehe es ihm um eigene Erfahrungen, Fehleinschätzungen und neue Erkenntnisse. „Im Kindergarten ist das ein Vorteil: Kinder dürfen erzählen und beschreiben, wie sie wollen. In der Schule geht das so einfach nicht mehr.“ Dabei müssen Kinder selber ausprobieren, die Lust entwickeln, sich mit der Technik auszuprobieren, ergänzt seine Kollegin, die Trainerin Viktoria Boole. „Immer wieder muss im Alltag was ausgetauscht werden. Wir alle brauchen Denkweisen, um beim Reparieren auch was besser zu machen.“ Und schon spannt sie den Bogen zur Nachhaltigkeit. Ein reger Diskurs entsteht bei der Frage nach den Vor- und Nachteilen des Reparierens.


Technik ist nie zu Ende – es geht immer einen Schritt weiter

Es folgt von Carsten Möller ein kurzer Theorie-Input, bei dem er betont: „Die Technik ist nie zu Ende, wir gehen immer einen Schritt weiter. Das beste Beispiel ist das Auto“. Aber auch ein Regenwurm wird exemplarisch vorgeführt: „Er ist der Stärkste im Vergleich zu seiner Größe, der muss die Erde umbauen.“ Weiterhin führt er aus: „Unser Verständnis von Technik ist oft auf Geräte bezogen, aber wir sammeln vielfältige Erfahrungen.“ Viktoria Boole verweist ganz praktisch darauf, dass man mit Kindern auch einmal einen Toaster, den man nicht mehr braucht, auseinanderbaut und in ihn reinschaut. Aber: „Technik kann immer auch gefährlich sein, man muss die Gefahr einschätzen können und auch mal aushalten und sich fragen, wie schlimm es werden kann“, ergänzt Kollege Möller.

Technik: Spielzeug oder Werkzeug?

In Partnerarbeit wird die nächste Frage gemeinsam erörtert, wie weit man in der Kita-Praxis Kinder schon mit Technik vertraut gemacht hat. Dabei taucht auch die fast philosophische Frage auf, ob Technik nun Spielzeug oder Werkzeug sei. Beides, wie sich später herausstellt.

Möller liefert ein anschauliches Beispiel dazu: „Was ist die Schaufel im Sandkasten? Im Sandkasten machen wir technische Bildung!“


Vom Balancieren und Transportieren – Technik und ihre Wirkungen im PraxistestKann ich einen Eimer auf dem Kopf balancieren, oder ein Buch? Was passiert beim Lasten tragen mit dem Besenstiel? Kann ich mich auf dem Transport-Board auch selber fortbewegen? Mit diesen Fragen kamen die Teilnehmenden ins praktische Erleben beim anschließenden Ausprobieren an den Stationen des Technikparcours.


Vielfältige Erfahrungen: Stärkung der eigenen Kompetenz im MINT-Sektor

Ob es der Nagel oder die Holzkugeln waren: Technik mit allen Sinnen erleben, eigene Ängste und Vorurteile abbauen, was das eigene Kompetenzerleben anbelangt – all das wurde an diesem Workshoptag der Stiftung Kinder forschen so facettenreich wie fundiert vermittelt. Technik fängt im Kleinen und Alltäglichen an und entwickelt sich immer weiter. Die pädagogischen Fachkräfte aus Stadt und Land gewannen somit mehr Handlungssicherheit und stärkten ihre eigene Kompetenzentwicklung in einem wichtigen MINT-Tätigkeitsfeld.


Mehr Eindrücke zum Workshop finden Sie auch im Videobeitrag (Instagram)