Gedenkstunde für die Opfer des Genozids an den Sinti und Roma

29.07.2022 11:42 | Pressemitteilungen

Mit Oberbürgermeisterin Eva Weber, der Vorsitzenden des Regionalverbands Deutscher Sinti und Roma Schwaben Marcella Reinhart und Bürgerrechtsaktivistin Uta Horstmann

  • Tag: Dienstag, 2. August 2021
  • Zeit: Ab 17 Uhr
  • Ort: Nordfriedhof, Talweg 2 (Aussegnungshalle)

Die Stadt Augsburg und der Regionalverband Deutscher Sinti & Roma Schwaben e.V. lädt am Dienstag, 2. August, um 17 Uhr, zu einer Gedenkstunde für die Opfer des Genozids auf dem Nordfriedhof (Talweg 2, Aussegnungshalle) ein. Dabei soll an die Verfolgung und Ermordung vieler Sinti und Roma während der NS-Zeit erinnert und zugleich ein Zeichen gegen neue Formen von Rassismus und Antiziganismus gesetzt werden.

Die Veranstaltung ist frei zugänglich.

Oberbürgermeisterin Eva Weber und Marcella Reinhart, die Vorsitzende des Regionalverbands Deutscher Sinti und Roma Schwaben, werden die Gedenkveranstaltung eröffnen. Als Gastrednerin ist die Bürgerrechtsaktivistin Uta Horstmann eingeladen. Sie hatte 1980 am Hungerstreik im ehemaligen Konzentrationslager Dachau teilgenommen, mit dem die Sinti und Roma erfolgreich auf den Genozid und ihre anhaltende Stigmatisierung aufmerksam machten. Für ihr jahrzehntelanges Engagement gegen Ausgrenzung und Diskriminierung wurde Uta Horstmann 2017 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

 

Bezug zum Nordfriedhof

Der Ort der jährlichen Veranstaltung ist bewusst gewählt: Eine vom Regionalverband Deutscher Sinti und Roma initiierte Gedenktafel erinnert seit einigen Jahren an der Aussegnungshalle an die Verfolgung und Ermordung auch zahlreicher Augsburger Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Nordfriedhof ist dem „Fischerholz“, wo sich nach 1945 zahlreiche Sinti und Roma ansiedelten, am nächsten gelegen. Nach Schätzung des Regionalverbands gibt es hier annähernd 100 Gräber von Sinti, Roma und Reisenden. Darunter befinden sich auch die letzten Ruhestätten von mindestens 45 Menschen, die während der NS-Zeit verfolgt wurden, den Holocaust aber überlebten.

 

Hintergrund

Im Jahr 2015 regte das Europäische Parlament an, den 2. August als europäischen Gedenktag für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma einzuführen. Seither wird an diesem Tag an die Opfer des „Porajmos“ (dt. „das Verschlingen“) erinnert, wie dieser Völkermord in der Sprache der Roma genannt wird. Das konkrete Datum bezieht sich auf die Ermordung einer letzten, im sogenannten „Zigeunerlager“ des KZ Auschwitz-Birkenau verbliebenen Gruppe von ca. 4.200 Sinti und Roma - hauptsächlich Frauen, Kinder und alte Menschen - die in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 von der SS ermordet wurden. Bereits seit Februar 1943 erfolgte die systematische Deportation der Sinti und Roma nach Auschwitz, wo die meisten der etwa 22.000 Inhaftierten durch planmäßige Mangelernährung, Zwangsarbeit, medizinische Versuche oder in den Gaskammern den Tod fanden.

 

Porajmos – der „vergessene Holocaust“

Insgesamt wurden im Deutschen Reich und den von den Deutschen besetzten Ländern Osteuropas bis zu eine halbe Million Sinti und Roma von den Nationalsozialisten umgebracht. Noch immer gilt der „Porajmos“ als ein „vergessener Holocaust“, weil er in der Öffentlichkeit kaum bekannt ist und die Überlebenden lange dafür kämpfen mussten, überhaupt als Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung anerkannt zu werden. Auch „Wiedergutmachungsleistungen“ erhielten sie spät oder nie.