Alter Ostfriedhof

Adresse & Kontakte

Kurt-Schumacher-Straße 57
86165 Augsburg
Lage im Stadtplan
Telefon0821 324-4020
Fax0821 324-4020
Herr Rektenwald

Öffnungszeiten

1. März bis 2. November: 07:00 bis 20:00 Uhr
3. November bis Ende Februar: 08:00 bis 17:00 Uhr

Sprechzeiten

Mo08:00 - 12:00, 12:30 - 16:15
Di - Do08:00 - 12:00, 12:30 - 15:45
Fr08:00 - 09:00, 09:30 - 13:45

Verkehrsanbindung

AVG Buslinie 35

Haltestelle Stätzlinger Straße

AVV Buslinie 210 und 211Haltestelle Stätzlinger Straße
Straßenbahn Linie 1Haltestelle Blücherstraße

Historische Daten

Kirchlicher Friedhof bei St. Pankratius

Auch in der ehemals selbständigen Gemeinde Lechhausen befand sich der Gottesacker ursprünglich im Bereich der alten Pfarrkirche St. Pankratius. Durch die ständig wachsende Bevölkerungszahl sah man sich dann um die Mitte des 19. Jahrhunderts gezwungen, einen eigenen, separat gelegenen Friedhof anzulegen. Mit einem Vertrag vom 25. Juli 1854 zwischen dem katholischen Pfarramt St. Pankratius und der Lechhauser Gemeindeverwaltung wurde – nach der Eröffnung des neuen Friedhofs – festgelegt, dass auf dem alten, um die Kirche liegenden Friedhof keine neuen Kreuze aufgestellt werden dürfen und die vorhandenen innerhalb von zehn Jahren beseitigt sein müssen. Tatsächlich wurden dann 1864 die letzten noch stehenden Grabkreuze durch die Grabbesitzer und die Gemeinde beseitigt. Während der größere Teil des alten Friedhofs weiterhin als Kirchhof genutzt worden ist, wurde ein kleinerer Teil, der hinter der ersten Lechhauser Mädchenschule (der Polizeiinspektion 3) lag, im Jahr 1865 den „Armen Schulschwestern“ zur Nutzung als Garten überlassen. 1866 kam es zum Abbruch der Pfarrkirche St. Pankratius und auf dem Gelände des alten Kirchenfriedhofs wurde ein wesentlich größeres, nämlich das heute noch stehende Kirchengebäude, errichtet. Auf einem Eckgrundstück außerhalb des alten kirchlichen Friedhofs wurde dann 1877 die sogenannte „Maxschule“ als weitere Lechhauser Mädchenschule errichtet, die heute als Pfarrheim genutzt wird.

Anlage des Alten Ostfriedhofs

Nachdem nach dem Zweiten Weltkrieg im Osten der Stadt Augsburg ein weiterer Friedhof als Neuer Ostfriedhof angelegt wurde, erhielt der an der Stätzlinger Straße und der Kurt-Schumacher-Straße gelegene Friedhof die Bezeichnung „Alter Ostfriedhof“. Über die Anlage und den Bau des Alten Ostfriedhofs in Lechhausen ist nur wenig bekannt. Sicher ist aber, dass im Jahr 1854 in Augsburg die Cholera massenhaft ausbrach. Diese Krankheit wurde im 19. Jahrhundert als „Brechruhr“ bezeichnet, kam auch nach Lechhausen und die Leichen dieser Epidemie konnten bereits auf dem neuen Friedhof bestattet werden. Der Cholera fielen 64 Lechhauser zum Opfer, wodurch die Sterblichkeitsziffer in Lechhausen von 97 im Jahr 1853 auf 164 Tote im Jahr 1854 angestiegen ist. Im 19. Jahrhundert war die Aufbahrung der Leichen in den Wohnhäusern üblich. Dies war notwendig, da die Verstorbenen frühestens am dritten Tag nach der Feststellung des Todes beerdigt werden durften. 10 Jahre nach der Anlage des Alten Ostfriedhofs entschied sich die Lechhauser Gemeindeverwaltung für den Bau eines Leichenhauses auf dem Friedhofsgelände.

Leichenordnung von 1865

Ab Juli 1865 diskutierte man über den Entwurf einer sogenannten „Leichenordnung“, die zur Regelung der Abläufe nach einem Todesfall diente. Die Lechhauser Leichenordnung wurde am 1. Oktober 1865 in Kraft gesetzt und fortan war die sogenannte „Beisetzung“ der Toten aus Lechhausen im neu erbauten Leichenhaus. Die Überbringung der Leiche vom Wohnhaus zum Leichenhaus führte der sogenannte „Leichenführer“ aus. In einer Anlage zur Leichenordnung von 1865 wurde auch eine „Leichengebührenordnung“ festgelegt. Darin wurden die Beerdigungskosten geregelt. Auffallend ist, dass auch in Lechhausen mit Hilfe von sogenannten „Beerdigungsklassen“ billige und teure Beerdigungen voneinander unterschieden wurden. Des Weiteren wurde exakt in einer weiteren Anlage bestimmt, welche Dienstleistungen der „Leichenwächter“, die „Seelennonne“ (Leichenfrau), der „Leichenansager“ (da es noch keine Todesanzeigen gab, derjenige, der zur Teilnahme einlud), der „Leichenführer“ (derjenige, der die Leichen mit einem schwarz bespannten Pferdewagen zum Friedhof brachte), der „Todtengräber“ und die „Leichenträger“ zu erbringen hatten. Der Leichenwärter wohnte im Leichenhaus, das aus zwei Flügeln bestand. Während links der sogenannte Leichensaal zur Aufbahrung der Leichen war, lag rechts die Dienstwohnung des Leichenwärters. Dessen Aufgabe waren die Friedhofsverwaltung, das Läuten der Friedhofsglocke und die Kontrolle der Toten. Dazu wurden die Finger der Toten mit einem Ring versehen, an denen sich eine Schnur befand, die mit einer Glocke verbunden war. Durch dieses Verfahren sollte Scheintod ausgeschlossen werden. Diese in der Leichenordnung festgehaltenen Regelungen waren nicht spezifisch für Lechhausen, sondern allgemein üblich.

Erste Erweiterung und Gottesackerordnung von 1892

In der Sitzung des Lechhauser Gemeinderates vom 15. Oktober 1891 wurde beschlossen, die Leichenordnung von 1865 zu erneuern. Diese Revision fand am 20. Oktober 1892 ihren Abschluss und zur allgemeinen Bekanntmachung wurde die neue Leichenordnung mit Änderungen als Druck veröffentlicht. So wurde schon damals das Mitführen von Hunden auf dem Friedhof verboten. Darüber hinaus wurde noch eine sogenannte „Gottesacker-Ordnung“, also die heute übliche Form der Friedhofsordnung, durch die Gemeindeverwaltung Lechhausen erlassen. Diese sollte die Einteilung und Benutzung des Alten Ostfriedhofs, den Ankauf von Familienbegräbnissen und die zu entrichtenden Gebühren nach unterschiedlichen Klassen regeln. Offensichtlich erfolgte vor der Veröffentlichung dieser neuen Gottesacker-Ordnung eine erste Erweiterung des Alten Ostfriedhofs. Da Lechhausen ursprünglich zu Oberbayern gehörte, waren dort vorerst nur Katholiken ansässig. In früheren Zeiten war auch auf dem Friedhof die bedauerliche Trennung von Katholiken und Protestanten üblich. Im 19. Jahrhundert kamen aber immer mehr Protestanten nach Lechhausen, für die 1881 die Tochterkirchengemeinde St. Markus im Sprengel der evangelischen Pfarrei St. Jakob in Augsburg errichtet worden ist. Deshalb wurde für die evangelischen Gemeindemitglieder von Lechhausen ein Beerdigungsplatz notwendig. Diesen Bedürfnissen kam man durch die Erweiterung des Friedhofs nach und in der Gottesacker-Ordnung von 1892 standen dazu folgende Erläuterungen: „Der erweiterte Gottesacker ist – gleich dem alten – in vier Felder eingeteilt worden. Zur Benützung von Katholiken und Protestanten wurden je zwei Felder bestimmt, und zwar die an den alten Gottesacker sich anreihenden beiden Felder I und III für die Katholiken und die weiteren zwei Felder II und IV für die Protestanten.“ So wurde der Alte Ostfriedhof zwar für die evangelische Bevölkerung geöffnet, die Bestattungen erfolgten aber in einem separaten Teil. Auch wurden in dieser Ordnung die Modalitäten zum Erwerb und die Gebühren für Familiengräber geregelt. Im Jahr 1900 wurde Lechhausen zur Stadt erhoben. So kam es dann im Juli 1902 zur Herausgabe eines sogenannten Friedhofsstatuts und weiterer sogenannter „Ortspolizeilicher Vorschriften zum Friedhofswesen“. Erstmals wird darin von einer Friedhofsverwaltung gesprochen. Der Leichenwärter wohnte offensichtlich nicht mehr im Leichenhaus.

Die Eingemeindung Lechhausens 1913

Am 1. Januar 1913 verlor Lechhausen seine Selbstständigkeit und wurde von der schwäbischen Nachbarstadt Augsburg eingemeindet. Im Eingemeindungsvertrag vom Oktober 1912 äußerte der Lechhauser Stadtmagistrat den Wunsch, dass der Friedhof bestehen bleiben solle und bei Bedarf erweitert werde. Auch heute noch kann man die Namen der vier Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde und Stadt Lechhausen auf Grabsteinen auf dem Alten Ostfriedhof finden: Benedikt Kreitmayr, Anton Behringer, Sebastian Klaus und Karl Seiderer. Ab 1913 lag die Friedhofsverwaltung in den Händen der Stadt Augsburg, die sofort die Dringlichkeit von baulichen Änderungen erkannte. Bereits im Juli 1913 kam es zu Baumaßnahmen am Leichenhaus. Die mittlerweile eingerichtete Sakristei und das Sezierzimmer blieben erhalten, die beiderseits bestehenden Leichensäle wurden erweitert. Auch wurde der Friedhof 1913 mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Im 1. Weltkrieg wurde die Lechhauser Friedhofsglocke abgenommen und für militärische Zwecke eingeschmolzen.In der Neuen Augsburger Zeitung vom 28. Juni 1918 wurde daraufhin die Beschaffung einer Ersatzglocke gefordert. Diese von der Augsburger Glockengießerei Hamm gefertigte Glocke wurde im Oktober 1920 geliefert. Auch lag nach der Eingemeindung von Lechhausen die Hoheit für den Erlass von Satzungen bei der Stadt Augsburg.

Erweiterungen 1931 und 1941

Nach mehreren baulichen Veränderungen (Kanal, sanitäre und elektrische Anlagen) wurde 1931 eine Erweiterung geplant. Tatsächlich kam es aber nur zur Erneuerung der alten Friedhofsmauer, die die heute noch bestehende Form an der Stätzlinger Straße erhielt, und zu einer nur teilweisen Umsetzung des Erweiterungsprojekts. Die Planungen einer wesentlichen Erweiterung wurden dann ab 1941 verwirklicht. Auch der Alte Ostfriedhof wurde im Bombenhagel des 2. Weltkriegs schwer getroffen. Das Leichenhaus wurde fast völlig zerstört und war in einem so schlechten Zustand, so dass die Friedhofsverwaltung nach dem Krieg davon sprach, dass dieses in einen würdigeren Zustand versetzt werden müsse. Nachdem ein Zerstörungsgrad von 80 % festgestellt worden ist, wurde ein Neubau erwogen und ausgeführt. Durch die Kriegseinwirkungen wurden die meisten Grabsteine umgeworfen oder sogar zerstört. Doch die Friedhofsverwaltung und die Grabbesitzer versetzten auch den Alten Ostfriedhof rasch wieder in einen würdigen Ort. Alte Lechhauser Bürger berichten darüber, dass entweder auf oder am Gelände des Alten Ostfriedhofs eine kleine Kapelle lag, die dem Seligen Andreas von Lechhausen als Einsiedelei diente. Andreas starb im Jahr 1606; der später als Kapelle verwendete Bau wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht mehr aufgebaut.

Jüngste Geschichte des Alten Ostfriedhofs

Auf Initiative des Messners und Stadtrats Fritz Hintersberger wurde 1963 zum Schutz der Trauernden vor Regen ein Vordach an die bestehende Aussegnungshalle angebracht. Seit 1978 wurde im Stadtrat von Augsburg über den Neubau einer Aussegnungshalle diskutiert. Dieses Vorhaben wurde 1989 realisiert. In jüngster Zeit wurde der Friedhof in den Jahren 2001 und 2002 nach Norden erweitert. Dort wurde eine Urnennischenwand eingerichtet. Heute finden im Durchschnitt etwa 250 Erdbestattungen und 130 Urnenbeisetzungen im Jahr statt.

Bedeutende Persönlichkeiten auf dem Alten Ostfriedhof

Die Gräber der vier Lechhauser Bürgermeister, das Grab des Augsburger Architekten Thomas Wechs, das Grab der katholischen Geistlichen sowie das Grab der „Armen Schulschwestern“. Der Alte Ostfriedhof konnte im Jahr 2004 auf eine 150-jährige Tradition zurückblicken.

Pfarreien

  • Kath. St. Pankratius: Tel. (0821) 720840, Fax (0821) 7208420
  • Evang. St. Markus: Tel. (0821) 719761, Fax (0821) 7809628