Brechtfestival Augsburg – live und digital #Worldwide Brecht 2022

06.12.2021 14:34 | Pressemitteilungen

Vom 18. bis 27. Februar 2022

Brechtfestival 22 Parade 1-3 by Zoe Beloff - Bildnachweis: Stadt Augsburg

  • Online-Pressekonferenz und Vorverkaufsstart am 14. Januar 2022
  • Festivalzentrale im Staatlichen Textil- und Industriemuseum (tim)
  • Brecht-Gastspiele mit Künstlerinnen und Künstlern aus Japan, Spanien, Belarus und Togo in Planung
  • Leitungsduo Tom Kühnel und Jürgen Kuttner mit Brasch-Premiere und Brecht-Gastspiel des Deutschen Theaters Berlin vertreten
  • Popkulturelle Beiträge u.a. mit Mascha Qrella, KidbeKid und Gaye Su Akyol
  • Worldwide Brecht präsentiert Brecht-Videopremieren aus Kirksville, Bejing, Tel Aviv, Neu-Delhi und Herat live und digital
  • Bildende Kunst mit Zoe Beloff (New York), Grischa Meyer/Holger Teschke (Berlin), Emine Sevgi Özdamar (Berlin)
  • Literatur: Lesungen, Poetry und literarische Konzerte mit Corinna Harfouch, Nora Buschmann u.a.
  • Fokus Augsburg: Brecht-Premieren von bluespots productions, theter, Gymnasium bei St. Stephan und vieles mehr

Vom 18. bis 27. Februar 2022 feiert das Augsburger Brechtfestival die schonungslose Poesie seines Namensgebers mit Künstlerinnen und Künstlern aus Europa, Afrika, Asien und Nordamerika. Unter dem Motto „Worldwide Brecht“ haben die beiden Festivalleiter Tom Kühnel und Jürgen Kuttner ein genreübergreifendes Programm für Augsburg entworfen. Mit Schauspiel, Musik, Literatur und Bildender Kunst setzen sie Brecht in Beziehung zur Welt und die Welt in Beziehung zu Brecht. „Das Brechtfestival 2022 ist, wenn man so will, die Synthese dessen, woran wir als Festivalleiter in den letzten beiden Jahren gearbeitet haben: Das erste Mal war es ein Spektakel. Beim zweiten Mal wurden wir ins Netz getrieben durch die Pandemie. Jetzt arbeiten wir daran, das Beste aus beiden Welten zusammen zu bringen, indem wir live agieren und zugleich im Netz präsent sind“, skizziert Jürgen Kuttner das Festivalkonzept. Das Staatliche Textil- und Industriemuseum (tim) wird zur pulsierenden Festivalzentrale mit Auditorium, Ausstellung und Bar. Auf verschiedenen Bühnen der Stadt werden Theaterproduktionen aus Augsburg, Berlin, Minsk und Lomé teilweise erstmals zu sehen sein. Filmschaffende aus Beijing, Neu-Delhi, Tel Aviv, Kirksville und Herat haben nach dem Hit&Run-Prinzip kurze Brechtskizzen entwickelt, die beim Festival Weltpremiere feiern. Das Literaturprogramm mit u.a. Beiträgen von Corinna Harfouch und Emine Sevgi Özdamar zeigt Brecht als Transmitter zwischen den Kulturen. Die lebensgroßen Exponate der Künstlerin Zoe Beloff im tim zeigen Brecht im Spiegel der zeitgenössischen Bildenden Kunst.

Mit Beiträgen auf brechtfestival.de spannt das Festival einen poetischen Bogen von Augsburg nach Europa, Nordamerika, Afrika und Asien. „Der hybride Programm-Mix aus analogen und digitalen Formaten passt sich erneut auf innovative Weise den Rahmenbedingungen des Kulturwinters 2022 an. Ich bin sehr froh darüber, dass wir mit den geplanten Formaten auf die aktuelle Situation reagieren können und trotz Pandemie ein vielseitiges und genreübergreifendes Programm mit spannenden lokalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern für das Publikum auf die Beine stellen konnten. Ich freue mich schon sehr auf das Erleben der künstlerischen Beiträge“, erklärt Jürgen K. Enninger, Referent für Kultur, Sport und Welterbe der Stadt Augsburg.

Der Ticket-Vorverkauf startet am 14. Januar 2022.

Aktuelle Infos und Änderungen unter brechtfestival.de

Details zum Programm

Internationale Brecht-Gastspiele

Brechts Erfahrungen im Dritten Reich, im Exil, aber auch nach seiner Ankunft in Berlin in den 1950er Jahren spiegeln die Realität von Millionen Menschen, die in diesem Moment auf der Flucht sind. Im martini-Park zeigen Kupalaucy aus Belarus mit „Fear“ Ausschnitte aus Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reiches“. Das Ensemble aus ehemaligen Künstlerinnen und Künstlern des Janka Kupala Theaters in Minsk hat in seinem Heimatland Auftrittsverbot. Beim Brechtfestival ist „Fear“ erstmals live in Deutschland zu sehen. Chiten aus Kyoto bringen mit „Fatzer“ einen der markantesten Rebellen in Brechts Theaterkosmos auf die Bühne (19. Februar). Die Compagnie Louxor de Lomé um den Regisseur und Brecht-Experten Ramses Alfa spiegelt Brecht in „Mère Courage“ aus togolesisch-afrikanischer Perspektive. Die Produktion feiert beim Brechtfestival Weltpremiere (26./27. Februar).

Kühnel/Kuttner ziehen Linie von Brecht zu Thomas Brasch

Mit dem Brasch-Abend des Staatstheaters Augsburg und dem Gastspiel „Der Hofmeister“ vom Deutschen Theater Berlin sind Tom Kühnel und Jürgen Kuttner mit zwei eigenen Regiearbeiten im Festival vertreten. Wenn Heiner Müller Brechts literarischer Erbe ist, darf Brasch als dessen Enkel gelten. Auch er steht für die innere Zerrissenheit eines Künstlers inmitten einer in sich verkrusteten politischen Landschaft, „Morgen wird auch ein schöner Tag, sagte die Eintagsfliege“ greift zurück auf Braschs Werk, aber auch auf seine Familiengeschichte, in der jener ideologische Riss zu Tage tritt, der sich durch Geschichte der BRD und der DDR bis ins wiedervereinigte Deutschland zieht. Die Premiere eröffnet das Brechtfestival am 18. Februar 2022 auf der brechtbühne. Im „Hofmeister“ von Bertolt Brecht nach J.M.R. Lenz richtet sich die Rebellion des Außenseiters im Kampf um Anerkennung und sozialen Aufstieg auf brutalste Weise gegen sich selbst. Die Inszenierung des Deutschen Theaters Berlin. Die Produktion greift auf Originalaufnahmen von Brechts Berliner Ensembles zurück und ist eine Erweiterung des Projekts, das 2020 im Liliom Kino zu sehen war.

Popkulturelle Beiträge

Der junge Brecht war ein Rebell, der die Populisten seiner Zeit mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln seiner Kunst die Stirn bot. Das Brechtfestival 2022 feiert sein Vermächtnis mit Beiträgen von Kid be Kid, Mascha Qrella und Gaye Su Akyol. Hierzu laufen die Planungen analog und digital.

Worldwide Brecht – Filmpremieren auf großer Leinwand und im Stream

In der Reihe Worldwide Brecht (25./26./27. Februar) waren Kunstschaffende aus Nordamerika und Asien dazu eingeladen mit Brecht das Prinzip des schnellen, wendigen Produzierens für aktuelle Kurzfilme zu erproben. In der Reihe gehen vier angehende Theatermacherinnen und Theatermacher der Central Academy of Drama in Beijing der Frage nach, welche Rolle Brecht heute in China spielt oder spielen könnte. Soumyabrata Choudhurys „A Migrant Walk“ ist eine Antwort auf Brechts „Lindbergh-Flug“. Dem Glauben an die Verheißungen technischen Fortschritts von damals, stellt er die reale Situation der Arbeitsmigrantinnen und Migranten gegenüber, die in der Corona-Pandemie zu Fuß aus den Metropolen in ihre Heimatdörfer zurückkehren mussten. Brechts „Lesebuch für Städtebewohner“ inspiriert Yotam Gotal aus Tel Aviv zu einem Dreh in der Wüste. Die Künstlerinnen des Simorgh Theaters in Herat/Afghanistan senden uns mit „Das fünfte Rad“ ein sichtbares Lebenszeichen aus einem Land, in dem sie seit der Machtübernahme der Taliban nicht mehr gesehen werden dürfen. Die Filmpremieren finden in teils analoger, teils digitaler Anwesenheit der Filmemacherinnen und –macher in der Festivalzentrale statt. Sie werden von moderierten Gesprächen begleitet.

Bildende Kunst aus Berlin und New York

Die Ausstellung mit Arbeiten von Zoe Beloff, Grischa Meyer/Holger Teschke und Emine Sevgi Özdamar kreist in loser Assoziation um Themen des künstlerischen Schaffens im Exil und in der Emigration (20. bis 27. Februar). Zoe Beloffs Filme legen Brechts Erfahrungen als Exilant und seine Ambitionen für ein gesellschaftlich anspruchsvolles Kino als Folie auf die jüngere Vergangenheit. Für ihre raumgreifende Historienmalerei „PARADE OF THE OLD NEW“ nutzt Zoe Beloff Brechts fremden Blick, um die Geschichte der dunklen Seite des „American Way of Life“ in der Amtszeit von Donald Trump zu illustrieren. „Brechts Papierkrieg (1941-1947)“ von Grischa Meyer/Holger Teschke ergänzt die historische Perspektive mit Eindrücken, Notizen, Betrachtungen, Bildern und Skizzen aus der Phase, in der Brecht bemüht war, als europäischer Flüchtling am Broadway und in Hollywood Fuß zu fassen. Daneben ergründen Emine Sevgi Özdamars im Exil entstandene „Collagen“ die emotionalen Tiefen der poetischen Texte Thomas Braschs. Die Schauspielerin, Regisseurin und Autorin liest außerdem aus ihrem neuen Roman.

Literaturprogramm

Das Literaturprogramm bietet Lesungen und literarische Konzerte. Corinna Harfouch entdeckt Brecht als Mittler zwischen den Kulturen. In „Ja, ich folge diesem kleinen Alten bisweilen“ liest sie mit musikalischer Begleitung Lyrik von Dichtern, die Brecht ins Deutsche übertragen hat. So öffnen sich mit der Poesie von Po Che-yi, Percy Bysshe Shelley, Charles Baudelaire, Nâzim Hikmet und Adam Ważyk fremde literarische Welten. In Emine Sevgi Özdamars neuem Roman „Ein von Schatten begrenzter Raum“ erscheint das „Brecht Theater“ als zentraler Bestandteil einer „Pause der Hölle“, in der Kunst, Politik und Leben uneingeschränkt vereinbar scheinen. Beide Lesungen sind für den 20. Februar in der Festivalzentrale geplant.

Das literarische Konzert „Exilio“ von Nora Buschmann und Alex Brendemühl setzt Brecht neben Federico García Lorca und andere, die den Spanischen Bürgerkrieg poetisch festgehalten haben. Es soll am 22. Februar in der Festivalzentrale stattfinden. Beim Brecht-Poetry Slam werden die Poetinnen und Poeten erstmals mit Live-Zeichnungen von Lisa Frühbeis begleitet. Anknüpfungspunkt für den poetischen Wettstreit der Dichterinnen und Dichter sind Brechts Svendborger Gedichte. Die Live-Veranstaltung ist für den 24. Februar im Parktheater vorgesehen. Stefan Suschke lässt Brecht in seiner Hörbuchpräsentation „Brecht probt Galilei. 1955/56“ selbst zu Wort kommen. Das Publikum erlebt eine historische Entdeckung und einen unerwarteten Einblick in die Probenarbeit am Berliner Ensemble.

Fokus Augsburg

Die freie Augsburger Theaterszene ist mit zwei Brecht-Premieren beim Brechtfestival vertreten. Bluespots Productions bringen mit dem Live-Audiowalk „Flüchtlingsgespräche“ (Regie: Gianna Formicone) einen klassischen Brecht-Text in ein neues Format. Theter entdecken im City Club Brechts die selten gespielte „Judith von Shimoda“ neu. Das Gymnasium bei St. Stephan bringt die Brecht/Eisler-Kantate „Die Mutter“ in konzertanter Aufführung in den Kleinen Goldenen Saal. Die Preisträgerinnen und Preisträger des Kreativwettbewerbs des Augsburger Brechtkreises haben sich dieses Jahr von einer chinesischen Postkarte inspirieren lassen, die Brecht seinem Sohn Stefan aus dem Londoner Exil geschrieben hat. Die Werke werden in der Festivalzentrale ausgestellt. Dr. Michael Friedrichs zeichnet in einem Vortrag die Rettung von Brechts Tochter Barbara nach.

Brechtfestival Augsburg – #Worldwide Brecht 2022

18. bis 27. Februar 2022

Spielorte: brechtbühne, Staatliches Textil- und Industriemuseum, Kongress am Park, Liliom Kino, martini-Park, Provino, City Club Online: www.brechtfestival.de.

Künstlerische Leitung: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner

Vorverkaufsstart: 14. Januar 2022

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Das Brechtfestival Augsburg wird veranstaltet vom Brechtbüro im Kulturamt der Stadt Augsburg in Kooperation mit dem Staatstheater Augsburg. Partner des Brechtfestivals ist die Stadtsparkasse Augsburg. Mit freundlicher Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, den Stadtwerken Augsburg, dem Bezirk Schwaben, sowie weiterer Förderer und Sponsoren. Medienpartner sind die Augsburger Allgemeine Zeitung, Klassik Radio, taz und Theater der Zeit.

SAVE THE DATE: Online-Pressekonferenz zur aktuellen Veranstaltungsplanung am 14. Januar 2022.
Anmeldung unter
brecht@augsburg.de