Laubengang am Westufer des Stempflesees. Foto: Ruth Plössel/Stadt Augsburg

Der Stempflesee – ein Kleinod am Rande des Siebentischwalds

Vor mehr als 100 Jahren hatte der Magistrat der Stadt Augsburg eine wunderbare Idee: Ein naturnahes Parkgewässer, gleich bei der Siebentischgaststätte am Waldrand. Die Gaststätte ist seit der Bombennacht 1944 Geschichte. Doch der See wurde gebaut und ist geblieben. Benannt ist er nach dem Magistratsrat Gottfried Stempfle, der das Projekt seinerzeit vorangetrieben hat.

Der 1,4 Hektar große Stempflesee befindet sich an einer der Haupteingangspforten in den Augsburger Siebentischwald. Im Jahr 1924 angelegt, ist der künstliche See heute Lebensraum für zahlreiche Fische und Wasservögel sowie beliebtes Naherholungsziel für Spaziergänger, Läufer und Radfahrer.

Aufgrund der maroden hölzernen Uferbefestigung war die Verkehrssicherheit rund um den See zuletzt nicht mehr gewährleistet. Daher wurde der Uferbereich im Herbst 2017 saniert. Mittlerweile konnte die Sanierung erfolgreich abgeschlossen werden. Ab sofort ist der Stempflesee wieder vollständig zugänglich und erstrahlt in neuem Glanz.  

Die wichtigsten Fakten haben wir nachfolgend noch einmal zusammengefasst:

Wie lief die Sanierung im Detail ab?

Zur Freilegung des Uferbereichs wurde zunächst der Wasserspiegel des Sees abgesenkt. Im Anschluss daran wurden rund 50 Zentimeter vor der vorhandenen Uferbefestigung 565 Eichenholz-Pfähle mit einer Länge von 370 Zentimeter und einem Umfang von 16 Zentimetern in den Boden eingeschlagen. Horizontal dazu wurden mehrere 10 Zentimeter dicke Querriegel aus wasserbeständigem Lärchenholz befestigt. Der hinter dieser neuen Verbauung entstehende Hohlraum wurde zuerst mit Schotter und darüber mit feinerem Wegebaumaterial aufgefüllt und bildet nun den neuen, 50 Zentimeter breiteren, Uferweg. Das Beton-Fundament der alten Uferbefestigung wurde zur zusätzlichen Stabilisierung des Weges erhalten. Abschließend wurde der Wasserspiegel des Sees wieder erhöht. Aktuell liegt er noch leicht unter dem früheren Niveau, damit sich der Weg über den Winter verfestigen kann.  

Neben der Uferbefestigung wurden auch 16 Bänke rund um den See ertüchtigt und mit neuen Sitzbrettern versehen.

Warum kam es zu Verzögerungen der Maßnahme?

Bleiben Sie auf den Wegen

Bitte bleiben Sie im Stadtwald auf den vorhandenen Wegen.

Den Erholungssuchenden steht  zwischen Eiskanal und Lechstaustufe 23 ein mit mehr als 60 km Länge gut ausgebautes Wegenetz zur Verfügung. Diese Wege führen dabei durch das Naturschutzgebiet Stadtwald mit wertvollen Biotopen und Ruhezonen für Wildtiere und Pflanzen. Bitte verlassen aus Gründen des Wild- und Naturschutzes die ausgewiesenen Wege nicht.

Das Reiten im Stadtwald ist nur auf den gewidmeten (asphaltierten) Forststraßen  und ausgewiesenen Reitwegen erlaubt (Verweis auf Naturschutzgebietsverordnung Stadtwald Augsburg, § 4 (2) Nr. 2). Bitte nehmen Sie hier Rücksicht auf die Spaziergänger.

Gab es Auswirkungen auf den Baumbestand?

Um weder die angrenzenden Wege noch die Bäume im Uferbereich zu gefährden, wurden für die Sanierungsarbeiten den vorliegenden Gegebenheiten angepasste Maschinen verwendet. Äste, die über den Uferbereich ragten, wurden lediglich abschnittsweise zur Seite gedrückt, sodass es weder zu Schäden am ufernahen Baumbestand noch im umliegenden Wurzelbereich kam.

Was hat die Maßnahme gekostet?

Die Baumaßnahme kostete ungefähr 40.000 EUR weniger als eingeplant. Insgesamt liegen die Sanierungskosten für alle Untersuchungen, Gutachten, Filme, Prüfungen, Planungen und Bauausführungen bei circa 358.000 EUR. Damit bleiben die Gesamtkosten unter dem geplanten Ansatz. Die Finanzierung enthält eine Spende der Stadtsparkasse Augsburg in Höhe von 120 000 Euro.

Welche Tiere leben am und im Stempflesee?

Den Stempflesee nutzen verschiedene Wasservögel, darunter zum Beispiel Schwäne, Enten und Gänse. Da sich der See im Trinkwasserschutzgebiet befindet, ist die Fütterung der Wasservögel unerwünscht. Darüber hinaus leben im See Karpfen, Brassen, Forellen, Hechte, Schleien und weitere Fischarten. Die Fische wurden während der Maßnahme aus dem See entnommen, um sie vor Schaden zu bewahren.  

Woher stammt das Wasser des Stempflesees?

Das Wasser des Stempflesees wird vom Zigeunerbach durchflossen. Dieser wiederum speist sich aus dem Brunnenbach. Beim Brunnenbach handelt es sich um einen Quellbach – das erklärt das glasklare Wasser des Stempflesees. Der Brunnenbach ist einer der wichtigsten Quellbäche in Augsburg. Seine Quellen liegen rund acht Kilometer südlich im Haunstetter Wald.

Wie sieht die Entstehungsgeschichte des Sees aus?

Bereits 1915 wurde vom Augsburger Magistrat der Entschluss gefasst, eine vorhandene Kiesgrube zu einem See umzugestalten. Der künstliche See wurde zu Erholungszwecken direkt neben der damaligen Ausfluggaststätte „Zu den sieben Tischen“ angelegt. Im Sommer 1924 wurde mit dem Bau des „Lust-Sees“ begonnen. Er wurde als „Notstandsarbeit“ durch Arbeitslose angelegt. Die Abdichtungsarbeiten zogen sich dann bis ins Jahr 1926, da der eingeleitete Zigeunerbach zunächst im neu geschaffenen Seeboden versickerte. Ein Bombentreffer im Jahre 1944 ließ den See auslaufen. Seit der Sanierung im Jahr 1946 befindet sich wieder Wasser im See.

Woher kommt der Name Stempflesee?

Der städtische Amtsträger, Magistratsrat Gottfried Stempfle, hatte sich um den See bemüht. Ihm zu Ehren erhielt er am 13. April 1924 den Namen Stempflesee.

Im Stempflesee sind sehr viele Fische zu sehen. Welche Fische sind dies?

Im Stempflesee leben v.a. Karpfen (Spiegel- und Graskarpfen), aber auch andere Fischarten wie Brassen, Schleien und Hechte.

Was passiert mit den Fischen? Werden sie im Herbst abgefischt?

Die Fische werden nicht abgefischt.

Wo brüten die großen Populationen von Wasservögeln, die am Stempflesee zu sehen sind?

Die Wasservögel brüten nicht am Stempflesee und in der direkten Umgebung. Die genauen Brutorte sind der städtischen Forstverwaltung unbekannt.

Dürfte man darin baden?

Das Baden ist im Stempflesee sowie in allen übrigen Gewässern des Haunstetter Waldes und des Siebentischwaldes verboten, ausgenommen hiervon sind in Teilabschnitten nur der Lech, der Hauptstadtbach und der Lochbach (siehe Verordnung der Stadt Augsburg über Badeverbote § 1 Abs. 26).

Ist das Füttern der Fische und Wasservögel erlaubt?

Da sich der See im Trinkwasserschutzgebiet befindet, ist die Fütterung der Wasservögel und Fische unerwünscht.

Warum gibt es dort keinen Futterautomat mit artgerechtem Futter, da der See doch ein beliebtes Ausflugsziel für Groß und Klein ist?

Der Stempflesee befindet sich im Trinkwasserschutzgebiet der Stadt Augsburg, genauer in der Engeren Schutzzone W II. Der Schutz des Trinkwassers hat höchste Priorität. Verunreinigungen sind zu vermeiden. Die Errichtung eines Fütterungsautomaten verstärkt in der Regel die Fütterungsaktivitäten. Die Eutrophierung des Gewässers und der Gewässerumgebung würde vorangetrieben und weitere Wasservögel angelockt werden. Im Hinblick auf die entstehenden Verunreinigungen durch Fütterungsmaterial und einem vermehrten Vorkommen von Wasservögeln ist dies im Trinkwasserschutzgebiet unerwünscht.

Der Zigeunerbach, der den Stempflesee durchfließt, versorgt darüber hinaus den Augsburger Zoo mit Nutzwasser. Eine verstärkte Fütterung würde die Wasserqualität für die Zootiere mindern.

Welche Besonderheiten zeichnen den Stempflesee aus?

Das Wasser des Stempflesees wird vom Zigeunerbach durchflossen. Dieser wiederum speist sich aus dem Brunnenbach. Beim Brunnenbach handelt es sich um einen Quellbach. Dies erklärt das klare Wasser des Stempflesees. Seine Quellen liegen rund acht Kilometer südlich im Haunstetter Wald. Der Brunnenbach war einst eine der der wichtigsten Trinkwasserquellen Augsburgs. Der Brunnenbach versorgte die Wassertürme am Roten Tor mit Trinkwasser, das dann in der Stadt weiterverteilt wurde. Ihm und anderen Brunnenbächen in Augsburg ist eine Figur am Augsburger Augustusbrunnen gewidmet.