Wertvoller Silberpokal für Augsburger Lechmeister jetzt im Maximilianmuseum

22.03.2021 15:27 | Pressemitteilungen

Stadtgeschichtlich bedeutende Dauerleihgabe aus Privatbesitz war im Jahr 1690 ein kaiserliches Ehrengeschenk für Georg Groß

Der teilweise vergoldete und filigran gearbeitete Lech- meisterpokal von 1690 ist nun als Dauerleihgabe in der Goldschmiede-Abteilung im Maximilianmuseum zu sehen. Bildnachweis: Kunstsammlungen & Museen Augsburg / Karolin Rapp

  • Kaiserliche Ehrung für Augsburgs Lechmeister Georg Groß (gest. 1695)
  • Lechmeister waren zuständig für Wasserversorgung
  • 1690 von Augsburger Goldschmied Georg Winkler als Deckelpokal gefertigt
  • Herausragende Kenntnisse der Augsburger Wasseringenieure ausgezeichnet
  • Teil verschiedener Kunstsammlungen
  • 2020 bei Sothebys von Privatsammler ersteigert
  • Dauerleihgabe nun in Goldschmiede-Abteilung

Passend zum heutigen Welttag des Wassers freut sich das Maximilianmuseum der Kunstsammlungen und Museen Augsburg über einen bedeutenden Neuzugang für die Goldschmiede-Abteilung in der Dauerausstellung. Es handelt sich um einen gut 50 Zentimeter hohen Pokal – ein Ehrengeschenk Kaiser Leopolds I. an den Augsburger Lechmeister Georg Groß (gest. 1695). Den teilvergoldeten Silberpokal fertigte 1690 der Augsburger Goldschmied Georg Winkler. Die wertvolle Goldschmiedearbeit ist eine Dauerleihgabe aus Privatbesitz.

Lechmeister waren für Wasserversorgung zuständig

Die Wasserversorgung der Reichsstadt beruhte auf einem weitläufigen Netz von Bächen und Kanälen, die vom Lech, aus der Meringerau (heute Siebenbrunn), der Haunstetterau und dem Stadtwald in die Stadt geleitet wurden. Für die Instandhaltung insbesondere von Hochablass, Lechkanälen und wassergetriebenen Mühlen war der Lechmeister zuständig, ein angesehener und gut bezahlter Bediensteter der Stadt. Der von 1658 bis 1695 als Lechmeister tätige Georg Groß verfügte als gelernter Zimmermann über exzellente Kenntnisse auf dem Gebiet der Wasserversorgung. Seine Bestallungsurkunde von 1658 befindet sich im Augsburger Stadtarchiv.

Schaft des Pokals als Bildnis-Statuette gestaltet

Zu Groß´ Auftraggebern zählte auch der Wiener Hof. Kaiser Leopold I. schenkte ihm 1690 auf dem Augsburger Kurfürstentag zum Dank für verschiedene im Auftrag des Kaisers gefertigte Entwürfe und „wegen seines rühmlichen Fleißes und treugeleisteter Arbeit“ einen silbernen Deckelpokal. Die Verleihung eines solchen Ehrengeschenks war äußerst selten und kann somit als besonderer Schmuck für die herausragenden Fähigkeiten der Augsburger Wasseringenieure gelten. Der Schaft des Pokals ist als Bildnis-Statuette des Lechmeisters gestaltet. Er stützt sich auf einen Maßstock. Die Kuppa (Trinkschale) schmücken außen Porträts Kaiser Leopolds, seiner Gemahlin Eleonore und ihres Sohns Joseph. Er wurde 1690 in Augsburg zum Römischen König gekrönt und war damit Nachfolger Leopolds. Die Krönungszeremonie fand im Dom statt. „Der Pokal für Lechmeister Georg Groß ist ein herausragendes Zeugnis der Augsburger Stadt-, Kunst- und Technikgeschichte“, so Dr. Christoph Emmendörffer, der Leiter des Maximilianmuseums.  

Pokal war bereits Teil verschiedener Kunstsammlungen

Noch im 18. Jahrhundert befand sich der Pokal im Besitz von Groß´ Nachfahren in Ulm. Im 19. Jahrhundert erwarb ihn Carl Meyer Rothschild in Frankfurt, dessen bedeutende Sammlung an Goldschmiedearbeiten 1911 in Paris versteigert wurde. Seitdem besaßen ihn die vermögenden jüdischen Kaufleute Henry und Emma Budge in Hamburg. Ihre herausragende Kunstsammlung wurde mit dem Tod Emma Budges 1937 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und in Berlin zwangsversteigert. Der Pokal gelangte in österreichischen Privatbesitz. 1968 war er in der Ausstellung „Augsburger Barock“ im Augsburger Rathaus zu sehen. Erst kürzlich wurde die Goldschmiedearbeit an die Erben Emma Budges restituiert, die sie 2020 bei Sotheby´s London versteigern ließen. Der Pokal ist seitdem in deutschem Privatbesitz und wurde nun dem Maximilianmuseum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

Der Lechmeister-Pokal kann bei Museumsöffnung in der Goldschmiede-Abteilung besichtigt werden.    

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