Augsburger Kammgarnspinnerei

Die im Jahre 1836 gegründete Augsburger Kammgarnspinnerei (AKS) gehörte zu den traditionsreichen Augsburger Textilbetrieben, die wie viele dieser Betriebe in den europäischen Hochlohnländern von dramatischen Einbrüchen in der Textilproduktion betroffen war. Im April 2004 musste die AKS, die im Jahre 1986 noch 680 Mitarbeiter beschäftigte, die Textilproduktion einstellen.

Auf dem zwischen Provinostraße, Schäfflerbachstraße und Prinzstraße gelegenen Betriebsgelände befanden sich zahlreiche Gebäude, von denen mehrere teilweise bereits seit längerer Zeit nicht mehr genutzt wurden. Das Areal entwickelte sich deshalb zu einer Industriebrache.

In enger Abstimmung zwischen dem Eigentümer und der Stadt Augsburg wurde das ca. 7 Hektar große Gelände auf Grundlage verschiedener Planungen und Konzepte städtebaulich neu geordnet und entwickelt. Mittlerweile entstand auf der ehemaligen Brachfläche ein modernes Miteinander von Wohnen, Gewerbe, Handel, Kultur und sozialen Einrichtungen. Vieles erinnert hier immer noch an die textile Vergangenheit des Quartiers. Dies macht das Gelände einzigartig und zu einem Aushängeschild der Augsburger Stadtplanung, was im Jahr 2016 sogar mit dem Preis für Baukultur der Metropolregion München honoriert wurde.

Wohnen, Gewerbe, Handel

Im gesamten Kammgarnquartier sind mittlerweile umfangreiche Baumaßnahmen im Gang bzw. weitestgehend abgeschlossen. Es entstand Wohnbebauung im Geschosswohnungsbau aber auch als Reihen-, Doppel und Einzelhäuser. Teils in historischen und teils in neu errichteten Gebäuden siedelten sich ein Lebensmittelvollsortimenter und ein Discounter sowie kleine Läden, Gewerbe, Büros und Dienstleister an. Im ehemaligen Kesselhaus soll noch im Jahr 2021 ein Design-Hotel eröffnet werden.

Kultur

Das staatliche Textil- und Industriemuseum (tim) hat bereits im Jahr 2010 seine Pforten in einem historischen Gebäude geöffnet und war damit der Antriebsmotor für die gesamte Quartiersentwicklung. Im Jahr 2015 folgte das Stadtarchiv. Nun werden abertausende historische Dokumente im Textilviertel nach modernen konservatorischen und archivfachlichen Anforderungen aufbewahrt und erschlossen. Darüber hinaus bezog das Zentraldepot der Stadtarchäologie im Herbst 2017 einen daran anschließenden Gebäudeteil.

Soziales

Neben der Rudolf-Steiner-Schule eröffnete im Jahr 2013 das Internationale Kinderhaus Augsburg als Bildungseinrichtung auf dem AKS-Gelände. Der benachbarte denkmalgeschützte Färberturm wird seit Herbst 2020 von der Bürgeraktion Textilviertel e.V. genutzt. In einem weiteren unter Denkmalschutz stehenden Gebäude ist die Kammgarn-Moschee beheimatet.