Lebenswerk in guten Händen

18.04.2024 13:42 | Wirtschaftsförderung

200 Gäste erfahren bei einer gemeinsamen Veranstaltung von Handwerkskammer, IHK Schwaben und Stadt Augsburg, auf was es bei der Unternehmensnachfolge ankommt

Was wird aus meiner Firma, wenn ich in den Ruhestand gehe? Finde ich einen passenden Nachfolger? Was muss ich beachten, um die Übergabe für alle Beteiligten zufriedenstellend zu regeln? Diese Fragen treiben in Schwaben viele Unternehmen um. Bei der gemeinsamen Veranstaltung der Handwerkskammer für Schwaben, der IHK Schwaben und der Stadt Augsburg stand das Thema Generationenwechsel im Mittelpunkt. Rund 200 Gäste informierten sich bei den Expertinnen und Experten über die wesentlichen Eckpunkte, die beim Betriebsübergang zu beachten sind, und erhielten wertvolle Tipps und Ideen.

Laut Prognosen des bayerischen Wirtschaftsministeriums stehen allein zwischen 2022 und 2026 in Bayerisch-Schwaben rund 4.900 Unternehmen mit mehr als 80.000 Arbeitsplätzen zur Übergabe an. „Eine erfolgreiche Nachfolgeregelung ist die Chance für den Fortbestand eines Unternehmens und damit die Basis für die Sicherung von Arbeitskräften und den wirtschaftlichen Erfolg in unserer Region“, sagt Augsburgs Wirtschaftsreferent Dr. Wolfgang Hübschle. Viele der betroffenen Unternehmen sind sich der Bedeutung des Themas bewusst und bereiten eine Übergabe langfristig vor. Doch nicht immer läuft der Prozess reibungslos. Rund 40 Prozent der Betroffenen tun sich schwer, einen Nachfolger zu finden. „Viel zu viele Unternehmer schieben den Generationswechsel auf die lange Bank“, berichtet Dr. Nina Reitsam, Leiterin des Geschäftsbereichs Unternehmensservice der IHK Schwaben. „Sie scheuen davor zurück, ihr Lebenswerk in die Hände anderer zu legen. Das ist menschlich nachvollziehbar, aber es hilft niemandem weiter und gefährdet schlimmstenfalls das, was sie aufgebaut haben.“ Alfred Kailing, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, ergänzt: „Gerade für Familienunternehmen ist der Generationenwechsel eine große Herausforderung. Darum stehen wir unseren Unternehmen mit verschiedenen Beratungs- und Unterstützungsleistungen zur Seite.“

Worauf es beim Perfect Match ankommt
Dass das Thema voller Brisanz steckt und für die Beteiligten nicht nur sehr zeitaufwändig, sondern auch emotional fordernd ist, machten die beiden Moderatoren der Veranstaltung, Jürgen Wager von der IHK Schwaben und Markus Prophet von der Handwerkskammer für Schwaben, in ihren Beiträgen deutlich. Damit Übergebende und interessierte Übernehmende zusammenfinden – damit es also ein „Perfect Match“ gibt -, müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein: eine frühzeitige Planung der Übergabe, Transparenz nach außen, Offenheit und Fairness sowie eine realistische Einschätzung der Situation. Ebenso ist es höchst empfehlenswert fachkundige Beratung hinzuzuziehen, rieten die Experten. Die beiden Wirtschaftskammern bieten ein breites Portfolio an Leistungen, die für die Mitgliedsbetriebe kostenlos sind. Rechtzeitig für den Notfall vorzusorgen, z. B. in Form eines Notfallordners für Unternehmer, sei ebenso wichtig. Auch der Wert des Unternehmens ist von ausschlaggebender Bedeutung, weshalb eine Vorab-Check etwa über Unternehmenswertrechner der IHK oder das Bewertungsverfahren der Handwerkskammer sinnvoll ist.

Wie finde ich einen Nachfolger?
Die klassische Unternehmensübergabe innerhalb der Familie wird immer seltener. Daher bieten sich weitere Wege an, mit potentiellen Nachfolgern zusammen zu kommen. Prophet und Wager stellten die Betriebsbörsen der Kammern sowie die bundesweit agierende Plattform nexxt-chance vor. Hier können Anbieter und Interessenten gleichermaßen kostenlose Anzeigen einstellen. Die Wirtschaftskammern geben bereits bei der Formulierung Tipps. Dass so ein Online-Match schnell und gut funktioniert, zeigten Matthias Klose und Jürgen Windisch.

Klose, der aus der Hip-Hop- und Break-Dance-Branche kommt, „hatte Bock auf ein neues Projekt“. Über nexxt-chance lernte er Windisch kennen, der neben seinem Verlag Trendyone auch zwei Fitnessstudios betrieb. Dass auch eine Übernahme eine interessante Alternative zu einer Neugründung sein kann, machten die beiden Gesellschafter der Kagerer Industriefachhandel GmbH in Augsburg deutlich. Florian Schwarz und Christian Weber waren beide bei der Porsche AG angestellt und entschlossen sich, gemeinsam ein Unternehmen zu kaufen. Im Laufe von neun Monaten hatten sie die Seiten gewechselt und diesen Schritt nicht bereut.

Generationenwechsel im Familienunternehmen
Damit die „neue Unternehmerin“ nicht für immer die kleine Tochter vom Seniorchef bleibt, ist ein gezieltes Coaching hilfreich. Diese Auffassung vertrat Marina Ruf, die als Businesscoach in diesem Segment arbeitet. Sie hilft Nachfolgerinnen und Nachfolgern in Familienunternehmen, die richtige Rolle zu finden. Ein interessantes Beispiel für den Einstieg in ein Familienunternehmen, das bereits in der fünften Generation besteht, schilderte Andreas Krautmann, der in die Geschäftsführung der Jochum Holzwerke GmbH, Zusmarshausen, eingestiegen ist. Und Nico Kurrer, der vor drei Monaten als Kfz-Meister eine Werkstatt in Diedorf übernommen hat, betonte, dass die Unterstützung durch Fachleute bei diesem Schritt unverzichtbar sei.

Text: IHK Schwaben
Foto:  Frank Hartmann/IHK Schwaben